0721 - Die Stimmen der Toten
Mittelpunkt aufgebahrt.
Jawohl, irgendwie hatte ich den Eindruck, als wären sie aufgebahrt worden.
Und die Kuppel, die mich an einen breitgedrückten Bienenstock erinnerte, war das Mausoleum.
Ein Mausoleum für dreitausend Maahks.
Ich suchte vergeblich nach irgendwelchen technischen Einrichtungen, die für den künstlichen Tiefschlaf nötig waren. Aber die Wabenkuppel schien keine technischen Anlagen zu besitzen.
Das machte die Angelegenheit noch unheimlicher. Welche Kraft hatte die dreitausend Maahks in diese künstliche Starre versetzt?
Die Wissenschaftler waren staunend und ein wenig ehrfurchtsvoll stehengeblieben. Vielleicht machte die heilige Stille dieses Gewölbes auf sie Eindruck.
Ich blickte zu Aphon Chachmere. Der Xenologe schüttelte unter seinem Raumhelm den Kopf und sagte über Sprechfunk: „Betty hat sich völlig in sich selbst zurückgezogen. Sie lauscht - aber ich bezweifle, daß sie etwas hört."
„Wurm, was ist im Innern der Wabenkuppel?" wandte ich mich an Ballist. „Nichts", antwortete der Kosmo-Anthropologe anstelle des Altmutanten. „Keine Energieleitungen, keine Schaltteile, keine Positroniken - eben nichts Technisches. Nur dieses Gebilde aus einem Guß."
Wir näherten uns langsam der Wabenkuppel. Da die ersten Waben erst einen Meter über unseren Köpfen begannen, mußten wir auf den Antigravfeldern emporschweben. „Mumien!" entfuhr es einem der Wissenschaftler, als er einen der Maahks aus der Nähe sah.
Das stimmte nicht ganz. Die Maahks hatten eigentlich nichts Mumienhaftes an sich - wenn man darunter versteht, daß ihre Haut geschrumpft und ausgetrocknet war.
Ganz im Gegenteil, sie zeigten keinerlei Verwesungserscheinungen oder Veränderungen - obwohl sie dem Verfall preisgegeben waren. Sie waren so gut erhalten, als hätten sie sich tatsächlich erst vor kurzem zum Schlafen niedergelegt.
Andererseits machten sie aber nicht den Eindruck von Lebenden, sie waren eben... „Diese Körper sind konserviert!" behauptete Dr. Shamhort.
Dasselbe hatte ich selbst gedacht. „Durch die Konservierung sehen sie aus, als würden sie schlafen", sagte ein anderer Wissenschaftler. „Aber ich bin sicher, daß kein Leben mehr in ihnen ist."
„Ja, sie sind tot", sagte Betty Toufry durch Chachmeres Mund - aber es klang, als sei sie sich ihrer Behauptung selbst nicht ganz sicher. „Nicht die leisesten Gedankenimpulse gehen von ihnen aus, die auf eine Gehirntätigkeit schließen ließen. Sie sind tot- und doch..."
Und doch! Das drückte unser aller Ungewißheit aus. Diese dreitausend erstarrten Maahkörper hatten etwas an sich, das einen seltsam berührte. Etwas Unheimliches ging von ihnen aus.
Ich zerbrach mir vor allem den Kopf darüber, was mit ihrer Aufbahrung bezweckt worden war. Es mußte doch irgend etwas dahinterstecken, daß man diese dreitausend Toten so spektakulär aufgebahrt und andererseits so gut versteckt hatte.
Oder sollte es sich um eine primitive Kulthandlung handeln?
Für jemanden, der die Maahks kannte, war so etwas undenkbar.
Möglicherweise waren sie aber doch nicht tot. „Nein, nein", ließ sich Betty durch Chachmeres Mund hören. „Ich weiß nicht, ob sie wirklich tot sind - sie strahlen etwas ... Undefinierbares aus!"
In diesem Augenblick beschloß ich, alles Menschenmögliche zu tun, um dem Geheimnis der dreitausend erstarrten Maahks auf den Grund zu gehen - und setzte mich über Hyperkom mit den drei Ultraschlachtschiffen in Verbindung. Vielleicht konnten gutausgerüstete Forschungsteams das Rätsel lösen. 4.
Ich hatte alle entbehrlichen Männer der SVEN HEDIN, der CHRISTOPH KOLUMBUS und der PARACELSUS nach Lookout-Station kommen lassen, um die Forschungsarbeiten schnell voranzutreiben.
Die auf den Ultrariesen Zurückgebliebenen, waren mit Wartungsarbeiten beschäftigt.
Insgesamt befanden sich zweihundert Mann auf dem Weltraumbahnhof der Maahks - und sie waren aufs Beste ausgerüstet. Allein drei Dutzend Wissenschaftler waren mit den Untersuchungen der dreitausend erstarrten Maahks beschäftigt.
Grek-24 kam mit einem der letzten Kommandos zum Nabenturm von Lookout-Station. Ich hatte zuvor alle Techniker auf sein Kommen vorbereitet und ihnen aufgetragen, die Reaktion der Stationsautomatiken auf sein Erscheinen zu prüfen.
Ich weiß selbst nicht, was ich mir davon versprach. Aber immerhin war es möglich, daß die Robotfunktionen auf die Gehirnimpulse eines lebenden Maahks reagierten.
Das war eine Fehlanzeige. Entweder erkannten die
Weitere Kostenlose Bücher