0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet
davon?"
Sie strahlte mich an und brachte vor Glück kein Wort heraus. Nun aber hatte ich erhebliche Schwierigkeiten, mich auf die wichtigsten Themen zu konzentrieren, während, sie mit einem wahren Feuereifer mit der Arbeit begann.
Natürlich hatte sie völlig falsche Schlüsse aus dem Verhalten von Gnaden Wennein und dessen Frau gezogen. Sie glaubte tatsäschlich, eine kleine Männerhatz kreuz und quer durch die PHARAO gehöre einfach zu dem schönen Spiel, das man Liebe nennt.
Woher sollte sie es denn auch wissen, wie es wirklich aussah?
Mir schwante, daß unseren Männern einiges auf Ovarons Planet bevorstand.
Dort warteten immerhin weit über 2000 Frauen auf einen Partner. Sie waren es nicht gewohnt, mit Männern zusammen zu leben. Sie hatten sich ihre eigene Welt aufgebaut und sich ihre eigenen Autoritäten geschaffen. Was wußten sie schon von den Vorstellungen der Männer? Wenn sie hofften, endlich Männer auf ihren Planeten zu bekommen, dann dachten sie in erster Linie an Nachkommen und damit an die Ausweitung der Bevölkerungszahl. Sie wollten Kinder.
Vermutlich verschwendete kaum eine von ihnen einen Gedanken daran, daß die Männer der PHARAO von einer Welt kamen, auf der Männer trotz aller Emanzipation der Frau immer noch die dominierenden Persönlichkeiten waren.
Es würde harte Auseinandersetzungen geben, bis die Frauen von Ovarons Planet einsehen würden, daß es nur eine volle Integration der Männer in ihre Gesellschaft geben konnte.
Ich ahnte bereits jetzt, daß unserem Zielplaneten harte Zeiten bevorstanden. Die Männer der Erde würden sich nicht unterdrücken lassen, sondern auf ihren gewohnten Rechten bestehen. Dabei kam ihnen zugute, daß sie eine Minderheit bildeten. Jedem von ihnen standen mehr als zehn Frauen gegenüber. Wem es bei einer Frau nicht mehr paßte, der würde keine Schwierigkeiten haben, sich sogleich eine neue Partnerin zu nehmen.
Es würde einige Eifersuchtsdramen geben. Das stand für mich fest. Und für die Männer der PHARAO würde Ovarons Planet durchaus kein Paradies werden, wie manche glaubten. Sie würden hart kämpfen müssen, oder im Laufe der Jahre untergehen. „Attra", sagte Nayn-Taibary sanft und schreckte mich aus meinen Gedanken auf. „Du wolltest mir sagen, wie viele Männer in meiner Heimat bleiben werden."
„Ungefähr zweihundert", antwortete ich.
Sie wurde bleich bis in die Lippen. „Sagtest du, zweihundert?" fragte sie mit tonloser Stimme. „Allerdings, Nayn, auf mehr kann Roi Danton nicht verzichten."
„Aber, die PHARAO braucht doch keine 550 Mann Besatzung."
„Das nicht, jedenfalls nicht grundsätzlich. Dieser Schifsstyp ist jedoch völlig neu für uns. Augenblicklich können wir nicht mit weniger Männern an Bord fliegen, weil wir sonst in Notfällen verloren wären.
Außerdem sind nicht alle Männer frei, Nayn. Sie haben Frauen auf der Erde, zu denen sie zurückkehren möchten."
Sie richtete sich stolz auf und blickte mich abweisend an. „Wir wollten nicht betteln", erklärte sie. „Unter diesen Umständen ver,-zichten wir lieber ganz."
Sie stand auf und eilte zum Türschott. „Nayn, bitte", rief ich. Sie blieb stehen und drehte sich langsam um. Ihre Augen wurden feucht. „Wie soll ich den Frauen in meiner Heimat so etwas erklären? Sie werden mich verachten, weil ich mich derartig habe täuschen lassen."
„Unsinn, Nayn. Vergiß, bitte, nicht, daß es für uns Männer auf der Erde ein außerordentliches Opfer ist, wenn wir auf zweihundert Mitkämpfer verzichten. Wir stehen auf fast verlorenem Posten gegenüber den Aphilikern. Jeder Mann ist wertvoll, der an unserer Seite steht. Jeder, der fällt, ist ein ungeheurer Verlust für uns. Ich muß zugeben, daß ich nicht damit gerechnet habe, daß Roi Danton überhaupt so viele Männer nach Ovarons Planet entläßt."
Sie kehrte an den Tisch zurück und stützte sich mit den Händen auf. Unsicher schüttelte sie den Kopf. „Das werden sie nicht begreifen. Über zweitausend Frauen werden enttäuscht werden."
„Und dennoch werden sie dich und die anderen als Heldinnen feiern. Wie konnten sie damit rechnen, daß ihr überhaupt zur Erde durchkommen würdet? Wie konnten sie voraussetzen, daß ihr Erfolg haben würdet? Du darfst nicht unbescheiden sein."
Sie erholte sich langsam von dem Schock. Bei mir saß er jedoch nach wie vor tief. Ihre Reaktion ließ mich ahnen, wie es auf Ovarons Planet nach unserer Ankunft aussehen würde.
In diesem Moment öffnete sich das Türschott, und
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