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0716 - Der Flammen-Friedhof

0716 - Der Flammen-Friedhof

Titel: 0716 - Der Flammen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alle Brände kommen lassen, die in den letzten drei Monaten in London gewütet haben.«
    Bill bekam Glotzaugen. »Weißt du, wie lange wir da sitzen können, John?«
    »Sicher weiß ich das. Aber wolltest du denn nicht die Nacht durchmachen, Freund?«
    »Aber nicht auf diese Weise.« Bill war sauer, stieg ein und sprach in der nächsten halben Stunde kein Wort mit mir.
    Ich sagte nur noch einen Satz: »Versprochen ist versprochen, Bill…«
    ***
    Noch nie in ihrem Leben hatte Doris Pilgrim so geflucht wie in der letzten Zeit.
    Sie gehörte zu denjenigen Menschen, die durch die Maschen des sowieso schon schwachen sozialen Netzes hindurchgerutscht waren und nicht nur den Job, sondern auch die kleine Wohnung verloren hatten, aber irgendwo leben mussten.
    Da gab es dann Möglichkeiten. In gewissen Vierteln hatte die Stadt alte Häuser angemietet. Regelrechte graue Mietskasernen, sie umgebaut, sodass die doppelte Anzahl von Bewohnern hineingestopft werden konnte und diese einzelnen, dicht stehenden Häuser dann durch einen Innengang miteinander verbunden, der bei den übrigen Bewohnern nur als »the road« bezeichnet wurde.
    Es war der Gang, wo man sich traf. Wo man redete, wo man feierte, wo man sich stritt und wo dann manche Streiterei zu einer wilden Schlägerei ausartete.
    Die Sprache der Gewalt stand hier ganz oben. Eine natürliche Folge, wenn Menschen auf zu engem Raum zusammengepfercht lebten.
    Doris Pilgrim und ihre Mutter bewohnten ein Zimmer. Eine Waschgelegenheit war zwar vorhanden, aber keine Toilette und erst recht keine Dusche oder Badewanne. Die Toiletten befanden sich auf dem Flur, wurden von zahlreichen Mitbewohnern ebenfalls benutzt und sahen entsprechend aus.
    Depression, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit – das waren die drei Hauptbegriffe der hier lebenden Menschen, die man in ein verfluchtes Ghetto gepfercht hatte.
    Doris Pilgrim war neunundzwanzig. Sie hatte sich früher einmal als nett angesehen, jetzt aber konnte sie sich nur noch als Schlampe bezeichnen und darüber ärgerte sie sich.
    Hin und wieder machte sie ein paar Pfund. Dann ging sie in irgendwelchen obskuren Kneipen kellnern. Und was sich dort als Gäste herumtrieb, konnte man vergessen.
    An diesem Abend war auf der Road wieder etwas los. Einige Männer hatten Geld bekommen und einen Teil davon in Schnaps umgesetzt. Die harten Drinks waren hier an der Tagesordnung, nur so ließ sich das Leben aushalten.
    Doris’ Mutter lag seit einigen Tagen im Bett. Eine schwere Erkältung hatte sie niedergeworfen. In ihrem Alter war das nicht ungefährlich, eine Lungenentzündung hatte sie schon hinter sich.
    Doris Pilgrim hatte ihr Medizin mitgebracht, einen nicht mal preiswerten Hustensaft. Sie hatte an diesem Tage einige Stunden in einem Lager gearbeitet und war cash entlohnt worden. Zwar ein mehr als bescheidener Lohn, aber besser als nichts.
    Die alte Frau lächelte ihre Tochter an. Das Bett stand dicht an der Wand, die trotz des heißen Sommers ihre Feuchtigkeit nicht verloren hatte. Sie zog sich wie ein Schatten durch das graue Gemäuer und so etwas sorgte für Krankheiten wie Rheuma oder Gicht.
    »Hier, nimm das, Mutter«, sagte Doris und schob ihr den Löffel mit der dunklen Flüssigkeit zu.
    »Danke.« Sie schluckte die Medizin, legte sich wieder zurück und schloss die Augen. »Ich bin dir eine Last, Doris, eine sehr schwere Last. Allein würdest du weiter kommen, nicht wahr?«
    »Das stimmt nicht, Mutter, und das weißt du auch. Es ist nicht unsere Schuld, dass wir hier hausen müssen. Und es ist auch nicht meine Schuld, dass ich keinen anständigen Job bekomme und nur immer den letzten Dreck für den miesesten Lohn ausführen muss. Das weißt du alles, Mutter, aber ich schwöre dir, dass wir es schaffen. Irgendwann kommen wir hier raus, das ist versprochen.«
    »Die Umgebung, Kind, sie ist nichts für uns. Sie ist einfach grauenvoll und so abstoßend.«
    »Das weiß ich, Mutter.«
    »Sie werden in der Nacht wieder randalieren. Es ist das Wetter dafür, die Stimmung. Ich spüre, dass sie schon jetzt anfängt zu kochen. Bald ist es dunkel, da geht es dann rund. Dann werden sie sich wieder gegenseitig schlagen.«
    Doris Pilgrim enthielt sich einer Antwort. Sie wusste aber, dass ihre Mutter Recht hatte. Mit einem entschlossenen Ruck zog sie den roten Pullover zurecht, den sie zur weißen Hose trug. Beide Kleidungsstücke waren sehr dünn und eigentlich dem Sommer angepasst. Und die Hitze lagerte eigentlich immer in diesem verdammten Bau, der

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