0720 - Todeskommando Last Hope
worden waren. „Judith schläft", stellte Vren Hortox fest.
Atlan nickte.
An der Umgebung erkannte er, daß der MV-Roboter sich nicht bewegte. Das war logisch, denn jeder Marschiere-Viel, der sich in der eisigen Kälte der jeweiligen Nachthälfte des Planeten regte, mußte den Verdacht eventueller Beobachter wecken.
Marschiere-Viels erstarrten nun einmal grundsätzlich immer, wenn die Nacht sie von der Strahlung der Sonne Bolo abschnitt. Aber Judith war nicht allein. Obwohl die Bildschirme nichts davon verrieten, zeigten andere Geräte, daß sich in unmittelbarer Nähe des MV-Roboters noch drei echte Marschiere-Viels aufhielten - allerdings ebenfalls völlig erstarrt. „Können Sie die Tiere erkennen, Hortox?" fragte Atlan den Oxtorner. „Keine Spur", gab Vren zurück. „Ich sehe nur eine felsige Einöde, die von kleineren Sandflächen durchsetzt ist. Wenn es hier Marschiere-Viels gibt, dann ist ihr Aussehen tatsächlich perfekt dem Aussehen der Planetenoberfläche angepaßt."
„Das ist es allerdings", bestätigte der Arkonide. „Als ich zum erstenmal einen Marschiere-Viel sah, hatte ich den Eindruck, als wäre er ein herausgebrochenes Stück Planetenkruste. Dennoch sind es eigenständige Lebewesen."
Er ging zum positronischen Logbuch und schaltete es ein. Aus den Lautsprechern drang lediglich ein schwaches Summen und Knistern - das war alles.
Atlan wußte, was das bedeutete. Jemand - wahrscheinlich das letzte lebende Besatzungsmitglied, hatte das Logbuch nach der letzten Eintragung nicht abgeschaltet. Dadurch war für einige Zeit nur das schwache Summen der Klimaanlage und das Knistern statischer Energie aufgenommen worden, bevor die Sperrautomatik das Logbuch ausgeschaltet hatte.
Die beiden Männer sahen sich an. Sie zögerten, die Zeitschaltung für die Speicherkristalle zurücklaufen zu lassen, weil sie instinktiv erfaßten, daß es nichts Erfreuliches sein würde, was sie dann zu hören bekämen.
Nach einigen Minuten holte Atlan tief Luft und aktivierte den Zeitrücklauf.
Das Summen und Knistern verstummte, denn die Taststrahlen, die in der Apparatur nach der ersten gespeicherten Information suchten, arbeiteten völlig geräuschlos.
Sekunden später leuchtete eine grüne Kontrollampe auf - und aus den Lautsprechern tönte die Stimme eines Mannes ... 5. „ ... spricht Oberst Jarav Krengkow, Leiter der Kommandogruppe Judith. An Bord alles in Ordnung.
Sämtliche Systeme arbeiten einwandfrei. Nur die biologischen Systeme sind nicht mehr in Ordnung. Die Besatzung leidet unter der Isolation.
Als die Invasoren landeten und das Forschungs- und Produktionszentrum besetzten, hofften wir alle, daß dieser Zustand nur vorübergehend sein würde, daß die Solare Flotte den Gegner wieder vertreiben würde.
Unsere Hoffnungen erfüllten sich nicht. Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre. Unsere Abhörstation fing hin und wieder verstümmelte Hyperkomsprüche aus der näheren Umgebung des Sonnensystems Bolo auf. Meist handelte es sich um Funksprüche aus den Raumschiffen Überschwerer, die Patrouillenflüge durchführten. Nur einmal konnten Wir den Notruf eines Schnellen Kreuzers der Solaren Flotte, der HA-DRIPUR, auffangen. Die HADRI-PUR war von zwei Kampfschiffen der Überschweren ohne Warnung beschlossen und schwer beschädigt worden.
Natürlich konnten wir die internen Funkgespräche des Forschungsund Produktionszentrums abhören. Wir erfuhren auf diese Weise, daß die Laren den größten Teil der terranischen Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker gezwungen hatten, auf Last Hope zu bleiben und im Auftrage des Konzils zu arbeiten.
Anscheinend haben sich die Terraner den Befehlen der Laren unterstellt, denn es. gab keinerlei Anzeichen einer Revolte.
Dennoch waren wir noch nach fünf Jahren sicher, daß man uns nicht vergessen würde. Einmal mußte ein Raumschiff der Solaren Flotte erscheinen, unseren Transmitter einpeilen und auf den bordeigenen Transmitter justieren, so daß wir unser robotisches Gefängnis verlassen und in die Heimat zurückkehren konnten.
Als die fünf Jahre verstrichen waren, ohne daß man uns abgeholt hatte, brach die erste Krise über uns herein. Leutnant Vilur Santanos verließ während einer der Ruheperioden Judiths den MV-Roboter heimlich. Als wir sein Fehlen bemerkten, schickte ich Captain Moro Tutama und Captain Kemir Rurin mit einem Geländefahrzeug hinterher. Sie kehrten nach achtundvierzig Stunden zurück, ohne eine Spur von Leutnant Santanos
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