0721 - Stärker als der Teufel?
ihn grausam umgebracht. Die Wunde lief von seiner Stirn über den gesamten Körper hinweg und hörte erst dicht unter dem Bauchnabel auf.
Geronnenes Blut zeichnete sie nach und hatte sich auch auf dem ansonsten starrbleichen Gesicht verteilt.
In den Augen las sie noch den Schrecken der letzten Lebenssekunden. Yannah fühlte sich plötzlich schrecklich allein…
***
Sie stand einfach da. Sie dachte an nichts, nicht einmal an die Enttäuschung und achtete auch nicht auf die sich leicht bewegenden Ringe an ihrem Körper. Sie gaben ihr den Schutz vor dem Teufel.
Zing hatte keinen gehabt.
Yannah ging zurück.
Es war ein Zitterschritt, der sie einen Meter weiterbrachte. In der Kehle und überhaupt in ihrem gesamten Körper spürte sie das trockene Gefühl, als wäre das Blut durch warmen Wüstensand ausgetauscht worden. An der Decke leuchtete die Lampe wie ein kaltes Auge, das sich über diese Tat zu freuen schien.
Der Anblick hatte ihr das Denken geraubt. Ihr Gehirn war leer, da gab es nichts mehr, was sie noch fassen konnte. Auch sie selbst kam sich vor wie in einem Vakuum eingepackt, und als sie es endlich schaffte, zur Seite zu gehen, da glaubte sie, über den Boden hinwegzuschweben. Es war nichts mehr da. Sie spürte keinen Widerstand, sie war einfach mit sich allein und völlig depressiv geworden.
Das war der dritte Tote!
Asmodis kostete seine Rache eiskalt aus. Und er würde sie alle vernichten, die sich in ihrer Nähe befanden. Wenn er mit ihren Freunden fertig war, würde er sich möglicherweise an ihren Kunden vergreifen, denn bei ihm war alles möglich.
Und nur deshalb, weil er an sie nicht herankam, weil sie durch die Ringe geschützt wurde.
Sie schluckte.
Der Geschmack von bitterer Galle hatte sich in ihrer Kehle ausgebreitet. Es gab auch keinen Sinn, wenn sie die Augen vor den Tatsachen verschloß. Ihr Freund war tot, ihn würde niemand mehr ins Leben zurückholen, er war brutal ermordet worden, und sie hätte eigentlich die Polizei rufen müssen. Für Morde war sie zuständig, aber die Beamten hätten auch Fragen gestellt, zu Recht. Und keiner der Mitarbeiter, mochte er auch noch so tolerant sein, hätte ihr die Geschichte von einem Teufelsmord abgenommen.
Nein, das war nicht möglich.
Also mußte sie dafür sorgen, daß der Tote verschwand, daß man ihn zunächst nicht fand. Yannah überlegte, wo sie ihn am besten verstecken konnte. Unter diesem Raum lag ein alter, feuchter, düsterer Keller. Im Zweiten Weltkrieg hatten sich dort die Mitglieder der Resistance vor den Nazis versteckt. Er war zwar nicht mehr als ein großes Loch, doch als Versteck für die Leiche ideal.
Auch als Weiße Hexe besaß sie so etwas wie Ehrfurcht vor einem Toten. Zudem vor einem, den sie als Lebenden gut gekannt hatte, mit dem sie sogar geschlafen hatte.
Tränen wollten nicht kommen, noch immer fühlte sie sich im Innern wie ausgetrocknet. Das war einfach eine Hülle, über die jemand Haut gezogen hatte.
Yannah bückte sich und faßte die Leiche unter. Der Tote war schwer, sie konnte ihn nur schleifen und sorgte zunächst dafür, daß er aus der unmittelbaren Nähe der Tür geriet.
Sie richtete sich wieder auf. Mit Schrecken dachte sie daran, daß die Tür nicht abgeschlossen worden war. Wenn jetzt jemand kam und sie überraschte, dann…
Schritte.
Vor der Tür.
Sie bewegte sich, wurde nach innen gedrückt, und Yannah hatte das Gefühl, einzufrieren.
Dann war sie so weit offen, daß jemand den Vorraum betreten konnte. Ein Mann? Nein, ein Junge.
Ein chinesischer Junge schaute sie an und blickte danach erst auf die Leiche…
***
Meine Hand strich über die weiche, wunderbare Haut des nackten Frauenkörpers, während sich meine Lippen mit der linken Brustwarze beschäftigten und ich dicht über mir das Stöhnen der blonden Jessica Long hörte.
»Nicht schon wieder, John…« Wie sie den Satz aussprach, sagte mir genug. Sie hatte es nicht ernst gemeint. Deshalb lachte ich nur und fuhr mit meinen Bemühungen fort.
Sie bäumte sich mir entgegen. Ihre Hände klammerten sich an mir fest. Sie flüsterte und stöhnte mir zugleich Worte entgegen, die ich nicht verstand.
Wir genossen es.
Und wir hatten es genossen.
Die ganze Nacht über waren wir zusammen gewesen, den Tag davor auch, und wir befanden uns dort, wo mich mein Chef erst einmal nicht vermutete und mich deshalb auch nicht erreichen konnte.
In Jessicas Dachwohnung.
Der letzte Fall, in den sie mich hineingezogen hatte, war bösartig und grauenhaft
Weitere Kostenlose Bücher