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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was Sie wollen, Sinclair. Meine Eltern haben hier eine Tanzschule eröffnet. Man hat sie aber nicht in Frieden gelassen, begreifen Sie das endlich!«
    »Was ist mit den Schreien, die man aus dem Haus hörte, obwohl hier niemand wohnte. Nicht nur die Dorfbewohner haben die Schreie gehört, auch ich vernahm sie. Schreie aus einem Haus, in dem sich kein Mensch aufhält, das schon seit einiger Zeit leer steht, dessen Fenster zugenagelt wurden. Da komme ich nicht mit. Da stimmt etwas nicht, und ich bin hergekommen, um das Rätsel zu lösen. Ich werde ihm auf die Spur kommen, darauf können Sie sich verlassen.«
    Ramona Sanchez starrte mich an. »So - meinen Sie das?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück dabei. Außerdem reden Sie wie ein Polizist.«
    Diesmal lächelte ich. »Vielleicht bin ich sogar einer. Ja, es ist durchaus möglich, daß Sie einen Polizisten vor sich haben. Das würde Sie stören, nicht wahr?«
    »Es ist mir egal.«
    Ich deutete gegen die Decke. »Dort ist ein Toter. Ich weiß nicht, welche Kraft ihn getötet und dort hingebracht hat. Aber ich kann mir vorstellen, daß es eine Macht ist, die hier im Haus lebt, die auch mit dem Tod Ihrer Eltern in einem unmittelbaren Zusammenhang steht.«
    »Ach ja? Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage, sind Vermutungen, obwohl ich davon überzeugt bin, daß sie der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Ihre Eltern müssen irgend etwas getan haben, was nicht in den normalen Kreislauf des Lebens hineinpaßt. Sie könnten versucht haben, sich mit Kräften zu beschäftigen, von denen man die Finger lassen sollte.«
    »Welche meinen Sie denn?«
    »Unheilige und unheimliche Kräfte, wenn Sie verstehen.«
    »Nein, ich verstehe nicht.«
    »Dann ist es Ihr Pech. Ich jedenfalls werde mich von niemandem von meiner Arbeit abbringen lassen. Was getan werden muß, das weiß ich. Der Tote kann nicht mehr hängenbleiben und…«
    »Bitte. Monsieur Sinclair, bitte…«
    Ich stoppte meinen Redefluß, weil mich der Klang ihrer Stimme völlig überraschte. Sie redete nicht mehr kalt und grausam, sie war plötzlich ganz anders, weich, verschüchtert. Ich schien mit meiner Theorie der Wahrheit nahe gekommen zu sein.
    »Was wollen Sie?«
    Ramona Sanchez schüttelte sich, als wäre ein Kälteschauer über ihren Rücken gelaufen. »Vielleicht haben Sie ja recht. Möglicherweise stimmt einiges nicht in diesem Haus. Ich jedenfalls habe es gekauft, mit all seinen Vor- und Nachteilen.«
    »Und zur Begrüßung oder Einweihung wurde jemand ermordet. Das kann ich nicht akzeptieren.«
    »Vergessen Sie ihn für einen Moment, denn ich möchte auf ein anderes Thema kommen.«
    »Bitte.«
    Ramona überlegte, dabei ging sie im Kreis, suchte nach den Worten und holte tief Luft. »Sie wissen genau, Monsieur Sinclair, daß dieses Haus einmal eine Tanzschule beherbergte. Meine Eltern lehrten den Tango, sie waren toll, sie gehörten mit zu den besten. Ich habe vieles von ihnen gelernt. Ich bin fast perfekt, und ich habe von ihnen erfahren, daß gerade der Tango eine wichtige Rolle spielt. Es ist einfach dieser Tanz, der so gut gefiel, wenn Sie verstehen.«
    »Da bin ich überfragt.«
    »Sie haben sich noch nie über diesen Tanz Gedanken gemacht? Darüber, was er ausdrücken kann?«
    »Nicht einmal über Lambada.«
    Wütend winkte sie ab. »Vergessen Sie ihn. Was ist er schon gegen den Tango, gegen die Weltanschauung meines Kontinents. Er ist nicht nur der Walzer Südamerikas, er ist mehr. Der Tango ist eine Weltanschauung, er ist reines Gefühl, gepaart mit Technik. In ihm verbergen sich wahnsinnige Leidenschaften, er transportiert das Innere nach außen, er ist Fluchtburg und Aggression zugleich. Diktatoren haben ihn mal verbieten wollen, aber in den Slums der Altstädte lebte er immer wieder auf, um die geknechteten Menschen mit seinen Armen zu umfangen, um ihnen das Vergessen zu geben, das ihnen zusteht. Im Tango verschwammen ihre Probleme, da vergaßen sie die Unterdrückung und das so verbreitete verfluchte Elend. Deshalb ist er mehr, und darum wollten ihn meine Eltern hinaus in die Welt bringen. Sie wollten ihn überall populär machen.«
    »Und daran sind sie gestorben, nicht wahr?«
    »Nicht nur deswegen. Es ging vielmehr um die verfluchten Menschen hier.«
    »Das ist Ihre Version.«
    Sie kam auf mich zu. »Und deshalb, Monsieur Sinclair, möchte ich Sie um etwas bitten.«
    »Um was?«
    Sie streckte mir eine Hand entgegen. »Tanzen Sie mit mir einen Tango. Tanzen

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