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0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
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Nicole.
    »Das wollte ich hören.«
    Und so ging es fort…
    Die Abenddämmerung sandte ihre ersten Vorboten in den Wald links und rechts der Fahrbahn. Das Wohnmobil rollte wie am Grund eines Canyons aus Baumriesen entlang. Nur hoch droben zeigte sich noch ein grauer Streifen Tageshimmel, der aber auch zusehends dunkler und schließlich eins mit den schwarzen Baumwipfeln wurde.
    »Guck doch bitte mal auf die Karte«, sagte Zamorra nach - wie es ihm vorkam - drei- oder vierhundert Stunden. »Bis Elkhart kann es nicht mehr weit sein.«
    Nicole hatte auf der bisherigen Strecke Wegmarken mit der Karte abgeglichen und wusste in etwa, wo sie sich befanden.
    »Stimmt«, sagte sie. »Wenn du zur Abwechslung ein bisschen draufdrückst, könnten wir in einer halben Stunde dort sein - wenn du allerdings so weiterfährst…« Sie ließ den Rest unausgesprochen und zwinkerte ihm schelmisch zu.
    »Ich hätte nicht übel Lust, dich übers Knie zu legen, Squaw mit spitzer Zunge, du!«
    »Ach ja? Mach doch - bitte!«, witzelte sie.
    Zamorra ignorierte die letzte Bemerkung seiner Gefährtin, knipste die Kabinenbeleuchtung an und beugte sich ein wenig zum Beifahrersitz hinüber. »Lass mich mal sehen, wo wir genau sind. Vielleicht sollten wir ja tatsächlich hier irgendwo übernachten und erst bei Tagesanbruch nach Elkhart…«
    Weiter kam er nicht.
    Nicoles Aufschrei ließ ihn eine halbe Sekunde stocken.
    Eine halbe Sekunde zu lang!
    Ihre Warnung klang ihm noch in den Ohren, als er auch schon das dumpfe Aufschlaggeräusch hörte.
    Pass auf! Da ist ein Kind…!, hatte Nicole in eben dem Augenblick gerufen, da er sein Augenmerk auf die Karte gerichtet hatte.
    Zamorras Kopf schnappte ruckhaft herum, sein schreckensweiter Blick fiel durch die Frontscheibe auf den Lichtteppich, den die Scheinwerfer über die löchrige Fahrbahn legten.
    Dann sah er das Kind - wie es hart stürzte und reglos liegenblieb.
    ***
    Zamorra ignorierte seine Schrecksekunde und vergeudete auch keine Zeit mit Flüchen oder Selbstvorwürfen.
    Bremsen und den Automatik-Wahlhebel in Park- Stellung zu bringen war eins. Mit der linken Hand öffnete er da bereits die Fahrertür des Wohnmobils, und dann war er auch schon draußen.
    Während er auf das immer noch reglos daliegende Kind zueilte, hörte er dicht hinter sich Nicoles Schritte.
    Das Kind lag mit dem Gesicht nach unten auf dem holprigen Fahrweg. Trotzdem meinte Zamorra zu erkennen, dass es ein Junge war, wenn auch mit mädchenhaft langem Haar.
    Zehn, vielleicht elf Jahre, schätzte er anhand der Größe des Kindes, das eine Umhängetasche trug, als wäre es eine größere Strecke unterwegs gewesen.
    Die Kleidung fiel ihm noch auf im Scheinwerferlicht - schlicht, aus grobem Leinen, offenbar selbstgenäht, allerdings von überaus fertiger Hand.
    Dann war er bei dem Jungen, ging neben ihm in die Knie - und da rührte sich das Kind.
    Bewegte die Arme, stützte die Hände auf und stemmte sich hoch. Wandte den Kopf. Haare hingen ihm in die Stirn und bis über die Augen. Auf den Wangen klebte erdiger Schmutz vom Boden.
    Im Licht der Scheinwerfer war das Gesicht von geisterhafter Blässe.
    Nein, dachte Zamorra wie auf einem Nebengleis seiner Gedanken, nicht im Scheinwerferlicht, nicht wegen des Scheinwerferlichts, sondern -
    Der Gedanke lief ins Nichts, sein Denken rollte aufs Hauptgleis zurück.
    »Bist du verletzt?«, hörte Zamorra sich fragen. Mochte sein Körper auch blitzschnell und zielstrebig reagiert haben, der Schrecken saß doch tief in ihm und gab ihm ein bisschen das Gefühl, neben sich zu stehen.
    »Ganz ruhig. Beweg dich nicht, okay?«, redete Nicole auf den Jungen ein und wollte vorsichtig nach ihm greifen.
    Doch der Junge hob die Hand und strich sich das Haar aus den Augen.
    Aus Augen, die…
    Zamorra stockte der Atem.
    Eine Sekunde lang sah der Junge zum Wohnmobil hin, direkt ins Licht, interessiert, mit buchstäblich kindlicher Neugier. Dann wandte er den Kopf ein wenig, schaute Nicole an, betrachtete auch sie mit sichtlichem Interesse. Anschließend gönnte er Zamorra einen Blick von gleicher Art.
    Und dann sprang er auf und rannte davon!
    So flink, als sei nichts geschehen, als sei er nicht gerade eben von einem Wohnmobil auf die Hörner genommen und meterweit durch die Luft und auf harten Boden geschleudert worden.
    Wie aus Schatten gemacht tauchte er ins Dunkel jenseits des Scheinwerferlichts.
    Für zwei, drei Sekunden hörten Zamorra und Nicole noch seine Schritte und das Geräusch knackender

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