0721 - Stärker als der Teufel?
ziemlich angeglichen. Und sie zeigten ebenfalls die sehr gespannten oder konzentrierten Gesichter, da sie sich bereits gedanklich mit den geschäftlichen Gründen beschäftigten, deretwegen sie in die Stadt an der Seine geflogen waren.
Ich fiel da mit meiner lockeren Kleidung ziemlich aus dem Rahmen, aber ich war eben kein Manager und freute mich auch darüber.
Wir schaukelten der Metropole entgegen.
Es war schon toll, von der Bahn aus gegen das gewaltige Meer aus alten und neuen Häusern zu schauen. Je mehr wir uns der Innenstadt näherten, um so älter wurden die Bauten. Die gewaltigen Wohnsilos befanden sich in den Vorstädten.
Und natürlich sah ich den Eiffelturm, dessen schmale Spitze in den herbstlich klaren Sonnenhimmel stach.
Es war ein tolles Bild, wie geschaffen für eine Postkarte. Ich spürte bereits dieses rastlose Leben, für das Paris eben typisch war.
Mir gegenüber saß ein Mann im grauen Anzug. Hin und wieder schaute er mich aus seinen dunklen Schlupfaugen an. Mal schneuzte er seine Nase, dann schaute er auf die Schuhe. Als er eine Zeitung hervorholte, war es eine in deutscher Sprache.
Den hatte man wohl nicht auf mich angesetzt.
Hin und wieder stiegen Fahrgäste aus, einige wieder zu, und ich mußte durch bis in die Nähe des Louvre fahren.
Als ich dann ausstieg, hatte sich noch nichts geändert. Ich war ebenso schlau wie zuvor und dachte auch daran, daß meine Chancen, Suko zu finden, beileibe nicht gestiegen waren.
Irgendwo war es schon verrückt gewesen, nach Paris zu fahren und auf ein Wunder zu hoffen. Eine andere Chance gab es ja nicht, es sei denn, ich schaltete die Kollegen offiziell ein, daß sie eine Fahndung nach Suko ausschrieben, was allerdings kaum etwas bringen würde, denn es gab einfach zu viele Menschen in dieser Stadt. Und die Asiaten bildeten nicht eben eine kleine Gruppe.
Bis zum Hotel war es zwar nicht mehr weit, aber man hätte mich in einem derartigen Laden schon dumm angesehen, wenn ich plötzlich zu Fuß dort erschienen wäre.
Deshalb winkte ich mir ein Taxi herbei. Ich versank fast im Sitz des alten Renault. Der Fahrer, ein Nordafrikaner, grinste mich an. »Zum erstenmal in Paris?«
»Bestimmt nicht.«
Er lachte und zeigte drei Goldzähne. Ich hoffte darauf, ihn so geschickt zu haben, daß er keine großen Umwege fuhr. In der Tat waren wir relativ schnell da, und ich hatte wieder einmal über den Pariser Autoverkehr nur den Kopf schütteln können.
Es ist nahezu unmöglich, diese Stadt zu erobern. Und trotzdem ist sie die Besucherstadt par excellence. Da vereinigten sich architektonische Schönheit, verbunden mit einer oft bewunderten Eleganz, und hinzu kommt das mitreißende Ambiente.
Zwanzig Arrondissements gibt es, die von den gewaltigen Ringautobahnen umschlossen sind. Dieser innere Zirkel bildete ein kompaktes Ensemble. Nahtlos schließen sich die einzelnen Quartiere aneinander, es gibt keine Trennungen. Das Herz dieser Stadt ist einfach super, und man sollte es wirklich zu Fuß erobern.
Das alles schoß mir wieder durch den Kopf, als ich die kurze Strecke fuhr.
Vor dem Hotel war Platz genug. Man hielt es in diesem Fünf-Sterne-Kasten eben frei.
Man riß mir die Tür auf, ich zahlte, man kümmerte sich um mein Gepäck, ich checkte in der prächtigen Galle ein und brauchte mich um nichts mehr zu kümmern.
Das Zimmer war wunderschön. Es gestattete einen Blick auf den Innenhof, in den das klare Licht der Oktobersonne hineinflutete, und der im Sommer als Frühstücksort diente.
Ich fühlte mich wohl.
Der Gedanke an Suko jedoch kehrte immer wieder schnell zurück, so daß ich dann mehr an meinen Job dachte.
Was war zu tun?
Nachdem ich das Wichtigste ausgepackt hatte, verließ ich den Raum und begab mich in die Hotelbar.
Auch an diesem Mittag war sie nicht leer, es wurde auch bedient. Ich nahm an der Bar Platz und bestellte mir einen Kaffee. Er wurde noch richtig gebrüht. Ich schaute zu, wie das braune Wasser durch den Filter in die Tasse lief, und allmählich überkam mich ein Gefühl der Entspannung. Als ich zufällig in Richtung Tür schaute, stand dort eine elegante, dunkelhaarige Frau im engen, weinroten Kostüm, dessen Rock über dem Knie endete. Unter der Jacke trug die Frau ein Top aus schwarzer Spitze.
Sie schaute sich um, zögerte etwas und ging dann wieder, als ihr Blick auch mich gestreift hatte.
Der Keeper schob mir meinen Kaffee zu. Ich bedankte mich und trank ihn in kleinen Schlucken, denn er war heiß, und er schmeckte anders
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