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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Ophiten gleichfalls mit ein paar Handkantenschlägen außer Gefecht. Wir zogen die Bewußtlosen in den nächsten abzweigenden Gang. Hier nahmen wir ihnen die Kutten und die Kapuzen ab und staffierten uns damit aus.
    Becker hatte eine Frau niedergeschlagen. Wir fesselten die beiden Bewußtlosen mit den Nylonstrümpfen der Frau und mit Streifen, die wir aus dem Hemd des Mannes rissen. Dann knebelten wir sie und schleiften sie in einen Sackgang.
    Thomas Becker und ich liefen schnell und leise hinter den Ophiten her. Etwas außer Atem erreichten wir sie und schlossen uns dem langen Zug an. Wir hielten die Köpfe gesenkt. Da ich auch noch eine dicke Jacke trug, wurde mir warm unter der Kutte. Den Schlapphut hatte ich bei den Gefesselten gelassen.
    Wir murmelten den Sprechgesang mit, so gut es ging. Es waren altgriechische Worte. Immer wieder kamen die Bezeichnungen „Ophit" und „Große Schlange" und „Mutter der Finsternis" vor.
    Dann kamen wir in die große Tropfsteinhöhle. Sie war noch riesiger, als ich sie mir vorgestellt hatte. Es war etwas heller hier. Die mächtigen Stalaktiten an der Decke hatten bizarre Formen. Überall in den Wänden befanden sich Löcher und Risse, aus denen Schlangen züngelten. Hunderte der scheußlichen Reptilien krochen über den Boden. Jeder Ophite hob eine oder auch mehrere Schlangen auf. Ich sah eine junge Anakonda, die gerade erst anderthalb Meter lang war. Die packte ich unterhalb des Kopfes und am Leib und hob sie hoch. Sie war nicht giftig, das wußte ich.
    „Komm her, Freundchen, und benimm dich anständig!" sagte ich leise zu ihr. „Sonst mache ich dir einen Knoten."
    Die Schlange wand sich ein wenig, aber offenbar war sie Menschen gewöhnt, denn sie machte keine Schwierigkeiten. Thomas Becker hatte sich einer harmlosen Ringelnatter bemächtigt. Wir bemühten uns wie die andern, auf keine Schlange zu treten.
    Die Ophiten bildeten einen Kreis um den Steinaltar. Figuren standen darauf, fußgroße Fayencestatuetten. Sie stellten die Schlangengöttin dar.
    Ich erkannte schlagartig, daß ich in eine Falle gelockt worden war. Meine Erinnerung an die Geschehnisse in den Hephaistos-Höhlen - damals 1557 -kehrte zurück.
    Alraune oder Hekate II, die Herrin der Finsternis, hatte meine Schritte gelenkt. Am Gängelband der dämonischen Ränkespielerin war ich hergekommen. Wie hatte sie sich verändert, sie, die ich einmal in einem früheren Leben geliebt hatte!
    Alraune hatte die Fayencestatuetten, die aus Alraunenwurzeln geschaffen waren, schon im Jahre 1557 hier zurückgelassen. Mit Don Chapmans Verschwinden hatte das Ganze hier vielleicht gar nichts zu tun.
    Die Ophiten bildeten einen Kreis um den schwarzen Altarstein. Sie liebkosten die Schlangen, und ihre Gesichter waren verzückt. Flötentöne erklangen, schrill und mißtönend. Den Reptilien gefielen sie, denn sie wanden sich und wiegten die Köpfe hin und her.
    Es war scheußlich anzusehen, wie verzückte, fanatische Menschen züngelnde Schlangen küßten. Peter Plank und Xenia standen vor dem Altar der Schlangengöttin. Ich rechnete damit, daß ein Menschenopfer stattfinden sollte. Die Große Schlange würde kommen, bald schon, und ihre Opfer verschlingen. Ophit, der Schlangendämon, forderte Leben.
    Ich fragte mich, ob Ophit mir mein Leben nehmen würde oder Alraune. Während die Vorzeremonie ablief, eilten meine Gedanken zurück durch die Jahrhunderte. Wie ein Mensch in Sekunden vor seinem Tode noch einmal sein ganzes Leben durchleben kann, so wurden mir die Erlebnisse des jungen Venezianers Michele da Mosto gegenwärtig. Noch hatten die Ophiten Thomas Becker und mich nicht erkannt. Doch wie lange konnten wir unsere Rolle noch spielen?

    Vergangenheit
    Wir drangen in die Höhle ein, in der im Hintergrund ein kleines Feuer brannte. Ein alter Mann mit einem schwarzen Umhang saß davor. Seine Augen starrten uns an, und ich erschrak.
    Pablo Agual, der Baske, bekreuzigte sich.
    Vom Feuerschein angeleuchtet, war das zerfurchte Gesicht des Alten rötlich, die Augen aber waren weißliche Tümpel.
    „Wer kommt?" fragte er mit krächzender Stimme.
    „Helena", antwortete unsere schöne Führerin.
    Sie sprach Griechisch, eine Sprache, die ich und auch Pablo gut beherrschten.
    „Was willst du, mein Kind?"
    „Zwei Männer sind mit mir gekommen, alter Nathan. Der Bruder des einen ist ein Sklave Ophits. Er ist verschleppt worden, hierher. Kannst und willst du diesem jungen Mann helfen?"
    Der Alte winkte mit seiner knöchernen Hand. „Er

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