0720 - Todeskommando Last Hope
Augen verloren werden durfte.
Als Atlan merkte, daß die Erwartungsspannung ihren Höhepunkt erreicht hatte, kam er direkt zum Kern der Sache. „Seit dem Verschwinden der Erde und der Eroberung des restlichen Solsystems durch Laren und Überschwere sind hundertzwanzig Jahre vergangen", erklärte er. „Hundertzwanzig Jahre, in denen sich das Neue Einsteinsche Imperium fast ungestört zu einem wirtschaftlichen und militärischen Faktor entwickeln konnte, dessen potentielle Macht die des ehemaligen Solaren Imperiums noch übersteigt.
Wir haben jedoch in den vergangenen hundertzwanzig Jahren unsere potentielle Macht niemals in angewandte Macht umgesetzt, um den mit den Laren ausgehandelten Status quo nicht zu gefährden. Das hätte die Entwicklung des NEI selbst gefährdet.
Doch wir haben dabei niemals das Ziel aus den Augen verloren, das die Neue Menschheit sich gesetzt hat, nämlich die gesamte Galaxis von der Vorherrschaft des Konzils zu befreien und alle Völker der Galaxis unter unserer Führung zu vereinen."
Wieder legte Atlan eine Pause ein - diesmal notgedrungen, denn der aufbrandende Beifall war so lautstark, daß er seine eigenen Worte nicht mehr verstanden hätte.
Als Ruhe eingetreten war, fuhr er fort: „Wir wollen jedoch auf dem Weg zu diesem Ziel nicht die gleichen Fehler begehen, die im ehemaligen Solaren Imperium begangen wurden und die das Ende dieses Imperiums logischerweise herbeiführten."
Er hob seine Stimme etwas. „Darum gehen wir systematisch und behutsam an die Durchführung der Teilziele heran. Wir wollen den Status quo nicht brechen, sondern allmählich zu unseren Gunsten verschieben - und zwar so allmählich, daß die kleinen Teilschritte den Laren nicht so bedrohlich erscheinen, daß sie den Status quo aufkündigen und damit die gesamte Galaxis in Unruhe stürzen.
Ziel Nummer eins ist die Kontaktaufnahme mit anderen Völkern der Galaxis, die uns nützlich sein können und sich damit auch selber nützen, vor allem mit den Maahks, den Halutern, den Blues und Akonen - aber auch mit dem Reich der Ganjasen im Sombrero-Nebel. Ich hoffe sogar, daß Ovaron noch lebt und wir mit ihm direkt in Kontakt treten können.
Daneben werden wir unsere Multi-Cyborgs in großem Maßstab einsetzen. In der Galaxis gibt es noch Millionen freier Planeten, die von niemandem beansprucht werden - beziehungsweise, bei denen die Ansprüche wegen unterlassener Kolonisierung wieder verfallen sind. Eine Anzahl dieser freien Welten soll von Kommandos der Multi-Cyborgs vorkolonisiert werden, damit sie zum gegebenen Zeitpunkt ohne die sonst auftretenden Anfangsschwierigkeiten von Siedlern des Neuen Einsteinschen Imperiums kolonisiert werden können.
Außerdem werden wir Guerilla-Kampfgruppen bilden, die überall in der Galaxis eine Untergrundtätigkeit gegen das Konzil aufbauen - beziehungsweise vorhandene Widerstandsgruppen in jeder Beziehung aktivieren.
Innerhalb weniger Jahre müssen sich die Herren des Konzils einer steigenden Zahl von Nadelstichen ausgesetzt sehen, wie beispielsweise Isolierung ihrer planetarischen Stützpunkte durch permanente Verunsicherung des Umlands mit Hilfe von Guerilleros, die tagsüber als friedliche Bürger arbeiten und nachts Transporte überfallen und Helfershelfer der Laren und Überschweren bestrafen, so daß die Menschen vor jeder Zusammenarbeit mit dem Feind zurückschrecken.
Das darf jedoch nicht alles sein. Aus verschiedenen Geheimberichten meiner Einsatzagenten geht hervor, daß sich in zahlreichen schlecht zugänglichen Winkeln der Galaxis Stützpunkte von Weltraum-Guerilleros, Raumpiraten und Freibeutern befinden. Es gilt, zu diesen Organisationen Verbindung aufzunehmen, sie heimlich zu unterstützen und zum verstärkten Kampf gegen Laren und Überschwere zu ermuntern.
Die Laren werden natürlich - wie sie es schon mehrfach und grundlos getan haben - uns für jeden Überfall im Weltraum verantwortlich machen. Wir müssen dafür sorgen, daß wir unsere 'Unschuld' beweisen können. Vielleicht sollten wir Hinweise konstruieren, die darauf deuten, daß die Überschweren selbst es sind, die die Weltraum-Piraterie organisieren, um sich zusätzlich zu bereichern."
Er schwieg und ließ seinen Blick über die Anwesenden wandern. Zufrieden stellte er fest, daß niemand in Euphorie verfiel, sondern daß alle Personen ernsthaft darüber nachdachten, wie sie die Kampfprogramme in Realität umsetzen konnten, ohne einen offenen Krieg mit dem Konzil zu provozieren. „Wir werden es
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