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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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fast, als er das hörte.
    Der Hippie mit dem Zottelhaar, der in seinem Fellmantel wie ein Bär wirkte, stellte sich als Bully Behan vor. Der Name paßte gut zu ihm. Er fragte, wo wir Xenia getroffen hätten.
    „In der Stadt", antwortete ich ausweichend.
    Er wollte von dem Mädchen wissen, wo sie die letzte Zeit gewesen und wo Malcolm Pratten geblieben wäre.
    Xenia schaute erst zu mir, dann sagte sie: „Ich war bei Bekannten in der Stadt. Was soll denn mit Malcolm sein? Als ich von ihm wegging, war mit ihm alles in Ordnung. Ist er etwa fortgegangen?" „Das wissen wir nicht", antwortete Behan. „Auf jeden Fall ist er verschwunden - wie schon einige andere vor ihm."
    Ich hakte sofort ein. „Wie war das eben? Hier verschwinden Leute?"
    „Hier in den Hephaistos-Höhlen herrscht ein Kommen und Gehen. Kümmere du dich um deinen eigenen Kram, Hunter, dann fährst du hier am besten!"
    Ich sagte nichts weiter, denn ich wollte die Leute nicht gleich mißtrauisch machen. Die Hippies umringten uns, plauderten, stellten Fragen. Es war ein buntes Völkchen, junge Leute aus allen Nationen, Sie hatten lange Haare und kleideten sich unkonventionell und farbenprächtig. Thomas Becker kam gut bei ihnen an. Nachdem er gesagt hatte, daß er sich für die Mitarbeit der Hippies mit Essen und Geld revanchieren würde, gab es keine Schwierigkeiten mehr. Die Hippiemädchen umdrängten ihn, und er konnte in jeder Beziehung hineingreifen ins volle Hippieleben.
    „Wir lassen uns am besten in Malcolm Strattens Wohnhöhle häuslich nieder", sagte Xenia und hängte sich bei mir ein.
    „He, he!" meinte ein junger Hippie mit einem Ziegenbart und gefleckter Kalbsfellweste. „Sonst warst du doch immer so scheu, Xenia."
    „Dorian gefällt mir eben."
    Wir gingen zu der Höhle, die Malcolm Stratten bewohnt hatte. Professor Becker blieb bei den andern Hippies zurück. Er setzte sich auf einen bemoosten Stein und plauderte so ungezwungen und natürlich mit ihnen, wie in Frankfurt in der Vorlesungspause mit seinen Studenten.
    Xenia kletterte am Felsen hoch, und ich und Peter Plank folgten ihr. Wir sahen uns in der geräumigen Höhle um. Malcolm Strattens Sachen lagen noch da. Kleidungsstücke und ein paar Habseligkeiten in den Nischen. Apfelsinenkisten ersetzten die Stühle. Aus alten Matratzen hatte Stratten sich ein Lager gemacht. An den Felswänden hingen ein paar billige Farbdrucke und bunte Illustriertenseiten. Außerdem waren da noch ein grob gezimmerter Tisch und ein paar Decken; zwei davon waren schön gewebt. Eine Lammfelljacke hing in der Ecke, und Geschirr stand auf einem Regal. In einer Nische sah ich einen Gaskocher und eine Propangasflasche.
    Die Höhle sah so aus, als sei der Bewohner nur für ein paar Minuten fortgegangen. Ich schaute mich um und stöberte sogar eine Stabtaschenlampe auf, mit der ich in die finstersten Winkel der verzweigten Höhle leuchtete.
    Schlangen waren nicht zu sehen. Die Höhlenwände waren auch keineswegs porös, wie Xenia mir das beschrieben hatte; und die Höhle endete an einer massiven Felswand; sie führte nur wenige Meter weit in den Felsen hinein.
    Entweder war Schwarze Magie mit im Spiel gewesen, oder Xenia hatte eine Halluzination gehabt. Irgendwie mußte ich weiterkommen. Ich hypnotisierte Xenia noch einmal mit einer gnostischen Gemme. Hier an Ort und Stelle, wo der Schlangenüberfall stattgefunden hatte, konnte ich vielleicht etwas herausfinden.
    Peter Plank sah mir interessiert zu, während ich das Mädchen in Trance versetzte.
    „Welchen Weg bist du in den Berg hineingelaufen?" fragte ich Xenia. „Gibt es irgend etwas Besonderes, an das du dich erinnern kannst? Eine Webmarke?"
    „Ich weiß nichts", sagte sie monoton „Ich habe Angst, Angst. Ich spüre die Nähe der schuppigen Reptilien."
    Unwillkürlich sah ich mich um, aber im dämmrigen Licht der Höhle war nichts zu erkennen.
    „Hast du einen kleinen Mann gesehen?" fragte ich. „Einen Fuß groß etwa. Erinnere dich, Xenia! Ist dir vielleicht sonst etwas Außergewöhnliches aufgefallen in dem Höhlenlabyrinth?"
    Es war wieder ein Fehlschlag, genauso wie in Iraklion.
    „Jetzt spinnst du, Dorian", sagte Peter Plank. „Kleine Männer, die in Höhlen leben. Wer hat denn so etwas schon jemals gehört?"
    Ich hatte ihn nicht über Don Chapman aufgeklärt und sah auch jetzt keine Veranlassung dazu. Ich hielt Xenia die gnostische Gemme mit dem Ouroboros, der Schlange, die sich selber in den Schwanz biß, nahe vor die Augen. Sie starrte darauf.

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