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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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liegend, totenbleich und stöhnend. Der Fernseher lief. Eine wirtschaftspolitische Sendung. Gerade wurde eine Studiodiskussion übertragen.
    Marie beugte sich zu Kronberger herunter, kniete neben ihm nieder.
    „Herr Kronberger, um Gottes willen!“
    Seine Augen waren verdreht, daß sie das Weiße sehen konnte. Kronberger war so schwach, daß er nicht allein aufstehen konnte. Seine Stimme war nur noch ein Hauch.
    „Helfen Sie mir auf, Marie.“
    Marie stützte den Mann. Er war schwerer, als sie gedacht hatte. Mit Mühe nur gelang es ihr, ihn hochzubekommen. Er schleppte sich die paar Schritte bis zur Ledercouch, ließ sich darauf sinken. Seine Hände hielten die Maries.
    „Ich rufe einen Arzt, Herr Kronberger“, sagte sie voller Angst.
    „Nein, keinen Arzt.“ Die Stimme des Kranken war ein Flüstern. Ohne Kraft. „Es hat keinen Zweck mehr. Mir kann niemand mehr helfen. Die dauernden Herzanfälle. Es ist vorbei mit mir. Der nächste bringt mich um, ich weiß es.“
    Marie standen die Tränen in den Augen.
    „So dürfen Sie nicht reden, Herr Kronberger. Ich rufe gleich Dr. Sorell an. Sie kommen in die Klinik. Was die Ärzte heute alles machen! Sauerstoffzelt. Herzmassage. Herztransplantation. Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.“
    „Es ist zu spät. Ich werde noch heute nacht sterben, was auch geschieht. Der Kleine hat es mir gesagt.“
    „Der Kleine?“
    „Der Dämon. Der Satan. Hören Sie, Marie, Sie wissen noch nicht alles. Ich will Ihnen erzählen, wie ich meine Frau dem Tod entrissen habe. Welchen Pakt ich schloß, für eine Stunde Glück am Tag. Es war vermessen und frevelhaft. Ich, ein sterblicher Mensch, habe es gewagt, dunkle Mächte herauszufordern in meinem Wahn. Ich bin auf ewig verdammt dafür.“
    „Sie dürfen nicht soviel reden, Herr Kronberger. Ich hole einen Arzt.“
    „Nein, nein, bleiben Sie, Marie, verlassen Sie mich nicht. Ich muß reden, solange ich noch kann.“ Die Stimme des Bankiers hatte an Kraft gewonnen. Es gelang ihm sogar, sich aufzusetzen. Seine Hände hielten Marie eisern fest. Es war die letzte Lebenskraft, die ihn noch aufrechterhielt, und die namenlose Furcht vor dem Grauenvollen nach dem Tod. „Sie sollen alles erfahren, Marie, von Anfang an.“
    Mit leiser Stimme erzählte der Bankier stockend die ganze, unglückselige Geschichte, angefangen von seinem ersten Besuch bei Karl-Josef Amann in der Severiusstraße bis zu dem Erscheinen des Kleinen auf dem Bildschirm. Marie Walter unterbrach ihn nicht, schüttelte nur hin und wieder den Kopf und sagte fassungslos: „Mein Gott! Mein Gott!“
    Es warinzwischen 23.30 Uhr geworden.
    „Marie, ich bitte Sie, mir zu helfen“, sagte der Bankier. „Ich flehe Sie an. Ich werde die Nacht nicht überleben, und ich habe eine grauenvolle Angst vor dem, was meine Seele erwartet. Treten Sie an meine Stelle. Übernehmen Sie meine Rolle bei dem grausigen Pakt mit dem Bösen.“
    Marie Walter fuhr zurück.
    „Verlangen Sie von mir, was Sie wollen, Herr Kronberger, aber das nicht. Verlangen Sie mein Leben, meine Gesundheit, meinen rechten Arm, ich will alles für Sie opfern. Doch der ewigen Verdammnis liefere ich mich nicht aus.“
    „Wer sagt das? Ich hatte nicht mehr die Zeit, das Nötige zu veranlassen. Glauben Sie mir, Marie, es gibt Auswege. Ich überschreibe Ihnen mein ganzes Vermögen, alles was ich habe. Ich bin am Ende, aber Sie können noch gut zwanzig, dreißig Jahre leben. In Reichtum und Freuden. Wenden Sie sich an die Kirche. Spenden Sie Geld. Kaufen Sie sich frei, kaufen Sie sich Beistand. Wenn es gar nicht anders geht und alle Mittel versagen, dann kaufen sie sich jemanden, der an Ihrer Stelle den Pakt erfüllt.“
    „Ich soll einen armen Teufel der ewigen Verdammnis ausliefern? Niemals!“
    „Was bin denn ich, Marie? Bin ich Ihnen weniger wert als ein wildfremder Mensch? Ich habe Ihnen aufgezeigt, welche Auswege es geben kann, welche mir in kurzer Zeit einfielen. Sie haben Jahrzehnte Zeit, einen Weg zu finden. Lassen Sie mich nicht im Stich, Marie!“
    Die rothaarige Frau stand auf. Jetzt erst trat sie zum Fernseher, schaltete ihn aus. Sie wandte Kronberger den Rücken zu, überlegte. Er lag im Sterben, das war wahr. Einen weiteren Schock, gleich welcher Art, würde sein Herz nicht aushalten.
    Marie hatte Angst vor dem Kleinen, der Irene Kronberger wieder zum Leben erweckt und all dieses Unheil verursacht hatte. Doch zwei Gründe gab es, die dafür sprachen,
    Kronbergers Stelle einzunehmen bei dem Pakt. Der eine

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