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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sogar ein Schlagzeug; der Himmel mochte wissen, wie er es hierhergebracht hatte. Man sang. Wir entstammten allen möglichen Nationalitäten, und jeder kannte Volkslieder und Songs in seiner Muttersprache. Ein paar von den Männern und Mädchen hatten sehr schöne Stimmen. Die jungen Leute rückten eng zusammen, und Pärchen schmiegten sich aneinander. Auch Kinder waren noch auf; es gab etwas mehr als ein Dutzend in der Hippiekolonie. Zwei Mütter stillten ihre Säuglinge.
    Es war ein malerisches Bild - die abenteuerlich und bunt gekleideten jungen Männer und Mädchen am Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel. Mit dicken Jacken und Decken schützten wir uns vor der Kälte. Es war Oktober, und die Nacht war schon recht kühl.
    Ich rauchte eine Zigarette. Mir gefiel es bei den Hippies, und ich genoß die Romantik der Stunde. Xenia umarmte mich. Ich spürte ihren Mund an Hals und Ohr. Sanft schob ich sie etwas zur Seite. „Später, Xenia", sagte ich leise. „Ich muß mit den Leuten reden. Ich will etwas wissen, vergiß das nicht."
    Sie war ein wenig enttäuscht, das sah ich in ihren Augen.
    Ich ging zu Bully, die Whiskyflasche in der Hand. Er saß auf einem Steinbrocken, in jedem Arm ein Mädchen. Zu seinen Füßen lagen ein paar leere Bierdosen, denn Rotwein mochte er nicht.
    Die Hippies hatten keinen Anführer, aber Bully nahm eine führende Stellung ein. Er war weit herumgekommen und konnte sich überall behaupten; das imponierte den anderen. Er war aber kein hirnloser Kraftprotz, der nur an Weiber und ans Essen dachte. Auf seine Art war er ein Philosoph, das hatte ich herausgefunden.
    „Das ist Leben, Dorian", sagte er und nahm einen Schluck aus der Whiskyflasche, die ich ihm anbot. „Glaubst du, diese Ärsche in der Stadt kennen so etwas? Sie hängen in verräucherten Bars herum, ziehen sich mit Striptease hoch und erzählen sich gegenseitig Lügen und was für tolle Kerle sie sind. Oder sie liegen zu Hause vor dem Fernseher und denken schon mit Grauen an die Maloche vom nächsten Tag. Wir sind frei, Dorian, und ich sage dir, daß ich mit keinem Fürsten und keinem Multimillionär tauschen möchte, mit keinem von den potenz- und vitaminpillenfressenden Ölscheichs und Filmstars. Jawohl."
    Ich nickte nur und verzog den Mund zu einem Grinsen.
    Bully Behan drückte eins der beiden Mädchen, eine dralle rothaarige Französin, an sich und küßte es ab.
    Ich sah Thomas Becker im Hintergrund bei einer Gruppe von Hippies sitzen. Peter Plank flirtete heftig mit einem kraushaarigen Negerhalbblut. Er legte ihr schon die Hand auf den Arm und umfaßte sie. Bald würde er zum Nahkampf übergehen.
    Ein paar Hippies sangen ein schwedisches Lied. Wie alle Nordländer hatten sie viel und schnell getrunken und waren jetzt laut und ausgelassen. Auch andere Gruppen lachten und kreischten.
    Ich setzte mich zu einem Hippie mit einem kurzgestutzten, schwarzen Bart. Er hatte hohle Wangen, und Düsterkeit umgab ihn. Er saß etwas abseits von den andern.
    Ich gab ihm die Whiskyflasche und reichte ihm dann eine Bierdose. Er schüttelte den Kopf und setzte statt dessen die Weinflasche an. Er war schon ziemlich betrunken.
    Ich sah Xenia am Feuer mit einem langen Blonden schmusen. Aber sie sah immer wieder zu mir her, und ich war sicher, daß sie mich nur eifersüchtig machen wollte.
    „Wie heißt du?" fragte ich den düsteren Hippie.
    Er rülpste. „Nenn mich schlicht und einfach Seine Hoheit Sir Macguillan Trehawney Mephisto! Für dich Mephisto."
    „Hier sollen Leute verschwunden sein, habe ich gehört, Mephisto. Stimmt das?"
    „Leute? Ach ja, ein paar Jungs und Mädchen von uns und auch einige Touristen sind in den letzten Jahren abhanden gekommen. Nicht viele, eine Handvoll oder so im Jahr. Es wurde kein großes Aufhebens deshalb gemacht. Sie werden irgendwelche Gründe gehabt haben, sich abzusetzen."
    „Wie Malcolm Stratten, was?"
    „Daß Malcolm verschwunden ist, ist allerdings merkwürdig. Nicht einmal seine Sitar hat er mit, Bully hat sie in Verwahrung genommen, für alle Fälle."
    „Gibt es viele Schlangen in der Gegend?" forschte ich weiter. „Weißt du von irgendwelchen geheimnisvollen Höhlen?"
    Er musterte mich mit dem schlauen Blick des Betrunkenen, der sich für sehr nüchtern und clever hält. „Warum fragst du eigentlich so viel?"
    „Man muß doch wissen, wo man sich einnistet"
    Er schwieg eine Weile und trank hin und wieder einen Schluck. Hippies tanzten am Feuer. Ein Mädchen mit einem Poncho wollte ihn zum Feuer

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