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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Uhrkette und steifem Kragen. Sein Gesicht war blaß wie ein Leintuch. Die Augen lagen tief in Höhlen. In ihnen war ein Glimmen und Glühen, wie es Kronberger noch bei keinem lebenden Wesen gesehen hatte.
    Mit geschmeidigen Bewegungen kam der unheimliche Mann auf den Bankier zu. Seine Hände mit den langen Fingernägeln waren wie Klauen vorgestreckt.
    Der Bankier wich zurück bis zur Wand, bleich und zitternd.
    „Du hast mich gerufen“, sagte der Kleine leise. „Hier bin ich nun. Einer meiner Diener sagte mir, daß du mich sprechen willst. Nun, was willst du?“
    Kronberger überwand seinen Schock. Er räusperte sich ein paarmal, bevor er sprechen konnte.
    „Meine Frau. Sie ist tot.“
    „Das sehe ich. Und weiter?“
    „Ich will, daß sie wieder zum Leben erweckt wird. Ich gebe alles dafür, alles. Ich zahle jede Summe.“
    „Geld!“ Der kleine Mann mit den glühenden Augen lachte hohl. „Was ist mir Geld und Gut? Ich kann über größere Reichtümer verfügen, als du dir vorzustellen vermagst. Nein, Geld will ich nicht. Ich bin bereit, deine Frau zum Leben zu erwecken, jeden Tag für eine Stunde. Von Mitternacht bis ein Uhr. Aber unter einer Bedingung: Nach deinem Tod gehören mir euer beider Seelen!“
    „Was? Unsere Seelen? Wer – wer bist du, daß du so etwas forderst? Amann wollte Geld.“
    „Dieser Wurm! Ich bin es, der über Leben und Tod bestimmt. Für eine Stunde am Tag kann ich dir deine Frau zurückgeben. Dafür fordere ich eure Seelen.“
    Der Bankier ging im Totenzimmer auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und überlegte. Was war überhaupt eine Seele? Wenn er sie dem kleinen Mann versprach, wie wollte der sie denn holen?
    Der Bankier musterte den kleinen Mann mit dem altmodischen Anzug.
    Nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, wirkte der Besucher gar nicht mehr so furchterregend auf ihn. Er stank nicht nach Pech und Schwefel, hatte keinen Pferdefuß und keine Hörner.
    Vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihn zu übertölpeln. Vielleicht würde er sich auch mit etwas anderem zufrieden geben. Doch zunächst sollte er Irene zum Leben erwecken.
    „Gut“, sagte der Bankier. „Unser beider Seelen.“
    Der Kleine zog zwei Pergamentrollen aus der Tasche. Die eine entrollte er. Kronberger hätte fast gelacht, denn der Text auf der Pergamentrolle war mit Schreibmaschine geschrieben, und nicht einmal fehlerfrei. Da stand: Ich, Edgar Kronberger, geboren am, 26. 3.1917 vermache meine Seele nach meinem Tode dem Inhaber dieser Urkunde, falls er meine verstorbene Frau Irene zum Leben erwecken kann. Ich tue dies aus freiem Willen und nehme alle sich daraus ergebenden Konsequenzen auf mich.
    „Wollen Sie mich etwa verklagen, wenn ich den Pakt nicht einhalte?“ fragte Kronberger scherzhaft, als er den Füllhalter aus der Brusttasche zog, um zu unterschreiben. Aber der Kleine hielt ihn zurück.
    „Nicht so. Mit deinem Blut.“
    Er reichte Kronberger eine alte Gänsefeder und ein kleines Federmesser. Der Bankier ritzte seinen Unterarm, tauchte die Gänsefeder in das Blut und schrieb schwungvoll seinen Namen. Dann gab er die Pergamentrolle dem Kleinen zurück.
    „Deine Frau muß die zweite Rolle unterzeichnen, mit ihrem Blut. Vier Wochen Zeit lasse ich ihr. Jetzt lebt wohl.“
    Der Kleine trat zu dem gläsernen Sarg und beugte sich über die Tote. Kronberger sah nicht, was er machte. Er hörte auch keinen Laut. Dann ging der Kleine zum Fenster.
    Dabei sah Kronberger etwas, das ihn erschauern ließ. Sein unheimlicher Besucher warf keinen Schatten. Kronberger sah an der Wand die Schatten der Kandelaber und der Kerzen. Der Schatten des Mannes hätte gleichfalls zu sehen sein müssen, doch da war nichts.
    Während der Bankier noch über dieses Phänomen nachgrübelte, trat der Kleine hinter die Gardinen. Kronberger näherte sich vorsichtig, auf Zehenspitzen. Mit einem Ruck riß er die Vorhänge auseinander. Da war nichts, niemand. Die Fenster waren geschlossen. Kronberger sah hinaus ins Dunkel der Nacht. Da hörte er hinter sich die Stimme seiner toten Frau: „Unglückseliger, was hast du getan?“
    Der Bankier wirbelte herum. Die blonde Frau hatte sich im Sarg aufgesetzt, sah ihn an. In ihrem Gesicht stand Angst.
    „Hast du mich dem Tode entrissen, damit ich der ewigen Verdammnis verfalle, Edgar?“
    Kronberger stürzte zu dem Sarg, riß seine Frau an sich. Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Ihre Haut war warm und zart.
    „Irene“, stammelte er. „Irene. Daß ich dich

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