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0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
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Sturm. Um sich von dieser nicht immer berechtigten Befürchtung abzulenken, suchte er dann gedankliche Zerstreuung. Und in diesem Fall hatte sich Lance Farnsworth beziehungsweise sein Verbleib als Fokus nachgerade aufgedrängt. [1]
    Mochte also durchaus sein, wie Nicole vermutete, dass er in die Sache mehr hineininterpretiert hatte, als wirklich dahintersteckte. Aber es musste eben nicht so sein.
    Als Kathy die Steaks - der Größe nach aus T-Rex-Lende geschnitten - brachte, fiel Zamorra noch etwas ein. Er hatte sich detailiertes Kartenmaterial von der Zielgegend besorgt und fragte die Kellnerin nach irgendwelchen ungewöhnlichen Besonderheiten. Dabei umkreiste er mit einem Finger das entsprechende Gebiet auf der Karte.
    »Hm«, machte Kathy und studierte den entsprechenden Ausschnitt. »Hier!« Sie wies auf einen Namen. »Da wohnen die Spinner.«
    »Elkhart?«, vergewisserte sich Zamorra.
    Kathy nickte.
    »Was für Spinner?«, warf Nicole ein.
    »Spinner eben. Haben keinen Strom, kein Telefon, kein Fernsehen, keine Autos, kein gar nichts. Ab und zu, so ein-oder zweimal im Jahr, kommen ein paar von denen mit einer Kutsche 'runter zu uns, um Gemüse gegen anderes Zeug zu tauschen.«
    »Amish?«, fragte Zamorra.
    »So was ähnliches wohl. Wen juckts? Die wollen nichts vom Rest der Welt wissen, und der Rest der Welt nix von ihnen. Lassts euch schmecken, bevor’s kalt wird.« Kathy füllte noch die Gläser nach, dann zog sie von dannen.
    »Amish oder so was ähnliches… Na toll. Da können wir uns ja auf einen Ausflug in die Steinzeit freuen«, unkte Nicole.
    »Braucht uns dank Wohnmobil nicht zu kümmern - damit haben wir unser eigenes kleines Stück Zivilisation immer unterm Hintern«, meinte Zamorra.
    Sie hatten das Motorhome in Portland gemietet und waren von dort aus in Richtung Malheur National Forest aufgebrochen. Zamorra wäre von Louisiana aus - dorthin waren sie, um Zeit zu sparen, mittels der Regenbogenblumen gereist - lieber in die Hauptstadt Oregons geflogen, nach Salem, aber der insgesamt schnellere Weg war dann doch der über das nördlicher gelegene Portland gewesen.
    Bisher bereute Zamorra nicht, die längere Fahrtstrecke in Kauf genommen zu haben. Die Tour hatte Spaß gemacht, und wären sie nicht unterwegs gewesen, um einen Vermissten zu suchen, hätte er sich am Steuer des Wohnmobils wie ein zufriedener Tourist gefühlt.
    Drei Stunden später allerdings wünschte er den Winnebago geradewegs in die Hölle…
    ***
    »Und der Konstrukteur dieser Plage auf Rädern soll im Höllenfeuer schmoren! Und die Erfinder dieser Straßen sowieso!« Zamorra lachte frustriert auf.
    Er war übelst gelaunt.
    Für einen Trip durch die amerikanischen Nationalparks à la Yellowstone, Yosemite & Co. mochte ein Wohnmobil ja eine feine Sache sein, wenn man sich die überzogenen Preise für Motelzimmer entlang der frequentierten Sightseeing-Routen sparen wollte…
    Für eine Fahrt in die ›dunkelgrüne Hölle von Oregon‹ allerdings, in einen Wald, den Mutter Natur selbst offenbar zum Sperrgebiet für Menschen erklärt hatte, war ein Motorhome nicht die Kunststoffverkleidung seiner Außenspiegel wert! Erst recht nicht auf Straßen, die anderswo allenfalls als schlechtere Hohlwege durchgegangen wären.
    Der Unterboden des Vehikels lag praktisch auf der Fahrbahn auf, seit sie das letzte Stückchen leidlich asphaltierter Piste hinter sich gelassen hatten. Unentwegt schlug und kratzte es von unten am Gefährt, Geräusche, die Zamorra durch Mark und Bein gingen. Er versuchte zwar, den aller schlimmsten Stellen auszuweichen, aber das hieß eben nur, dass er das Wohnmobil über die schlimmsten Stellen manövrieren musste.
    Und das Ganze ging, natürlich, nur im Schneckentempo. In drei Stunden hatten sie noch nicht einmal annähernd 100 Meilen zurückgelegt.
    »Lieber dreimal auf Knien von Château Montagne aus nach Canossa und wieder zurück als so eine Ochsentour«, knirschte Zamorra, als es auch unter ihnen wieder einmal besonders unangenehm knirschte.
    »Warum kehrst du nicht einfach um?«, fragte Nicole, der die Kriecherei zwar ebenfalls gehörig auf den Geist ging, die aber zum Ausgleich immerhin etwas Aufmunterung aus Zamorras Flucherei bezog.
    Zamorra grunzte etwas Unverständliches, und nur wenig verständlicher murmelte er: »Ich kapituliere doch nicht vor einem schlechten Auto und einer genauso schlechten Straße - wer bin ich denn?!«
    »Ein ganz toller Autofahrer, sogar in ganz schlechten Autos«, ›lobte‹

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