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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie ihn jetzt, und tanzen Sie ihn hier!«
    ***
    Ich sagte zunächst nichts. Mit allem hatte ich gerechnet, damit allerdings nicht. Makabrer konnte es gar nicht kommen. Über mir, an der Decke, hing eine Leiche, und ich wurde von einer schönen Frau aufgefordert, mit ihr einen Tango zu tanzen.
    Tango Fatal, Tanz in den Tod - auch derartige Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich schüttelte den Kopf. »Sind Sie eigentlich verrückt, Ramona? Wissen Sie überhaupt, was Sie da von mir verlangen?«
    »Wieso?«
    »Himmel, in unserer unmittelbaren Nähe befindet sich ein Toter. Und da soll ich mit Ihnen tanzen?«
    Sie senkte den Kopf und schüttelte ihn so heftig, daß sich beinahe ihre Haare gelöst hätten. »Sie haben nichts begriffen, Monsieur Sinclair, überhaupt nichts.«
    »Dann klären Sie mich auf.«
    »Der Tango ist ein Tanz, aber er ist auch der Ausdruck eines ungemein starken Gefühls. Bei ihm liegt alles dicht zusammen. Schmerz, Trauer, Freude, Sentimentalität. Der Tod und das Leben, beides gehört zusammen und beides vereinigt der Tanz. Ich möchte, daß wir beide ihn tanzen. Es ist sogar gut für Sie, wenn Sie sich dazu entschließen könnten, glauben Sie mir das!«
    »Weshalb wäre es gut für mich?«
    »Ganz einfach. Sie sind gekommen, um das Rätsel zu lösen. Sie könnten es, aber Sie müssen auch gewisse Bedingungen akzeptieren.«
    »Und dazu gehört der Tango Fatal?«
    Sie lachte nicht einmal über den Ausdruck, dafür bestätigte sie meine Frage durch ihr Nicken.
    Ich überlegte. Sollte ich, sollte ich nicht? War es eine Falle, um mich einzulullen und von den eigentlichen Dingen ablenken? Mal davon abgesehen, daß ich kein begnadeter Tänzer war - Tango schon gar nicht -, führte die Frau irgend etwas im Schilde.
    Sie sagte nichts mehr, leckte nur über ihre roten Lippen und wartete ab.
    »Überlegen Sie nicht zu lange. Der Tanz ist für Sie ungemein wichtig.«
    »Nun gut, ich stimme zu.«
    »Das ist gut«, sagte sie.
    »Aber ohne Musik?«
    Sie kam auf mich zu und lächelte. »Wir werden Musik haben, John«, flüsterte sie. »Darf ich dann bitten?«
    .Ich schaute sie an.
    Ramona Sanchez stand bereits in einer Tanzhaltung vor mir. Sie wirkte wie eine Puppe, nur in ihren dunklen Augen sah ich eine einzige Lockung.
    »Gut«, murmelte ich, »tanzen wir…«
    Es war mir jetzt egal. Ich hatte zu viele Dinge in meinem Leben getan, die im ersten Moment als verrückt gelten konnten. Warum sollte ich nicht auch tanzen?
    »Sehr schön, John…«
    Sie faßte mich an, sie drängte sich gegen mich, und im selben Augenblick hörte ich die Musik…
    ***
    Ich versteifte in ihren Armen, löste mich nicht, sondern drehte den Kopf zur Seite.
    Die Musik spielte, aber ich sah keinen einzigen Lautsprecher, aus dem die Klänge hätten strömen können. Es war unheimlich, diese schwermütigen und gleichzeitig wilden Melodien zu hören, und meine Starre ließ auch nicht nach.
    Ich schluckte, mein Adamsapfel bewegte sich, was Ramona natürlich auffiel.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Ich räusperte mich. »Und ob. Mich irritiert die Musik, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Aber nicht doch«, sagte sie und schaute direkt in mein Gesicht. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir Musik haben werden.«
    »Toll. Und wo kommt sie her?«
    »Von überall. Sie wissen doch, daß dieses Haus etwas Besonderes ist. Damit haben Sie gerechnet. Es ist so unberechenbar wie der Tango. Einmal sehr gefühlsbetont, dann wieder rachsüchtig und gefährlich. Ja, dieses Haus ist ein Wunder. Ich kann Ihnen nur raten, sich auf die Musik zu konzentrieren. Lassen Sie alles andere weg. Nur die Musik zählt und natürlich wir beide. Sie werden sehen, daß Sie tanzen können, auch wenn Sie den Tango noch nie zuvor gelernt haben. Sie tanzen ihn, sie gleiten über den Boden, Sie werden perfekt…«
    Das alles sagte sie mit einer Stimme, die dicht an meinem Ohr aufklang und sich gleichzeitig verändert hatte. Sie, war weicher und lockender geworden, verführerischer…
    Genau das war es. Sie würde mit weiblicher List versuchen, mich zu verführen, herumzudrehen, anfällig und vielleicht auch wehrlos machen für die Kräfte dieses Hauses.
    Sehr nahe waren wir uns, so nahe, daß ich sie auch riechen konnte.
    Es gibt Parfüms, die aus Duftstoffen kombiniert worden sind, die auf die Sinne des Mannes ansprechen. Ein derartiges hatte auch Ramona Sanchez aufgetragen.
    Jetzt, wo wir dicht an dicht tanzten, nahm ich es besonders wahr. Es war ein Duft, der auch

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