072 - Die Rache des Magiers
Bankier ins Haus zurück. Er ging in die Bibliothek, versuchte zu lesen, doch er konnte sich nicht konzentrieren. Nachdem er eine Seite dreimal gelesen hatte, ohne den Sinn zu erfassen, gab er es auf.
Er schenkte sich einen alten Kognak ein. Dazu rauchte er eine seiner geliebten Brasil, obwohl dies seinem kranken Herz sicher nicht guttat.
Kronberger hatte seine Medikamente genommen und fühlte sich nun etwas besser. Er aß ohne rechten Appetit ein paar Bissen Steak, denn er wollte bei Kräften bleiben. Als er sah, wie besorgt Marie Walter ihn musterte, zwang er sich, das ganze Steak zu vertilgen.
Nach dem Abendessen begab sich Kronberger in das große, geschmackvoll und teuer eingerichtete Fernsehzimmer. Er sah sich eine Unterhaltungssendung an und entspannte sich sichtlich, wie Marie feststellte, die ihm Gesellschaft leistete. Er überlegte, ob er sich eine weitere Zigarre oder noch einen Kognak gönnen sollte, entschied sich aber dagegen.
Doch ein Gläschen Wein konnte wohl nicht schaden.
„Ich belästige Sie ungern, Marie, aber könnten Sie vielleicht eine Flasche aus dem Weinkeller holen? Etwas Leichtes. Einen guten Tropfen. Und zwei Gläser.“
„Das tue ich gern für Sie, Herr Kronberger.“
Marie ging hinaus und kam kurz danach mit der Flasche zurück. Kronberger öffnete sie, schenkte ein.
„Sehr zum Wohl, Marie.“
„Auf Ihr Wohl, Herr Kronberger.“
Der Bankier trank nur ein Glas. Nach der Unterhaltungssendung kam ein Krimi. Eine anspruchslose Sache mit viel Aktion und ohne allzuviel Sentimentalität. Kronberger war nicht gerade begeistert, doch es lenkte ihn ab.
Zehn Minuten vor 23.00 Uhr verließ Marie Walter das Zimmer, um ihre übliche Abendrunde durchs Haus zu machen. Kronberger hörte gerade den Vortrag eines Professors über das technologische Gefälle zwischen Ost und West, da verschwand plötzlich das Gesicht des weißhaarigen Wirtschafts – und Politwissenschaftlers vom Bildschirm.
Statt dessen sah der Bankier auf der Mattscheibe ein bleiches Gesicht mit glühenden Augen. Der Mann trug einen altmodischen schwarzen Anzug mit hohem Kragen, wie er schon seit langem nicht mehr Mode war. Triumph stand in dem Gesicht geschrieben, das Kronberger von der Mattscheibe her musterte.
Es war der unheimliche Kleine. Er lachte höhnisch.
„Du wirst mir nicht entgehen! Bald habe ich dich, dann bist du mein, bis in alle Ewigkeit. Du glaubst, du kannst mich betrügen, kannst mir zumindest die Seele deiner Frau Irene vorenthalten, die du mir versprochen hast? Du irrst dich! Mich betrügt keiner. Sieh an Amanns Beispiel, wie es denen geht, die mir verfallen sind!“
Das Gesicht des Kleinen verschwand. Statt dessen sah der Bankier eine Szene, die sicher kein Fernsehteam gefilmt hatte. Ein Mann war an einen Felsen gekettet in glühender Sonnenglut. Er trug nur einen Lendenschurz. Große Brandblasen bedeckten seinen Körper. Es war Amann.
Er warf den Kopf hin und her. Es war, als könne er Kronberger sehen. Er stammelte unverständliche Worte. Da fiel ein Schatten über ihn. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich vor Entsetzen. Er stieß einen gellenden Schrei aus.
„Hilfe! Hilfe! So helfen Sie mir doch!“
Ein grausiges Monstrum landete über ihm. Ein großer, schwarz geschuppter Drachenleib mit gezacktem Rückenkamm und breiten Lederhautflügeln. Das Ungeheuer hatte drei Köpfe, große Klauen und lange Dolchzähne.
Amann brüllte schrecklich. Die schrecklichen Köpfe des Monstrums näherten sich ihm. Es fauchte Feuer. Die Flammen umhüllten Amanns Leib, und er schrie noch lauter. Sein Gesicht war deutlich zu sehen. Niemals würde Kronberger je diese Züge vergessen, die von Schmerz und Verzweiflung gezeichnet waren. Das Gesicht eines Verdammten, der Höllenqualen litt.
Der Bankier wandte sich ab, preßte die Hände gegen die Ohren des gräßlichen Gebrülls, das aus dem Fernseher kam.
Da war er plötzlich wieder, der Schmerz in der Brust. Es war Kronberger, als zerspringe sein Herz. Seine ganze linke Seite, sein linker Arm wurde durchstrahlt von stechenden Schmerzen. Stöhnend sank er vom Sessel, krümmte sich am Boden, die Hände gegen die Brust gekrampft.
Ein gellendes Gelächter drang aus dem Fernseher, die Stimme des Kleinen.
„Ich kriege dich! Ich kriege dich noch heute nacht! Dann gehörst du mir, mir, wie Amann und all die anderen. Du bist verdammt, und du kannst mir nicht entgehen!“
Marie kam wenige Minuten später ins Zimmer. Sie fand Kronberger am Boden
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