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0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
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Schultern. Wegen deren Breite eine beängstigende Geste. »Die Leutchen halten sich nicht an die Wege, verlaufen sich, finden nicht mehr raus aus den Wäldern und krepieren. So einfach ist das.«
    »Krepieren?« Nicole tat ein bisschen etepetete.
    »Verhungern werden wohl die meisten«, wurde Kathy konkreter. »Wenn's ein paar mehr Leute auf einmal sind, kommts auch vor, dass sie sich gegenseitig umbringen. Und wenn sie’s selber nicht schaffen, erledigen das die Bären.«
    »Ich dachte immer, Bären würden keine Menschen angreifen?«, stellte Zamorra sich dumm und neugierig in einem.
    »Selten - aber wenn's einer einmal getan hat und auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen ist, dann frisst er nix anderes mehr. Wird ein Killer, wie’s gefährlicher keinen gibt.«
    »Aha«, machte Nicole, als hätte sie gerade etwas fürs Leben gelernt. »Aber Bären fressen doch kein Aas, stimmts?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, meinte Kathy.
    »Dann findet man doch sicher die Leichen der Menschen, die sich verlaufen haben und ›nur‹ verhungert sind, oder?«
    »Ma'am«, grinste Kathy, »Bären sind nicht das einzige Übel dort oben. Gibt genug anderes Viechzeug, das auch einen toten Leckerbissen nicht ausschlägt. - Sonst alles in Ordnung, oder darfs noch irgendwas sein?«
    »Nein, danke«, erwiderte Zamorra, »alles bestens.«
    Die Kellnerin walzte davon, und Nicole sagte: »Ein Satz mit X…«
    »Das war wohl nix«, ergänzte Zamorra.
    »Jedenfalls nicht das, was du dir erhofft hattest, richtig?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht einmal genau, was ich mir erhofft hatte.«
    »Dass sie dir von einer lokalen Legende erzählt, in der dieses - was immer es auch sein mag, das auf dem Luftbild zu sehen ist - die Hauptrolle spielt. Am besten noch versetzt mit etwas indianischer Mythologie?«, schlug Nicole vor.
    »So was in der Art, schätze ich.« Zamorra nickte unlustig.
    Er hatte sich mit Lance Farnsworth’ Kontaktmann in Salem in Verbindung gesetzt. Bob Goulden hatte nichts Neues über den Verbleib des Kryptozoologen gewusst und Zamorra dasselbe Foto zukommen lassen, das er auch Farnsworth geschickt hatte.
    Zamorra hatte die Luftaufnahme, wie schon Farnsworth, mit einem Bildbearbeitungsprogramm unter die elektronische Lupe genommen, ohne jedoch klar erkennen zu können, was die seltsame Gestalt auf dem Foto eigentlich darstellte.
    Aber das Bild hatte letztlich den Ausschlag für Zamorras Entschluss gegeben, sich vor Ort umzusehen und nach Lances Verbleib zu fahnden. Was ihm die Suche in der Datenbank zuvor eröffnet hatte, war ihm letztlich doch nur fast Grund genug gewesen, nach Oregon aufzubrechen.
    Der Computer hatte unter Zugriff auf Abertausende von Zeitungsartikeln, Polizeiakten und dergleichen mehr ermittelt, dass im Malheur National Forest, Oregon, im Laufe der vergangenen Jahrzehnte eine Vielzahl von Menschen spurlos verschwunden waren.
    Das hatte Zamorra zwar im ersten Moment beunruhigt, dann aber war ihm eben jene Möglichkeit in den Sinn gekommen, die ihnen Kathy gerade noch einmal vor Augen geführt hatte - dass es sich mehrheitlich um Wanderer und Camper handelte, die sich schlicht verlaufen hatten. Zamorra hatte die Zahl der Vermissten im Malheur National Forest mit anderen US-Waldgebieten ähnlicher Ausdehnung verglichen, und die Differenz war gering genug gewesen, um seinen Verdacht, dass in den Wäldern von Oregon mehr Menschen verschwanden als anderswo, nicht zu erhärten.
    Trotzdem war er hier.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, sinnierte er. »Ich weiß es einfach.«
    »Ich wäre zwar die Letzte, die an deiner Intuition zweifelt«, sagte Nicole, »aber kann es vielleicht nicht einfach sein, dass du in den vergangenen Tagen zu viel Zeit zum Grübeln hattest?«
    »Kann sein - muss aber nicht.«
    In der Tat war es in den letzten Tagen vergleichsweise still gewesen - tatsächlich ein bisschen zu still für Zamorras Geschmack.
    Es war nicht so, dass er eine Erholungsphase bei all dem höllischen und interdimensionalen Aufruhr, mit dem sie sich übers Jahr herumzuschlagen hatten, nicht begrüßt hätte. Seit der Aktion mit dem Spukhaus in Paris, das sich als Tor zur Spiegelwelt eiwiesen hatte, nun aber nicht mehr existierte, und auch von Rico Calderone und Ty Seneca war seit drei Wochen nichts mehr zu hören und zu sehen gewesen. Aber wenn eine Weile kein Dämon oder anderes unirdisches Kroppzeug aufmuckte, drängte sich Zamorra gerne das Gefühl auf, es sei die berühmt-berüchtigte Ruhe vor dem

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