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0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
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Bois - der einstmalige »gute Geist«, inzwischen aber verstorbene Butler von Château Montagne…
    ***
    Verstört blickte Nicole durch die Windschutzscheibe. Ihre Lippen bebten, während ihre Züge sich verkrampften, als durchlebe sie schmerzliche Erinnerungen.
    »Wie - wie kann das sein…?«
    Zamorra legte seine Hand auf ihr Bein. »Was genau siehst du?«, fragte er drängend. »Sag schon.«
    Seine Stimme klang rau. Er musste selbst an sich halten, gegen den Spuk ankämpfen, denn nichts anderes konnte es sein…
    Oder?
    Das Amulett auf seiner Haut erwärmte sich.
    Ein untrügliches Indiz, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging!
    »Dieses Ding da…«, antwortete Nicole gepresst. »Dieses Denkmal… Der Mann sieht aus wie - wie Raffael in seiner Livree… Was hat das zu bedeuten?«
    Den letzten Satz würgte sie förmlich hervor.
    Zamorra verstärkte den Druck seiner Hand, strich beruhigend über Nicoles Schenkel. »Ich sehe keinen Raffael«, sagte er. »Ich sehe…«
    Nicole drehte ihm den Kopf zu. »Ja?«
    »Bill«, antwortete Zamorra - und fühlte sich wie nach einem herben Schlag in die Magengegend. »Ich sehe meinen alten Freund Bill Fleming…«
    ***
    Sie stiegen aus. Die feuchtkalte Luft legte sich auf ihre Atemwege, und im Scheinwerferlicht traten sie auf das mächtige Gebilde zu, das den Dorfplatz zierte.
    Ganz in der Art eines Denkmals eben.
    Aber niemand in Elkhart kannte Raffael Bois oder Bill Fleming. Zumindest hätte niemand einen der beiden kennen dürfen.
    »Siehst du ihn immer noch?«, fragte Zamorra.
    Nicole ging dicht neben ihm. Die Häuser ringsum schienen nur Kulisse zu sein. Unecht, wie Attrappen wirkten sie plötzlich. Als bildeten sie nur die Bühne für ein diabolisches Spiel, das eigens für die beiden nächtlichen Besucher inszeniert wurde.
    Nicole nickte beklommen. »Er - er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Das Ding sieht so echt aus, dass es mich nicht wundern würde, wenn es sich auch noch beicegte…«
    Zamorra erging es ebenso mit »seinem« Denkmal.
    Der Bill Fleming mitten auf der Straße schien zu ihm herüberzublicken. Nicht mit toten Augen, sondern mit solchen, in denen sich Erkennen abzeichnete, als begegneten sich zwei alte Freunde unversehens wieder.
    Zamorra hatte mehr als einen Kloß im Hals. Bill Fleming, sein bis dahin ältestgedienter Gefährte im Kampf gegen das Böse und außerdem einer seiner besten Freunde, war vor 14 Jahren ums Leben gekommen. [2]
    Er spürte, wie sich das Amulett weiter aufheizte, in ganz ungewöhnlicher Weise. Dort, wo es auf der Haut auflag, schienen winzige Flämmchen darüberzulecken…
    Dicht vor der Statue, die auf einem Sockel stand, der einem durchschnittlich großen erwachsenen Menschen bis zum Bauchnabel reichte, blieben sie stehen.
    Erst jetzt öffnete Zamorra sein Hemd.
    »Magie?«, fragte Nicole. Sie hatte den rechten Arm gehoben, zögerte aber, das Objekt zu berühren.
    Zamorra hob das Amulett leicht von der Haut weg, die unversehrt war, und streifte dann die Kette, an der es befestigt war, über den Kopf.
    Auch nach all den Jahren war es faszinierend wie am ersten Tag, den Gegenstand zu halten, der vor fast einem Jahrtausend auf kaum begreifbare Weise in diese Form gepresst worden war: Eine handtellergroße silberne Scheibe von kaum fünf Millimeter Dicke, darauf ein Drudenfuß, der das Zentrum bildete und umgeben war von den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen. Gesäumt wurde der Rand der Scheibe von bislang nicht komplett identifizierten hieroglyphischen Zeichen, die erhaben gearbeitet waren.
    Aber das alles war nur die optische und fühlbare Variante. Zamorra war davon überzeugt, dass er erst die Spitze des Eisbergs kannte…
    »Was hast du vor?«, fragte Nicole.
    Obwohl nicht unerfahren im Umgang mit Hexerei, Magie und dergleichen, war ihr dieses Gebilde aus unbestimmbarem Material, das ihr Raffael und Zamorra Bill vorgaukelte, schlichtweg unheimlich.
    »Ich will etwas versuchen«, erwiderte er.
    »Und was?«.
    Ohne den Blick von Merlins Stern zu wenden, erwiderte er: »Wir sind wegen Lance hier, oder?«
    Sie nickte ungeduldig.
    »Dann sollten wir nicht noch mehr Zeit verlieren«, meinte Zamorra.
    Er sagte Nicole, was er vorhatte. Und noch während er es mit wenigen Worten umriss, verschob er bereits einige der Hieroglyphen des Amuletts in bestimmter Reihenfolge und konzentrierte sich auf sein Vorhaben.
    Nicole war nicht sicher, ob es eine wirklich gute Idee war, die fremde Magie, die hier wirkte,

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