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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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gerührt über seine Treue, aber das war nicht der Augenblick, Dankesworte zu sprechen. Ich schritt in den Berg hinein, durch ein Höhlenlabyrinth. Die kleine Schlangengöttin dirigierte mich. Wenn sie links an meinen Haaren zog, ging ich nach links, wenn sie rechts zog, nach rechts.
    Wir irrten lange im Berg umher, wie lange, wußte ich nicht, aber ich glaubte, daß es draußen schon hell sein mußte.
    Dann gelangten wir in eine riesige Tropfsteinhöhle, in deren Mitte sich ein schwarzer Altarstein befand. Etwa vierzig Ophiten hatten sich in der Höhle versammelt. Sie trugen normale Kleidung, aber sie hielten Schlangen in den Händen, und Schlangen wanden sich aus ihren Kleidern, ringelten sich um ihre Hälse und züngelten um ihre Gesichter. Aus Löchern und Spalten in den Wänden und der Decke schauten ebenfalls Schlangen.
    Beim Altar sah ich die Riesenschlange mit der Regenbogenhaut, Ophit, den Dämon, die Große Schlange und Mutter der Finsternis. Ophit war das Mädchen gewesen, das uns in die Falle gelockt hatte.
    Jetzt erkannten Pablo und ich, weshalb sie gestöhnt und vor Schmerz das Gesicht verzogen hatte. Die Riesenschlange war dabei, sich zu häuten. Jede Schlange tat das einmal im Jahr, manche Arten sogar öfter. Auch der Dämon mußte den schmerzhaften Vorgang mitmachen.
    Er hatte sich fast aus seiner alten Haut geschält. Deshalb hatten wir auch wohl so lange im Berg umherirren müssen.
    Aber nicht der Riesenschlange galt meine größte Aufmerksamkeit. Bei der sich windenden Ophit sah ich jemanden, den ich gut kannte. Alraune - Selva Farsetti. Bildschön auf eine feenhafte Art, rothaarig und schlank stand sie da. Ihre Gestalt wurde von einem dünnen, schwarzen Gewand umspielt, das manchmal die Formen ihres Körpers durchschimmern ließ. Ihre grünen Augen funkelten. Auch meinen Bruder Marino sah ich. Er lag zu Füßen des Schlangendämons auf dem Gesicht. Er lebte ohne Zweifel und war unverwundet. Es war eine Geste der Demut, in der er verharrte.
    „Ich freue mich, dich wiederzusehen, Michele", sagte Selva Farsetti. „Das ist ein Treffen nach meinem Geschmack. Höre, welche Strafe ich mir für dich ausgedacht habe."
    Pablo Agual, der Baske, wurde nicht beachtet. Für die Dämonen war er eine Nebenfigur, ein Bauer in diesem ränkevollen Schachspiel.
    Die Statuette zwang mich, noch einige Schritte in Selva Farsettis und Ophits Richtung zu machen. Ich hätte das bildschöne Geschöpf, das Arbues de Arrabel aus einer Pflanze geschaffen hatte und sich nun von den Lebenskräften der Menschen ernährte, fast mit den Händen berühren können.
    Aber in mir war keine Liebe mehr für Alraune. Sie hatte sich dem Bösen zugewandt. Und Böses konnte keine Liebe erzeugen, nur Haß.
    „Ich hatte bei allem meine Hand im Spiel, Michele", sagte Selva Farsetti. „Ich habe mich mit Ophit verbündet "
    „Du wirst mich töten", sagte ich. „Nun gut, tu es. Aber verschone mich mit deinem Anblick und deinem Gerede. Vielleicht wirst du mich so weit bringen, daß ich schreie und um den Tod winsele, aber solange ich noch Herr meiner Sinne und meines Willens bin, sage ich dir, daß ich dich verachte und verabscheue."
    Sie lachte metallisch. Ihr hübsches Gesicht verzerrte sich. Eine Furie sah mich an.
    „Aus dir spricht die Unbesonnenheit der Jugend, Michele, caro mio. Ich dich töten? Das könnte dir so passen. Dann würdest du wiedergeboren und könntest dein nächstes Leben beginnen. Nein, mir darfst du schon eine diffizilere Rache zutrauen. Du wirst in die Schlangenhaut eingehüllt, die Ophit gerade abstreift. Du sollst furchtbar leiden, aber nicht sterben. Du erhältst Speise und Trank. Unter Qualen sollst du leben und altern, bis der Tod aus Altersschwäche dich erlöst, in hundert oder mehr Jahren. Denn ich werde dein Leben auf magische Weise verlängern, und auch in deinem nächsten Leben sollst du vor mir keine Ruhe haben, Michele. Ich will meine Rache auskosten bis zur Neige." „Sei verflucht, elende Kreatur!"
    Ich wollte den Weihwasserbehälter aus der Tasche ziehen, aber die Statuette in meinen Nacken biß derart zu, daß die Schmerzen meinen Körper vom Scheitel bis zur Sohle durchrasten. Ich war zu keiner Aktion mehr fähig.
    Pablo sprang vor, den silbernen Dolch in der Faust. Seine Stimme hallte durch die Höhle. „Stirb, Kreatur der Finsternis!"
    Alraune faßte sein Handgelenk mit einer spielerischen Bewegung. Unter normalen Umständen hätte eine schlanke und gegen den baskischen Hünen zierlich wirkende

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