0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet
„Gehen wir", schlug ich vor. Wir standen uns gegenüber und zögerten. Ich zog Nayn an mich und küßte sie. Sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an mich. Als sich unsere Lippen endlich voneinander lösten, wiederholte ich meine Worte. „Roi Danton wird bereits auf uns warten, Nayn."
„Bestimmt", sagte sie. Bevor ich es verhindern konnte, nahm sie mich mit einem kräftigen Schwung auf die Arme, genauso wie Mrs. Wennein mit ihrem Mann gemacht hatte. Ich mußte lachen und versuchte, mich aus ihrem Griff zu befreien. „Liebling, so geht das doch wirklich nicht", rief ich mit halberstickter Stimme. „Laß mich herunter."
Sie verstand mich vollkommen falsch. Da ich mich nicht energisch wehrte, mochte sie mein Verhalten für Koketterie halten. Sie stimmte in mein Lachen ein und hielt mich noch ein wenig fester.
In diesem Moment öffnete sich das Türschott. Roi Danton trat ein. Ich erstarrte mitten in der Bewegung.
Nayn aber hatte den Sohn Rhodans noch nicht bemerkt. „Nein, ich laß dich nicht", rief sie. „Würden Sie mir erklären, was hier vorgeht?" fragte Danton mit eisiger Stimme.
Ich hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen. Nayn ließ mich in ihrer Überraschung los, und ich landete unsanft auf dem Boden. „Ich versuchte gerade, Miß Nayn-Taibary über gewisse Vorgänge an Bord zu informieren, die sie ...", begann ich stammelnd, während ich aufsprang. Dann blickte ich Danton in die Augen. „Es handelt sich um ein Mißverständnis", fügte ich zaghaft hinzu. Ich wußte wahrhaftig nicht, wie ich die Zusammenhänge so erläutern sollte, daß Danton sie mir auch wirklich abnahm. In diesen Sekunden war ich bereit, der entzückenden Nayn handgreiflich beizubringen, daß ich mir die Rollenverteilung ganz anders vorstellte als sie.
7.
Bericht Oppouthand: Die Stimmen der Aphiliker klangen in meinen Helmlautsprechern auf. Aus ihren Worten konnte ich entnehmen, daß sie uns endgültig eingeschlossen hatten. Sie befanden sich auch über und unter uns. Von nun an war es unmöglich geworden, nach irgendeiner Richtung auszuweichen, ohne auf unsere Feinde zu stoßen.
Nur noch der Weg war frei, den Sopper Round eingeschlagen hatte. Er endete an einem feuerroten Schott, das mit unbekannten Symbolen versehen war.
Hinter diesem Schott lag ein wichtiges Informationszentrum. Sopper Round öffnete seinen Schutzhelm und legte seine Handschuhe ab. Dann begann er, an dem Öffnungskontakt zu arbeiten. Sekunden darauf war der Weg frei.
Als ich Hot erreichte, konnte ich über seine Schulter hinweg in einen kreisrunden Raum blicken, der durch eine transparente Panzerplastwand in zwei Hälften geteilt wurde.
Wir traten ein. Nathan fuhr das Schott hinter uns zu. Ich zuckte zusammen, denn ich hatte das Gefühl, eine Falle betreten zu haben. Doch dann wurde mir bewußt, daß wir uns schon die ganze Zeit in einer solchen befanden. Eine Steigerung gab es nicht mehr. Wir waren nun vollkommen von dem Riesenhirn abhängig.
Die Entscheidung lag ausschließlich bei Sopper. Wenn es ihm gelang, Nathan davon zu überzeugen, daß wir gerettet werden mußten, konnten wir es noch schaffen. Sonst nicht.
Hinter der transparenten Wand erhoben sich die beiden Säulen eines Transmitters. „Hier sind die wichtigsten Daten über die Versorgung der größten Städte der Erde", erklärte Sopper und zeigte auf eine ebenfalls transparente Wand, hinter der ich zahlreiche Speicherelemente erkannte. „Wenn hier etwas zerstört wird, dann bricht das öffentliche Leben in diesen Städten vollkommen zusammen.
Innerhalb weniger Stunden wird es in ihnen nichts mehr zu essen, kein Wasser und keine Abfallbeseitigung mehr geben."
„Okay", sagte Reginald Bull und schaltete sein Funkgerät um. „Hier spricht Staatsmarschall Bull. Oberst Jupit, melden Sie sich."
Die Antwort des Oberbefehlshabers von Luna kam augenblicklich. „Was haben Sie mir zu sagen, Mr. Bull?" An seiner Stimme war klar zu hören, daß Reginald Bull für ihn keinerlei öffentliche Funktionen mehr hatte. „Sie wissen natürlich, wo wir sind, Oberst", fuhr der ehemalige Regierungschef der Erde gelassen fort. „Wir befinden uns in einer Pattsituation. Ziehen Sie Ihre Männer zurück."
„Abgelehnt. Legen Sie Ihre Waffen ab, und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus."
„Darauf können Sie lange warten, Oberst. Stellen Sie uns ein Raumschiff bereit, mit dem wir Luna verlassen können. Ich warte. Sollten Sie meinem Wunsch nach 30 Minuten noch nicht entsprochen
Weitere Kostenlose Bücher