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0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
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fliegenden Fingern verschob er die erhaben gearbeiteten Zeichen auf dem äußeren Silberband des Amuletts. Unter leichtem Druck ließen sie sich millimeterweit verschieben und glitten dann zurück in ihre ursprüngliche Position. Je nach Kombination löste man damit eine bestimmte Funktion der Amulettmagie aus.
    Zamorra probierte binnen zwei oder drei Sekunden jede, die ihm in dieser Lage geeignet schien, sie zu retten, beziehungsweise den ebenso rasanten wie abnormen Schrumpfungsprozess des Wohnmobils aufzuhalten.
    Aber keine dieser magischen Funktionen hatte den gewünschten Erfolg.
    »Verdammt!«, fluchte er.
    Nicole warf sich schräg über ihn, hechtete nach der Kerze, die gerade im Begriff war, von dem Bord über dem Bett zu kippen, und löschte die Flamme. Ein »Zimmerbrand« war so ziemlich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten!
    Das Wohnmobil ächzte und stöhnte wie etwas Lebendiges, dem unvorstellbare Gewalt angetan wurde. Kunststoff, Metall und Glas verformten sich, gingen zu Bruch.
    Decke und Wände schienen sich auf Zamorra und Nicole gleichsam zuzuschieben. Die ohnedies drangvolle Enge nahm zu, näherte sich Klaustrophobie fördernder Qualität.
    »Raus hier!«, rief Zamorra, glitt vom Bett, schnappte sich seine Klamotten und war auch schon an der schmalen Tür, die ins Freie führte…
    Oder besser geführt hatte!
    Nicole prallte gegen Zamorra, der sich, die Klinke niedergedrückt, gegen die Tür stemmte, dann mit der Schulter dagegen warf.
    »Klemmt?«, fragte Nicole. Es mochte sein, dass sich die Konstruktion des Wohnmobils unter dem buchstäblich unheimlichen Druck schon so sehr verzogen hatte, dass die Tür in ihrem Rahmen feststeckte.
    Doch Zamorra schüttelte den Kopf und knirschte: »Nein. Rührt sich bloß um keinen Deut. Als wär sie mit der Wandung verschmolzen.«
    Zamorra wandte sich um - und stöhnte auf!
    Hinter ihm hatte eine Metallstrebe unter der Innenverkleidung dem monströsen Druck nicht länger standgehalten, war gebrochen und wie eine rasiermesserscharfe Klinge aus der Verkleidung geschnellt. Hätte Zamorra einen halben Schritt näher gestanden, wäre ihm die Strebe wie eine Schwertschneide in den Rücken gedrungen!
    So brachte sie ihm nur einen Kratzer bei, der allerdings schmerzhaft genug war.
    »Was jetzt?«, fragte Nicole, ohne indes in Panik verfallen zu sein.
    »Ich Versuchs mit dem Dhyarra«, erwiderte Zamorra, ließ sich auf die Knie nieder und kroch auf allen vieren den Mittelgang des Wohnmobils entlang in Richtung Fahrerkabine. Aufrechtes Gehen war nicht mehr möglich. Die Distanz zwischen Decke und Boden betrug kaum noch anderthalb Meter - Tendenz schwindend.
    Schnell schwindend!
    Dhyarra-Kristalle waren unter all dem, was Zamorra an magischen Waffen und Gerätschaften sein eigen nannte, das, was dem Begriff »Wunderwaffe« noch am nächsten kam. Entsprechendes Para-Potential vorausgesetzt, konnte der Benutzer eines solchen Sternensteins in die Tat umsetzen, was er sich vorstellte - sehr vereinfacht ausgedrückt.
    Der Pferdefuß an den Dhyarras bestand zum einen darin, dass der Benutzer im Geiste ein sehr genaues Bild dessen zeichnen musste, was er bewirken wollte. Das erforderte natürlich Konzentration und Phantasie, die sich in Gefahrenlagen nicht immer aufbringen ließen.
    Der andere Haken war, dass es Dhyarras verschiedener Ordnungen gab. Versuchte sich also jemand, dessen Para-Potential ihm die Handhabung eines Dhyarras beispielsweise 3. Ordnung erlaubte, an einem Kristall 4. oder höherer Ordnung, brannte ihm die Macht des Steines unweigerlich das Hirn aus und tötete ihn - wenn er Glück hatte…
    Zamorra hatte im Laufe der Zeit eine erkleckliche Anzahl verschiedener Dhyarras besessen und verloren. Zur Zeit verfügte er über zwei Kristalle 4. Ordnung. Einen davon hatte er in den Einsatzkoffer gepackt und auf die Reise nach Oregon mitgenommen.
    Eine mehr als nur weise Entscheidung, wie er jetzt befand.
    Er wollte den Dhyarra benutzen, um sich eine Gegenkraft vorzustellen, bildlich so umgesetzt, dass er in Gedanken sah, wie sich seine Kraft der von außen einwirkenden erst widersetzte und sie dann zurückdrängte, peu à peu. Dabei würde er zugleich den Schrumpfungsprozess des Wohnmobils rückgängig machen…
    Aber dazu musste Zamorra den Dhyarra erst einmal in der Hand haben!
    ***
    Zur gleichen Zeit:
    Warum gerade jetzt?, fragte sich Karl zum ungezählten Male.
    Weshalb kehrte er ausgerechnet jetzt heim - nach all den Jahren?
    Und wie all die Male zuvor

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