0721 - Stärker als der Teufel?
Mißtrauen ihm gegenüber war bei dieser Person gewichen.
Aber laufen lassen wollte sie ihn auch nicht. Hätte er an ihrer Stelle auch nicht getan, da er einfach zuviel wußte. Ihm war einiges über sie bekannt. Er hätte reden können, falsche Stellen hätten eine Auskunft erhalten und…
»Was ist los mit dir?« fragte sie.
»Nichts, Yannah, gar nichts. Ich will nicht sagen, daß ich vom Regen in die Traufe gekommen bin, aber ich fühlte mich doch nicht so frei.«
»Kann ich mir denken.«
»Und ich würde gern wissen, wie es dann weitergehen soll? Ich habe ja noch keine Ahnung…«
»Das mußt du mir überlassen.«
»Wohnst du auch hier?«
Die Weiße Hexe lächelte hintergründig. »Nein, hier ist nur mein Arbeitsplatz.«
»Du bist auf einem seltsamen Gebiet tätig, nicht?«
»Stimmt. Ich bin eine Magierin, eine Weiße Hexe, eine Wahrsagerin. Ich beschäftige mich mit Numerologie, und ich habe auch schon Horoskope erstellt.«
»Willst du das auch für mich…?«
»Für dich nicht. Wir werden verschwinden und so schnell nicht wieder herkommen. Ich muß leider auf meine Freunde verzichten, die immer zu mir gehalten haben. Zu viele von ihnen haben schon ihr Leben verloren. Das ist sehr traurig, aber der Teufel kennt keine Gnade. Deshalb werde ich woanders hingehen, nicht mehr in das alte Haus an der Seine. Ich habe noch ein anderes Quartier.«
»Hier in Paris?«
»Natürlich, Suko. Die Stadt ist groß genug.« Sie lächelte ihn an, als sie vorging. Dann streckte sie ihren Arm aus und griff nach seiner Hand. »Komm, laß uns gehen.«
»Wohin denn?«
»Das wirst du sehen, Suko…«
***
Ich war also nach Paris geflogen, in die herrliche Stadt an der Seine, die mich mit einem nahezu sündigschönen Wetter begrüßte, denn über Paris lag ein strahlender herbstlicher Sonnenschein, der, alles in einen goldenen Glanz einhüllte.
Ehrlich gesagt, ich kam mir schon ziemlich verloren vor, als ich in dem Gewühl am Flughafen stand, und mußte meine Gedanken zunächst sortieren.
Meine Ankunft war avisiert worden. Ich hatte auch meine Waffen durch den Zoll bekommen, das lief alles glatt. Ich wollte aber keinen unmittelbaren Kontakt mit den französischen Kollegen aufnehmen und hoffte, daß dieser Bitte entsprochen wurde.
So ganz glaubte ich nicht daran und rechnete auch damit, daß man mich beobachtete.
Feststellen konnte ich nichts. Die Kollegen wären auch dumm gewesen, wenn sie sich hätten erwischen lassen. Außerdem herrschte soviel Trubel, daß man sie kaum würde entdecken können.
Selten eigentlich war ich einen Fall mit so wenigen Informationen angegangen. Ich wußte nur, daß Suko verschwunden war. Bin in Paris! Diese Nachricht hatte er mir hinterlassen, mehr nicht. Er hätte auch ebensogut in Berlin oder Rom sein können. Vielleicht war er gezwungen worden, eine falsche Spur zu legen, denn Asmodis traute ich jeden schmutzigen Trick zu.
Eines war sicher.
Ich hatte ein Hotelzimmer gebucht, wußte also, wo ich hingehen konnte.
Wie kam ich dorthin?
Taxi, Bahn oder Bus.
Ich konnte wählen. Das Taxi wäre sicherlich im Verkehr steckengeblieben. Zwei Stunden mußte ich mindestens rechnen. Es blieb mir im Prinzip nur eine Möglichkeit.
Ich nahm die Bahn.
Es gab einen direkten Anschluß an den Flughafen. Er lag unterirdisch, und ich begab mich dorthin.
Um in mein Hotel zu gelangen, mußte ich mitten in die City hineinfahren.
Ich hatte schnell buchen müssen und auch nicht auf den Preis zu achten brauchen. Deshalb wohnte ich in einem der fünf besten Hotels der Seine-Metropole, und die Übernachtung war sündhaft teuer.
Der Bau lag nicht weit vom Louvre und vom Eiffelturm entfernt, also mitten in der Szene der Touristen.
Auf die Idee, mit der Bahn zu fahren, waren auch andere gekommen. Dementsprechend voll wurden die Wagen, aber es gab keine Anmacher oder Rowdys.
Noch nicht…
Ich fand einen ziemlich günstigen Sitzplatz, von dem ich den Wagen überblicken konnte.
Natürlich hielt ich Ausschau nach einem Menschen, der mich unter Kontrolle hielt und von den französischen Kollegen abgestellt worden war. Aber da war nichts zu merken.
Wer hier mit mir zusammen den Wagen bevölkerte, gehörte zumeist zu den Geschäftsreisenden, die in Paris zu tun hatten und nicht gekommen waren, um sich großartig zu amüsieren.
Die Männer waren in der Überzahl. Und die Frauen sahen ebenfalls aus, als wären sie auf dem Karrieretrip. Zumindest was die Wahl ihrer Aktenkoffer anging, hatten sie sich den Männern
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