0716 - Unheil aus fremder Dimension
die im Norden und Osten von schneebedeckten Achttausendern begrenzt wurde. Im Westen lagen die Ebenen und Urwälder, im Süden ein Meer. Man konnte es vom Landeplatz der SOL aus sehen und das Rauschen des fast zwei Kilometer breiten Wasserfalls hören.
Die SOL war kein vollständiges Schiff mehr. Ursprünglich hatte es im Aussehen einer gigantischen Hantel geähnelt, aber einer der zweieinhalb Kilometer Kugelraumer war unterwegs zur fernen Milchstraße. Auf Last Stop gestrandet waren das tausendfünfhundert Meter lange und ebenso dicke Mittelstück und der zweite Kugelraumer. Damit besaß die Rest-SOL eine Gesamtlänge von noch vier Kilometern.
Die aus dem Schiff vertriebene Besatzung hatte ihren Schock überwunden und kehrte allmählich aus den Buschwäldern zurück, die nördlich des Landeplatzes Schutz und Deckung boten. Männer und Frauen lagerten zwischen Einrichtungsgegenständen und Material, das von den Keloskern aus der SOL gebracht worden war, um Platz für die eigenen Geräte und Instrumente zu schaffen, die in Sicherheit gebracht werden sollten.
Niemand konnte sich weiter dem Schiff nähern, ohne Gefahr zu laufen, abermals paralysiert zu werden. SENECA, das Positronengehirn der SOL, hatte die Terraner in Stich gelassen und sich auf die Seite der Kelosker gestellt. Das konnte niemand begreifen, und es gab auch keine logische Erklärung. Der Versuch des. Roboters Paladin, SENECA zu desaktivieren, war fehlgeschlagen.
Aber zwei Siganesen waren in dem Schiff zurückgeblieben. Auf sie setzten die Männer und Frauen der SOL ihre letzte Hoffnung - und natürlich auf Rhodan, der von seinem Flug mit der BRESCIA noch nicht zurückgekehrt war.
Dr. Vanbelt, Astrophysiker, und seine Tochter Julia hatten sich ein wenig von der Gruppe der Terraner entfernt und waren ein Stück in südliche Richtung gewandert, immer dem Rauschen des Wasserfalls nach. Leutnant Fuma von der Astronautischen Abteilung war ihnen gefolgt und holte sie in der Nähe der Küste ein. Da er mit Julia schon seit längerer Zeit eng befreundet war, wunderte sich der Physiker nicht darüber.
„Es könnte eine wunderbare Welt sein", sagte Julia laut, um das stärker werdende Tosen des Wassers zu übertönen. „Ein Naturwunder wie dieses soll es auf unserer Erde nicht geben.
Man möchte vergessen, daß wir hier festgehalten werden."
„Gegen unseren Willen!" betonte ihr Vater und sah hinauf in den wolkenlosen Himmel. Die Sonne senkte sich bereits nach Westen, und es würde bald dämmrig werden. „Aber wenigstens nicht mit Gewalt."
„Nein, man könnte es als sanften Zwang bezeichnen", stimmte der Leutnant zu. Er schien über die Tatsache nicht sonderlich traurig zu sein. „Wenn die BRESCIA morgen nicht zurückkehrt, planen einige meiner Kollegen und ich eine Expedition in die Wälder. Man muß sich die Zeit vertreiben."
„So, so", meinte Vanbelt etwas skeptisch. „Als ob es bei der SOL nicht genügend Abwechslung gäbe! Sicherlich werden Sie mich nun fragen, ob ich etwas dagegen habe, wenn Julia Sie begleitet. Fragen Sie nicht erst! Die Antwort ist: nein!"
„Aber Vater...", begann Julia, wurde aber unterbrochen: „Leutnant, Sie wissen, daß ich Sie sehr schätze, aber ich kann nicht zulassen, daß Sie mein Kind einer unbekannten Gefahr aussetzen. Ausgerechnet in die Wälder! Machen Sie Spaziergänge hier am Strand, immer in Sichtweite der SOL, dann können Sie Julia meinetwegen mitnehmen."
Fuma atmete sichtlich erleichtert auf.
„Natürlich, das Meer ist auch viel schöner. Dann gehen meine Kollegen eben ohne mich."
Vanbelt blieb stehen, um den in die Tiefe donnernden Wasserfall zu betrachten.
„Und Sie gehen allein mit Julia, nicht wahr? Ich muß gestehen, Sie sind ein ausgezeichneter Taktiker, Leutnant. Zuerst jagen Sie mir einen Schreck ein, damit ich von vornherein selbst einen von Ihnen gewünschten Vorschlag mache. Sehr klug, wirklich."
„Du bist ungerecht, Vater. Fuma und ich kennen uns schon lange genug, um nicht auf solche Heimlichkeiten angewiesen zu sein. Außerdem kannst du ja mit uns kommen."
Der Physiker lächelte nachsichtig.
„Natürlich könnte ich das, aber ich tue es nicht. Rhodan kann jeden Augenblick zurückkommen, und das möchte ich nicht versäumen."
Sie wanderten noch einige hundert Meter weiter, bis sie den Rand des Wasserfalls erreichten. Das Tosen und Donnern der herabstürzenden Massen war so ohrenbetäubend, daß jedes Sprechen überflüssig wurde. Stumm standen die drei Terraner vor dem
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