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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meine Sinne erfaßte, der betäuben konnte, der sogar für einen Rausch sorgte, wenn ich ihn zu lange einatmete. In seinen Wolken schienen selbst die Klänge der Musik zu verschwinden, und ich bewegte mich wie in Trance.
    Hinzu kam ihr Körper.
    Unter dem Kleid trug sie nichts, vielleicht einen hauchdünnen Slip, das war alles. Auf einen stützenden BH hatte sie verzichtet. Ich merkte es, als meine Hand über den seidigen Stoff an ihrem Rücken glitt und dabei eine empfindliche Stelle erwischte. Ramona zuckte zusammen, lachte leise und heiser auf, bevor sie ihren Körper noch enger gegen mich drängte.
    Und was für ein Körper! Perfekt. Ein Körper, der auch angezogen noch nackt wirkte.
    Wir tanzten, wir glitten dahin. Ich kam mir vor wie in einem Traum, denn es gelang mir jeder Schritt, so daß wir beide eine tänzerische Einheit bildeten.
    Wir glitten über den glatten Boden, wir berührten ihn oft genug, auch unterschiedlich hart, doch ich hatte den Eindruck, als wäre er nicht vorhanden, und wir beide würden im Raum schweben.
    Es war wie ein Rausch.
    Licht hatten wir auch. Meine Lampe lag am Boden. Ihr Lichtkegel stach schräg durch den Raum und traf die Wand.
    Sie lag locker und dennoch fest in meinen Armen. Den Kopf leicht zurückgedrückt, den Oberkörper nach vorn geschoben, damit wir uns berührten. Mir gelang jede Bewegung, jeder Schritt, der Tango Fatal wurde beinahe zu einem Lusterlebnis.
    Ich spürte ihre Oberschenkel, so wie sie mein Knie bei dem berühmten Wiegeschritt spüren mußte.
    Hin und wieder lachte oder stöhnte sie auf, dann glänzten ihre Augen, wobei ihr Mund leicht geöffnet war, und die vollen Lippen glänzten wie dunkler Lack.
    Ich wehrte mich gegen das Gefühl, von der Musik und dem Tanz eingelullt zu werden. Ich wollte nicht mit ihr in die Hölle hineintanzen, um beim Teufel zu landen. Ich wollte einzig und allein das Geheimnis dieses verdammten Hauses herausfinden, was mir zu diesem Zeitpunkt immer schwerer fiel.
    Ramona beherrschte die Kunst des Verführens. Alles an ihr war Frau, war Weib.
    Und wenn sie schlangengleich zu den Klängen der Musik noch näher an mich heranrückte, dann glitten ihre Brustwarzen unter dem dünnen Stoff wie zwei Knöpfe an meinem Hemd entlang.
    »Es macht mich wahnsinnig«, flüsterte sie. »Das ist unser Blut, und unser Blut ist Tanz. Verstehst du das?«
    »Nicht ganz.«
    »Aber du bist dabei, du machst mit. Du kannst dich nicht gegen diese Überzeugung wehren.«
    »Wie deine Eltern?«
    »Sie leben nicht mehr«, hauchte Ramona.
    Davon war ich seltsamerweise nicht mehr überzeugt.
    Wie Pierre Piccard, zum Beispiel, der mir als ein fremdes Geschöpf erschienen war.
    Hier lief einiges durcheinander. Ich mußte den Knoten einfach entwirren. Ungeachtet dessen tanzten wir unsere Runden. Ob ich führte oder sie, das war nicht festzustellen, jedenfalls nutzten wir die Maße des Zimmers voll und ganz aus.
    »Dies ist ein besonderer Raum«, wisperte sie mir ins Ohr. »Er ist einfach wunderbar. Hier haben meine Eltern trainiert. Hier brachten sie zahlreichen Schülern den Tango bei. Es war ihre eigentliche Welt, wenn du verstehst.«
    »Ich ahne etwas.«
    »Deshalb laß uns tanzen. Laß uns weitermachen, dann wirst auch du in die Geheimnisse dieser Schule eingeweiht. Nur der Tango bringt es, John, nur er…«
    Und mit einer perfekten Drehung schwangen wir beide herum. Ich merkte auf einmal den Schwindel und dachte daran, daß ich mit dem Kreislauf eigentlich nichts am Hut hatte.
    Trotzdem spürte ich ihn.
    Ich kam etwas aus dem Gleichgewicht, aber Ramona griff zu und hielt mich fest.
    »Keine Sorge, John, wir schaffen es. Wir beide, sonst niemand…« Sie blies mir ins Ohr. »Und nach diesem Tanz werden wir uns in anderen Räumen des Hauses umsehen, und ich werde dir dort den Himmel der Liebe sehr nahe bringen…«
    Sätze, die in einen Liebesroman gepaßt hätten. Ich fühlte mich von Worten wie diesen umfangen, regelrecht eingegarnt, um mir den eigenen Willen auszutreiben. Das war nicht gut.
    Aber wir tanzten weiter.
    Wir drehten die Runden. Wenn ich meinen Kopf so hielt, daß ich gegen die Zimmerwände schauen konnte, dann kamen sie mir verändert vor. Da waren sie plötzlich nicht mehr tot, angefüllt mit heftigen, schattenhaften Bewegungen.
    Gesichter, Figuren, Gestalten bildeten ein Muster wie eine lebendige Tapete.
    Nicht nachvollziehbar, real nicht zu erfassen, einfach anders, als würde sie eine fremde Welt vordrücken, um zu beweisen, daß es auch sie

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