072 - Das Horror Palais von Wien
PSA-Agenten hier lebte, konnte der
Hausmeister in der Tat etwas über ihn aussagen. Aber Pörtscher erlebte eine
neue Enttäuschung. Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Jemand, der so aussieht,
den gibt es hier nicht. Hier lebt allerdings seit etwa drei Wochen ein anderer
Russe… vielleicht meinen Sie den? Aber er trägt keinen Bart.«
»Vielleicht
ist der andere ein Bekannter von ihm«, sinnierte Peter Pörtscher. »Möglich. Sie
können ihn ja mal fragen. Der Mann ist zu Hause, er wohnt in diesem Flügel.«
Der Hausmeister drehte sich schon halb um, als er sich plötzlich an die Stirn
schlug. »Da fällt mir etwas ein«, sagte er plötzlich, und es klang beinahe
erschrocken, »ein Mann, auf den Ihre Beschreibung paßt, war vor ein paar
Stunden hier im Haus!«
»Also
doch! Und das fällt Ihnen erst jetzt ein?«
»Ich
bin nicht mehr der jüngste«, entschuldigte sich der Alte mit einem Achselzucken
und seufzte. »Mein Gedächtnis funktioniert nicht mehr so gut.«
»Was
wollte der Mann mit dem Bart?«
»Sie
werden’s nicht glauben, aber er erkundigte sich nach einem, der genau so
aussähe wie er… Verrückt, nicht wahr?«
Pörtscher
war auf der richtigen Spur. Er folgte dem Mann ins Haus und stieg hinter ihm
die Treppe nach oben. »Der Mieter heißt Rakow«, sagte der Hausmeister
beiläufig, als sie in der ersten Etage ankamen. »Er wohnt in diesem Stock.
Gehen Sie den Korridor bis hinten durch. Die letzte Tür links ist der Eingang
zur Wohnung. Ein Schild ist nicht angebracht.« Pörtscher lief den breiten,
hohen Gang entlang, während der Alte seine Wohnungstür ins Schloß zog.
Pörtscher hatte ein ungutes Gefühl. Wie alle PSA-Agenten war er es gewohnt,
seine Intuitionen nicht unbeachtet zu lassen. Hohl hallten seine
Schritte durch den langen Flur. Dann stand X-RAY-11 vor der Tür, die der
Hausmeister ihm bezeichnet hatte. Pörtscher klopfte an. Sofort waren Schritte
hinter der Tür zu hören. Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, und der
Wohnungsinhaber öffnete. Pörtscher erkannte ihn sofort wieder. Das war der
Mann, der mit der Schwarzhaarigen gestern auf dem Flugplatz gewesen war! In
Pörtscher schlug eine Alarmglocke an, und er griff sofort wieder nach seinem
Smith & Wesson Laser, weil er das Gefühl hatte, augenblicklich eine Gefahr
abwenden zu müssen. Sein Gefühl stimmte. Aber die Gefahr war schneller…
Sie
kam aus einer Ecke, aus der er sie nicht erwartete. Seine Rechte kam nur noch
halb in die Höhe. Es erging ihm wie Iwan Kunaritschew, der nicht mehr in der
Lage war, die Waffe auf seine Widersacher zu richten. Pörtschers Finger
verkrampften sich. Gegen seinen Willen ließ er los. »Nanu?« fragte Rakow
verwundert mit teuflischem Grinsen auf den Lippen. »Ist Ihnen nicht gut?«
Die
Tür stand weit offen, und Pörtscher konnte in die dahinterliegende Wohnung
blicken, die aus großen hohen Räumen bestand. Die Tür auf der anderen Seite der
Diele führte in ein Zimmer, das jedoch einen merkwürdigen Eindruck auf ihn machte.
Er sah unterhalb des Fensters eine Couch, auf der ein blondes, junges Mädchen
lag. Es rührte sich nicht. Schlaff hing sein nackter rechter Arm über den
Couchrand. Die Hand berührte den Boden. Oberhalb des Kopfendes stand eine
zweite Couch. Und auch dort lag jemand. Diesmal eine brünette, junge Frau mit
kurzer Ponyfrisur und hübschem, rundlichem Gesicht. Auch sie lag völlig reglos,
und ihr Arm hing über den Couchrand auf den Boden herunter. Von der Seite her
fiel ein Schatten auf Peter Pörtscher. Lautlos war jemand herangekommen. »Wir
haben inzwischen gelernt«, sagte eine Frau. Aus den Augenwinkeln sah er sie.
Die kurvenreiche Schwarzhaarige! Sie trug hauteng anliegende, weiße Hosen und
eine großzügig ausgeschnittene Bluse. Die Hexe Marina!
Hier
hatte er sie nicht erwartet. Aber sie war da und spielte mit ihm wie die Katze
mit der Maus. Die Hexe hielt die rechte Hand leicht ausgestreckt. Ihre Finger
bildeten eine seltsame Stellung. Über dem Mittelfinger hatte sie Zeige- und
Ringfinger gekreuzt, Daumen und kleiner Finger waren abgespreizt. Ein
Hexenzeichen, das offensichtlich das bewirkte, was nun mit ihm geschah.
Pörtscher konnte gegen die Bewegung, die seine Hände vollführten, nichts
unternehmen. Sie machten sich selbständig von seinem Körper, seinem Willen… Sie
glitten vom Bauch her empor, über seine Brust und krochen dann seiner Kehle
entgegen. »Es ist nicht gut, neugierig zu sein«, ließ sich die gefährliche Hexe
wieder vernehmen, während
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