0716 - Unheil aus fremder Dimension
wenig begeistert von der Aussicht, ebenfalls in einem Gefängnis der Rechenkünstler zu landen. „Auf der anderen Seite wird es allmählich langweilig, immer untätig in dieser Kommandozentrale herumzusitzen und Däumchen zu drehen."
„Ich beklage mich nicht über Langeweile", behauptete Ting Suin und deutete auf den Bildschirm. „Seht nur, es geht los! Die Instrumente des Analysators zeigen erhöhte Energieabstrahlung an. Keine Magnetfelder im fünfdimensionalen Sinn. Merkwürdig!"
„Was ist daran merkwürdig?" wollte Kato Gemschel wissen.
„Arbeiten die Kelosker vielleicht mit Kräften der sechsten Dimension?"
„Ich fürchte", klärte Ting Suin ihn auf, „sie tun das wirklich. Was die nächste Dimension angeht, so können sie die wahrscheinlich erst rechnerisch erfassen und Theorien ausarbeiten. Ich hoffe es wenigstens."
Er ahnte nicht, wie nahe er mit seiner Vermutung der Wahrheit kam. Rhodan hatte es sogar in der Praxis erfahren müssen. Und erst recht Gucky.
Langsam, unendlich langsam nur begann sich das Shetanmargt von der Stelle zu bewegen, immer im Zentrum des Kreises, der von den Schiffen des Konvois gebildet wurde. Allmählich nur nahm die kleine Flotte Fahrt auf, ohne sich um die BRESCIA zu kümmern, die ihr im gleichbleibenden Abstand folgte.
Im Verlauf der nächsten Stunden erhöhte sich die Geschwindigkeit derart, daß jeden Augenblick das Eintauchen in den Hyperraum erfolgen mußte.
„Gleich werden sie verschwinden", sagte Kaybrock, der seine drohende Übermüdung mit Präparaten bekämpfte. „Ting Suin, bereiten Sie die Programmierung der Koordinaten nach Borghal vor. Wir werden keine Zeit mehr verlieren."
„Ich habe ein ungutes Gefühl", eröffnete ihm der Orter. „Wir lassen Rhodan, Gucky und Hellmut im Stich - oder ist es nicht so?"
„Keineswegs! Wir werden fast zur gleichen Zeit wie das Shetanmargt auf Last Stop eintreffen."
Auf dem Bildschirm war der davonrasende Konvoi noch zu erkennen, aber dann begannen sich die Konturen zu verwischen, die Schiffe wurden transparent - dann verschwanden sie plötzlich.
Sie hatten das normale Einstein-Universum verlassen.
Kaybrock programmierte den Linearkomputer mit den notwendigen Daten. Man würde die Sonne Borghal in einer einzigen Etappe erreichen können, denn sie war nicht weit entfernt. Schon mit bloßem Auge war der grüne Stern deutlich zu erkennen, bei Vergrößerung verwandelte er sich bereits in eine deutlich sichtbare Scheibe.
Als die günstigste Linear-Eintritts-Geschwindigkeit erreicht war, zögerte Kaybrock nicht länger. Mit einem Knopfdruck leitete er den automatisch verlaufenden Vorgang ein, und wenig später tauchte auch die BRESCIA in den Linearraum ein.
*
Die Stadt Phelwhug war längst nicht so groß wie Takroph, die Hauptstadt des Planeten Takrebotan. Aber auch sie besaß einen beachtlichen Raumhafen und riesige Lagerhallen für Güter aller Art.
Die Gebäude der Stadt waren monströs, plump und unschön.
Dazwischen lagen breite Straßen und Parks mit den dornigen Buschbäumen.
In unmittelbarer Nähe des Raumhafens stapelten sich ungefüge Kisten aus Metall zu Bergen auf. Sie beinhalteten hochspezialisierte Rechengehirne, die zum größten Teil brandneu aus den Fabriken hier abgeliefert worden waren. Der Zweck war offensichtlich: in Phelwhug wurde alles Material konzentriert, das vor den Laren und auch vor dem drohenden Dimensionstrichter in Sicherheit gebracht werden sollte.
Wahrscheinlich sollte alles so bald wie möglich von hier aus nach Last Stop gebracht und in der SOL verstaut werden.
Kaybrock und seine Kollegen, sowie die leitenden Offiziere der BRESCIA, erfuhren diese Dinge erst nach und nach, den Rest reimten sie sich zusammen. Im Augenblick galt ihre Hauptsorge den Gefangenen, die sie befreien wollten.
Der Kreuzer schwebte in großer Höhe über der Stadt, und wenn die Kelosker ihn bemerkt hatten, so kümmerten sie sich nicht um ihn. Das war bei ihrer Intelligenz und ihrem technischen Können zumindest verwunderlich, wenn nicht gar unbegreiflich. Oder hatten sie soviel mit sich selbst und ihren Problemen zu tun, daß ihnen keine Zeit blieb, die lästigen Terraner zu verscheuchen?
Kaybrock, der sich eine Menge Gedanken über das Verhalten der Kelosker machte, konnte natürlich nicht ahnen, daß diese genialen Rechenkünstler mit ihren empfindlichen Spezialinstrumenten einen bevorstehenden Ausbruch der Großen Schwarzen Null registriert hatten und nun damit beschäftigt waren, das
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