0720 - Todeskommando Last Hope
durch den See rannte.
Es hörte sich an wie eine Stampede von zehntausend Elefanten, als der Marschiere-Viel den Abhang hinabraste. Als er in den See eintauchte, übertrugen die Außenmikrophone des Meßwagens ein infernalisches Donnern, Tosen, Zischen und Brodeln. Das flüssige Zinn spritzte nach allen Seiten und erreichte sogar noch das Fahrzeug.
Große Fladen dünnflüssigen Metalls klebten plötzlich auf dem Pan-zertroplondach. Von ihnen rannen dünne Bäche herab, liefen auf die Gleisketten und wurden fortgeschleudert. Da das Material des Daches kälter war als die bodennahe Atmosphäre des Höllenplaneten, erstarrte das Zinn schon nach kurzer Zeit und behinderte die Sicht.
Vren Hortox stieß eine Verwünschung aus und spähte angestrengt zwischen zwei Zinnflecken hindurch. In einiger Entfernung tauchten hohe Felsnadeln auf. Sie lagen genau auf dem Kurs des Meßwagens. Aber der Oxtorner hatte keine Möglichkeit, zur Seite auszuweichen. Dadurch hätte sich die Distanz zu dem Marschiere-Viel noch mehr verringert, und das Riesentier wäre über das Fahrzeug gerannt, bevor es weit genug nach einer Seite gekommen wäre.
Atlan schaute nach hinten und stellte fest, daß seine Hoffnung, der Marschiere-Viel würde durch den Zinnsee wenigstens etwas abgebremst werden, sich nicht erfüllte. Das Monstrum verminderte seine Geschwindigkeit nicht und befand sich mit der Spitze bereits am anderen Ufer, während sein hinteres Ende mit dem gigantischen Schwanz gerade die Hügelkuppe passierte.
Als der Wald aus Felsnadeln erreicht war, mußte Hortox Slalom fahren. Mehrmals streiften die Gleisketten eine Felsnadel und schrammten Wolken von Staub und Steinen ab. „Er holt auf", stellte Atlan fest. „Können Sie nicht schneller fahren, Hortox?"
„Doch - sobald wir das Nadelkissen hinter uns gelassen haben, Sir", gab der Oxtorner zurück. „Warum sagen Sie dem Monstrum nicht, es soll vorschriftsmäßig links überholen?"
„Witzbold!" fuhr der Arkonide, hoch.
Er meint es ernst! teilte ihm sein Logiksektor mit. Noir sollte versuchen, den Marschiere-Viel hypnotisch zu beeinflussen.
Atlan wandte sich an den Hypno und wollte ihm einen entsprechenden Befehl erteilen.
Doch Noir hatte bereits von sich aus gehandelt. Atlan sah es an der starren Haltung und dem „geistesabwesenden" Blick des marsianischen Mutantenträgers.
Aber er wurde von Zweifeln gequält.
Soviel er wußte, besaßen die Marschiere-Viels zwar ein zentrales Nervensystem, wenn es auch nicht in einem Kopf saß. Aber es war wegen der Fremdartigkeit dieser Wesen sowohl in seinem Aufbau als auch in seiner Funktionsweise nicht mit dem Zentralnervensystem eines humanoiden Lebewesens zu vergleichen.
Ganz abgesehen davon, daß die riesigen Monstren bestimmt nicht auf Kleinigkeiten reagierten. Vielleicht waren sie gar nicht in der Lage, die Paraimpulse eines menschlichen Mutanten zu empfangen.
Immer näher rückte der Marschiere-Viel. Die Entfernung betrug höchstens noch einen halben Kilometer.
Atlan rechnete sich bereits aus, wann das Untier sie erreicht haben würde. „Endlich!" stieß Hortox hervor; als der Meßwagen den Wald aus Felsnadeln hinter sich gelassen hatte und über relativ ebenes Gelände rollte.
Allmählich vergrößerte sich der Abstand zu dem Marschiere-Viel wieder.
Doch die Freude darüber hielt nicht lange an. Von rechts zog sehr rasch eine braungelbe Wand heran: ein Sand- oder Staubsturm. Minuten später hatte die Wand den Meßwagen erreicht und hüllte ihn ein.
Die Außenmikrophone übertrugen ein unheimlich schrilles Heulen und Brausen. Der Wagen wurde bei jeder Sturmbö mehrere Meter zur Seite geschoben, und das Reiben und Mahlen der Sandkörner hörte sich an, als würde Schicht um Schicht von der Außenhülle weggeschmirgelt. „Aus!" sagte Hortox. „Die Ortungsantenne ist weggerissen. Ich muß blind fahren. Möchte vielleicht jemand aussteigen, bevor das Untier uns eingeholt hat?"
„Der Sturm würde einen einzelnen Mann sofort wegblasen", entgegnete Atlan. „Wenn jemand mit tausend Stundenkilometern gegen eine Felsklippe prallt, dann nützt ihm auch sein Schutzschirm nichts. Fahren Sie, Hortox!" Noir seufzte. „Ohne Sichtkontakt kann ich nicht einmal eine Fliege beeinflussen", erklärte er. „Hatten Sie den Eindruck, daß der Marschiere-Viel irgendwie auf Ihre vorherigen Versuche reagierte?" erkundigte sich Atlan. „Für wenige Sekunden hatte ich tatsächlich einen solchen Eindruck, Sir", antwortete der Hypno. „Aber danach
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