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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ziehen, aber er kam nicht mit. Er wandte sich wieder mir zu.
    „Natürlich gibt es auf Kreta Schlangen. In diesen Felshöhlen muß man aufpassen. Da gibt es manchmal wahre Natternnester. Von außergewöhnlichen Höhlen weiß ich nichts. Aber Didier hat mir da gestern etwas Merkwürdiges erzählt. Du kannst ihn ja fragen. Es ist der Kleine, der dort so ausgelassen mit der kräftigen Blondine umherspringt. Oder warte, ich werde mitkommen."
    Didier und das Mädchen tanzten eine Mischung aus Kasatschok und Boogie-Woogie. Verschwitzt und lachend setzten sie sich ans Feuer zu den andern.
    Mephisto erhob sich, nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, und ging zu ihnen hinüber. Ich folgte ihm.
    Didier war ein hübscher Junge mit dunkelblondem Krauskopf. Der Schalk blitzte ihm aus den Augen.
    „Hallo, Mephisto, bist du endlich mal aus deiner Privathöhle heraufgekommen, um uns Gesellschaft zu leisten?" rief er auf französisch.
    Mephisto setzte sich ganz selbstverständlich an Didiers linke Seite und legte gleich die Arme um das Mädchen, das dort seinen Platz hatte. Seine Hände ruhten auf ihren Brüsten.
    „Erzähle meinem Freund doch diese Geschichte, die du mir gestern mitgeteilt hast! Du weißt schon, die Sache mit der Tempelhöhle. Er interessiert sich dafür."
    Didier sah mich zweifelnd an.
    „Du kannst ruhig reden", sagte Mephisto. „Dorian ist in Ordnung."
    Und Didier erzählte. Er nahm dabei hin und wieder einen Zug aus seinem Joint. Seine leise Stimme ging fast unter in dem Lärm, den die Hippies machten. Der flackernde Feuerschein beleuchtete Didiers Gesicht und die Gruppen der Hippies. Über uns spannte sich der gestirnte Himmel, und hinter uns waren die Höhlen; wie finstere, klaffende Mäuler sahen sie aus.
    Meine angenehme Stimmung schwand dahin, als ich Didiers Erzählung hörte.
    „Ich strolche gern in den Höhlen umher", sagte er. „Besonders die abgelegenen, tiefen Felsspalten interessieren mich. Manchmal überlege ich mir, wo sie hinführen könnten, und ab und zu dringe ich in eine ein. Gestern war ich in einer großen Höhle, die schon lange verlassen ist. Niemand will dort bleiben, obwohl die Höhle zum Wohnen eigentlich gut geeignet wäre. Ich habe gehört, die Leute fühlen sich in dieser Höhle bedroht. Sie glauben, nachts seltsame Stimmen und Geräusche zu hören. Einmal soll in dieser Höhle ein junges Paar spurlos verschwunden sein. Nun, ich war also in dieser Höhle und stöberte drin herum. Im Hintergrund war eine tiefe, große Felsspalte. Ich kroch aus Neugierde hinein. Sie verengte sich, aber ich drang tiefer vor. Auf einmal kam ich in einen Höhlengang, in dem ich aufrecht stehen konnte. Ich folgte ihm und entdeckte ein Gewirr von Gängen, ein wahres Labyrinth im Berg."
    „Hattest du keine Angst, dich zu verlaufen und den Rückweg nicht mehr zu finden?" fragte das Mädchen, das neben Didier saß.
    Er zog an seinem Joint. „Ich hatte ein Stück Kreide eingesteckt und brachte Markierungen an den Felswänden an. Das Höhlenlabyrinth war von einem Dämmerlicht erfüllt, dessen Ursprung ich nicht erkennen konnte. Es schien von überall und nirgends zu kommen. Nachdem ich den Gängen eine Weile gefolgt war - wie lange, weiß ich nicht, ich hatte jedes Zeitgefühl verloren - kam ich in eine große Tropfsteinhöhle. Stalaktiten hingen von der Decke, und es war hier etwas heller. In den Wänden gab es Löcher und Spalten. Schlangen züngelten heraus und zischten mich an."
    „Und du bist nicht geflohen, Didier?" fragte seine Freundin.
    Von den andern sechs, die zuhörten, grinsten ein paar. Offenbar hielten sie Didiers Geschichte für ein Märchen.
    „Ich hatte große Angst", gab der Junge ehrlich zu. „Aber in der Mitte der Tropfsteinhöhle war etwas, das ich unbedingt sehen mußte. Es war eine flache, schwarze Steinplatte. Wie ein Altar sah sie aus. Ein paar kleine Figuren standen darauf, und etwas Seltsames, regenbogenfarben Schillerndes lag davor. Ich ging hin. Die Figuren - ein Dutzend waren es etwa - stellten eine Schlangengöttin dar, eine Frau mit nackten Brüsten, die in jeder Hand eine Schlange hielt, und um deren Körper sich eine Schlange wand. Das seltsame regenbogenfarbene Ding konnte ich zunächst nicht erkennen, dann stellte ich fest, daß es eine abgestreifte Schlangenhaut war."
    „Einen kleinen Mann, etwa fußgroß, hast du nicht gesehen, Didier?" fragte ich.
    Einer der Hippies lachte. Er glaubte, ich wollte Didier auf den Arm nehmen; aber mir war es ernst mit dieser

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