Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
müssen.
    Die
Umgebung veränderte ihr Aussehen. Die Scherben und Bruchstücke der Glasbehälter
auf dem Tisch fügten sich blitzschnell und lautlos zusammen, als würde ein Film
rückwärts abgespult. Alle Gegenstände erstanden neu. Die Kabel und Schläuche,
die eben noch brüchig und alt wirkten, sahen aus, als wären sie gerade
angebracht worden. In den Glasbehältern sprudelten verschiedenfarbige
Flüssigkeiten. Der Geruch von Pflanzensaft und stark riechenden Kräutern und
Gewürzen breitete sich aus. »Ich kann sie nicht wieder ins Leben
zurückrufen, mein Sohn«, hallte die kalte, gefühllose Stimme der seltsamen
Gräfin durch das Halbdunkel. Kunaritschew hatte gleichzeitig das Gefühl,
entrückt zu werden. Je schärfer die Konturen und die gespenstischen Szenen vor
ihm wurden, desto leichter und entfernter fühlte er sich, als würde er zeitlich
versetzt und selbst zu einem Schemen. Er war nur noch Beobachter, den die
anderen offensichtlich nicht wahrnahmen. Was vor seinen Augen neu entstand, war
ein Teil der Vergangenheit und Teil eines unheimlichen Ereignisses, das den Ruf
des Palais über die Jahrhunderte hinaus schuf. Das Horror-Palais von Wien…
    Iwan
Kunaritschew wurde Zeuge, daß diese Bezeichnung nicht übertrieben war. »Du kannst ,
wenn du es nur willst! « schrie der junge Graf, und seine Stimme hallte
schaurig durch den riesigen, fensterlosen Saal. »Ich bin sicher, daß Vater dich
erhört, wenn du dich an ihn wendest. Er wird dir keinen Wunsch verweigern.«
    »Er
wird ihn nicht erfüllen, Paul, weil ihr Tod sein muß… sie ist gestorben, weil ich
es wollte . Ich habe ihr Gift eingeflößt. Sie ist mit dir in den Tod
getanzt… es war ihr letzter Ball. Aber Paul, es war nicht der letzte für dich.«
Paul Graf von Cernay legte die Tote auf den langen Tisch, er tat es wie in
Trance und Zeitlupe.
    »Du
wirst viele andere Frauen haben, Paul.«
    »Ich
will keine andere, ich will sie, immer nur sie…«
    »Dann
werden die anderen, die nach ihr kommen werden, so aussehen wie sie. Diesen
Wunsch kann ich dir erfüllen. Du bist noch zu sehr Mensch und denkst in
falschen Bahnen. Das kommt daher, weil du noch nicht begriffen hast, wer du
wirklich bist. Du bist kein gewöhnlich Sterblicher! Du sollst unsterblich
werden. Nur dann wirst du die Größe begreifen, die ich dir zukommen ließ. Das
geht nicht ganz ohne Opfer. – Ein Opfer, das war sie. Sie war dein
letztes Spielzeug. Aber du wirst es immer und immer wieder haben können, wenn
du die Nacht ihres Todes nutzt, um selbst zu sterben.«
    »Warum
sollte ich sterben, Mutter?«
    »Nur
wer durch den Tod geht, kann die Unsterblichkeit, die ich dir zu schenken
vermag, erreichen. Mein ganzes Leben habe ich dem Streben nach Wissen und
Erkenntnissen gewidmet. Ich habe geheime Schriften studiert und eine eigene
verfaßt, die den Namen derer von Cernay und das Palais unvergeßlich machen
werden. Komm zu mir… und tu, was ich von dir verlange!« Im Halblicht sah die
Frau mit dem aufgesteckten Haar aus wie eine Hexe. Sie gönnte der Toten auf dem langen Experimentiertisch keinen Blick, als
sie ihrem Sohn die Hände entgegenstreckte. Wortlos kam er auf sie zu. Und als
er noch einen halben Schritt von ihr entfernt war, geschah das Ungeheuerliche.
Kunaritschew schrie noch eine Warnung. Er hörte seine eigene Stimme, aber die
beiden Akteure, nur eine Armlänge von seiner Pritsche entfernt, reagierten
darauf überhaupt nicht. Sein Ruf erreichte sie nicht. Die Geister des Palais
waren durch zwei Jahrhunderte von ihm getrennt! In der Rechten der Gräfin
funkelte der Stahl eines langen, spitzen Dolches, er schien wie durch Zauberei
in ihre Finger gekommen zu sein. Sie stach auf ihren Sohn ein. Paul Graf
von Cernay wurde durch mehrere Stiche schwer verletzt. Er röchelte und stieß
gegen die Pritsche, auf der Iwan Kunaritschew lag. Immer wieder stach die
Gräfin auf ihren Sohn ein. Dessen blutige Hände stützten sich an der Wand neben
Kunaritschew ab. Es war die Wand, aus der die Blutstropfen quollen. Das Blut
des jungen Grafen von Cernay, der in jener grauenvollen Nacht von seiner
eigenen Mutter im Namen des Teufels, seines Vaters, ermordet wurde. Grauen packte
Iwan Kunaritschew. Er sah den Körper stürzen, der an der Seite herunter
rutschte. X-RAY-7 wußte, daß Zeiträume ihn von dem Geschehnis trennten, dennoch
hatte er das Gefühl, von dem fallenden Körper getroffen und darunter begraben
zu werden. Ruckartig warf Kunaritschew sich herum. Das tat er mit

Weitere Kostenlose Bücher