0720 - Todeskommando Last Hope
Sandstürmen glattpolierten Boden und fanden erst dann Halt, als Hortox mit einer Verwünschung die dolchartigen Bremsklauen ausfuhr.
Atlan musterte die Anzeigen der Meßinstrumente, die ihre Informationen von drei Antennen bezogen, die aus den Seitenwänden des Wagens schräg nach oben stachen und sich an ihren Spitzen gleich silberfarbenen Blüten entfaltet hatten. „Bis jetzt kein Hinweis auf eine Siegelkapsel", stellte er fest. „Das wäre zuviel verlangt", meinte Noir, der ebenfalls vor mehreren Anzeigen saß. „Übrigens, draußen ist es bitter kalt. Minus achtundsiebzig Grad Celsius."
„Ist das normal?" erkundigte sich Vren Hortox, während er den Meßwagen zurücksetzte und danach nach rechts abschwenken ließ. „Marschiere-Viels sind außerordentlich energiehungrige Lebewesen", antwortete der Arkonide. „Das Absorptionsvermögen dieser Tiere ist so groß, daß über ihren Rückenpanzern regelrechte Kaltluftzonen entstehen. Waringer hat bei seiner Konstruktion dafür gesorgt, daß dieser Effekt naturgetreu nachgeahmt wird."
„Ich würde nur sehr ungern in einer Badehose draußen herumlaufen", bemerkte Noir. „Warum auch!" entgegnete Hortox. „Soviel ich sehen kann, gibt es draußen nicht mal eine Pfütze, geschweige denn einen Badesee. Sand ist allerdings überreichlich vorhanden."
Das war nicht übertrieben. Der Meßwagen war unversehens in eine mit feinem Sand gefüllte Senke geraten und prompt bis über die Gleisketten versunken. Der Sand kroch sogar schon an der Klarsichtkanzel empor.
Das machte einem für extreme Umweltverhältnisse gebauten Fahrzeug allerdings wenig aus. Es kam lediglich etwas langsamer als zuvor vorwärts. Die Gleisketten wühlten unter dem Sand und zogen den Wagen Meter um Meter weiter, bis er auf der anderen Seite der Senke wieder emporkroch.
Atlan hatte trotz des Zwischenfalls seine Anzeigen weiter beobachtet. Plötzlich stutzte er. „Ich empfange einen Impuls!" sagte er. „Irgendwo weiter vorn liegt eine schwache Strahlungsquelle."
Er drehte an einem Stellknopf, dann nickte er. „Es stimmt. Entfernung rund fünfzehn Kilometer, sinkend. Strahlungsquelle unbeweglich. Dort liegt etwas."
„Die Siegelkapsel?" meinte Noir skeptisch. „Kaum", antwortete der Arkonide. „Zumindest sind die Strahlungsimpulse nicht in dem für unsere Siegelkapseln charakteristischen Kode gehalten. Aber auf jeden Fall werden wir das Ding untersuchen."
Er musterte erneut die Kontrollen. „Judith wird die Quelle in drei Kilometern Entfernung passieren", erklärte er. „Mr. Hortox, steuern Sie den Wagen von unserem MV-Roboter herunter!"
„Wird gemacht, Sir", erwiderte der Oxtorner gelassen.
*
Vren Hortox steuerte den Meßwagen zur Spitze des MV-Roboters, denn nur dort kam der Rückenschild dem Boden nahe genug, daß ein Fahrzeug ihn verlassen konnte, ohne einen Sturz zu riskieren.
Dennoch war es ein gefahrvolles Unterfangen. Das wurde der Meßwagenbesatzung allerdings erst richtig klar, als sich die Oberfläche des Rückenschilds vor dem Wagen immer stärker neigte.
Hortox beschleunigte ungerührt. Immerhin mußte er die hohe Geschwindigkeit des dahinrasenden MV-Roboters überbieten, wenn er das Monstrum an der Spitze verlassen wollte. Die E-Motoren des Gleiskettenantriebs heulten nervenzermürbend 'auf, als der Wagen schließlich über die Spitze Judiths hinausschoß, etwa sechs Meter weit durch die Luft flog und auf leidlich ebenem Boden landete.
Einige bange .Sekunden lang schien es, als würde der MV-Roboter den Meßwagen wieder einholen und „auf die Hörner" nehmen. Doch der Antrieb des Fahrzeugs war für die Erzielung hoher Geschwindigkeiten gebaut, und die ausgezeichnete Federung gestattete selbst auf schlechtem Untergrund eine maximale Ausnutzung der Motorenleistung.
Einem Rennwagen gleich, schoß der Meßwagen schräg vor Judith ins Gelände, wirbelte Staub, Sand und kleinere Felsbrocken hoch und jagte wenige Meter an den stampfenden Säulenbeinen des MV-Roboters vorbei. „Geschafft!" stellte Hortox fest. „Haben Sie die Strahlungsquelle noch im Visier, Sir?"
Atlan schluckte, als er sah, daß die den Boden trommelnden Beine des Monstrums sogar Felsbrocken zerpulverten, die fast so groß waren wie der Meßwagen. Erstmals wurde ihm klar, daß die zurückgebliebenen Mitglieder des Einsatzkommandos sich noch nicht genügend mit der Steuerung Judiths vertraut gemacht hatten, um den MV-Roboter notfalls anzuhalten. Wenn der Meßwagen vorhin plötzlich
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