Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
geschieht hier?, dachte Nicole. Großer Gott…
    »Zamorra!«
    Ungeachtet der Klinge an ihrer Kehle brüllte sie den Namen.
    Tatsächlich kam Leben in die zuvor wie apathisch dastehende Gestalt, die von unsichtbaren Ketten gehalten zu werden schien. Zamorras Mund öffnete sich. »Nestor!«, rief er mit entstellter Stimme.
    Karls Bruder ging auf ihn zu.
    »Den Stein!«
    Fassungslos sah Nicole zu, wie Zamorra sich den Dhyarra aushändigen ließ. Tu es nicht!, dachte sie. Lass dich wegen mir nicht zu etwas erpressen, das du…
    Sie stand kurz vor einer Kurzschlusshandlung.
    In der Ferne sah sie die gelandeten Hubschrauber vermummte Menschen ausspeien, die mit MPis bewaffnet auf das Dorf zurannten.
    Im selben Augenblick flammte ein Lichtblitz auf.
    Heller als tausend Sonnen…
    Wellenförmig breitete sich der bizarre Schein vom Zentrum des Platzes aus, überrollte alles im Umkreis von einer Meile.
    Selbst der Vorstoß der Soldaten kam ins Stocken.
    Nicole schloss aus einem Reflex heraus die Augen. Oder waren sie noch immer offen, nur dass sie nichts mehr sah? Hatte das Licht sie erblinden lassen?
    Das nächste, was sie hörte, war ein grauenhafter Schrei aus einer kindlichen Kehle.
    Karl!
    Dann schwand ihr Bewusstsein.
    ***
    Der Platz sah aus wie nach einer brutalen Schlacht.
    »Was - ist passiert?«, flüsterte Nicole. Zamorra kniete neben ihr, hatte ihre Kopf in seinen Arm gebettet. Um seinen Hals hing das Amulett, in der Hand hielt er den Dhyarra.
    »Das«, sagte er, »erzähle ich dir unterwegs.«
    Überall lagen Tote in verschiedenen Verwesungsstadien. Hier und da auch Skelette oder auch nur Haufen von Knochenstaub…
    Nach Karl, dessen Bruder und seiner Frau suchten Nicoles Augen vergeblich.
    »Unterwegs?«, fragte sie.
    Ihr Blick irrte zu dem Monument. Es war verschwunden. Die Platzmitte war leer - völlig leer.
    »Wir müssen von hier verschwinden, bevor sie zu sich kommen.«
    »Sie?«
    »Die Soldaten…«
    Nicole erinnerte sich. Der Blitz. Die Welle aus Licht. Die gelandeten Hubschrauber. Die Schwerbewaffneten, die auf das Dorf zurannten…
    Widerstandslos ließ sie sich von Zamorra zum Winnebago führen. Sie kam sich vor wie in einem Albtraum gefangen. Dessen furchtbare Bilder sie vielleicht nie mehr loslassen würden…
    ***
    Mit jeder Meile, die sie sich von Elkhart entfernten, ging es Nicole besser. Die traumatischen Heimsuchungen schwächten sich ab. Zamorras Schilderung der Ereignisse aus seiner Sicht trugen erheblich dazu bei.
    Auf ihre Frage, warum er den Dhyarra eingesetzt hatte, antwortete er: »Den Ausschlag gab letztlich das Auftauchen der Soldaten.«
    »Nicht ich?«
    »Natürlich du auch.« Er zwinkerte ihr zu.
    Sie schaffte schon wieder ein Lächeln.
    »Ich weiß nicht, woher die Soldaten von Elkhart wussten, du?«, fragte sie. »Aber Karl scheint der Ansicht gewesen zu sein, dass er sie unbeabsichtigt ins Dorf führte…« Sie schwieg kurz. »Er ist tot, nicht wahr?«
    »Karl?« Ohne die Straße aus den Augen zu lassen, nickte Zamorra. »Sie sind alle tot, die von ihm erweckt wurden.«
    »Ihm? Karls Bruder?«
    »Nein, dem Wesen, von dem er besessen war.«
    »Ein Dämon?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ein Gestrandeter.«
    Natürlich verstand sie nicht, bis er es erklärte.
    »Das Wesen, das mit mir aus dem Siegel heraus kommunizierte, gehörte zu einer Gruppe von Forschern, die vor rund hundertfünfzig Jahren hier in den Wäldern aus einem Tor herauskamen, das von ihrer Welt aus geöffnet worden war.«
    »Sie kamen aus einer anderen Dimension?«
    »Ja. Einem Universum, völlig anders beschaffen als das unsere. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es dort kein Leben in unserem Sinn. Jedenfalls wurde das Tor so plötzlich instabil, dass jenes Wesen, es nicht mehr schaffte, es zu passieren. Der Riss in der Raum-Zeit kollabierte. Das namenlose Wesen hatte keine Möglichkeit zur Rückkehr. Das einzige, was es vermochte, war, die Stelle, an der sich das Tor befunden hatte zu markieren und zu versiegeln. So würde es jederzeit wieder auffindbar sein, falls sich doch einmal eine Möglichkeit ergeben sollte, das Portal in seine Heimat zu öffnen.«
    »Es hoffte auf Hilfe?«, fragte Nicole betroffen.
    »All die Jahrzehnte und Jahrhunderte.«
    »Das klingt nach Verzweiflung, nicht nach etwas abgrundtief Bösem.«
    »Ich habe es ähnlich empfunden, als ich ihm ganz nah war.«
    »Was ich immer noch nicht verstehe«, sagte Nicole, »was für ein Sinn hinter der Erweckungsprozedur steckte. Was erhoffte

Weitere Kostenlose Bücher