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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Dieses Erlebnis mit Ihnen war einfach zu prägend.«
    Sie beugte sich vor. »Wissen Sie was, John, es hat nach Leiche gestunken. Ja, ich erinnere mich jetzt. Es stank widerlich nach Leiche. Zuerst konnte ich mit dem Geruch nichts anfangen, jetzt weiß ich mehr.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Außerdem denke ich über die Fragen jetzt anders. Sie haben sich nach bestimmten Dingen erkundigt, die in Liverpool sein sollen. Sie wissen schon, wovon ich rede. Nach diesem Schornstein, dem Ofen, einem Krematorium, einer Verbrennungsanstalt. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich nur fragen, ob man dort Leichen verbrennt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie wissen gar nichts, wie?«
    Ich lächelte. »Irgendwo haben Sie schon recht, Jill. Ich weiß einfach zuwenig.«
    »Und wie wollen Sie das ändern?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich muß es einfach darauf ankommen lassen.«
    »So ist das.«
    »Ja.«
    Sie hatte plötzlich keine Lust mehr, mit mir zu reden. Ich hatte ihr wahrscheinlich zu wenig gesagt, was gut war, wie ich fand. Ich wollte sie auf keinen Fall in den Fall mit hineinziehen. Aber sie hatte sich mein Abteil ausgesucht, nicht umgekehrt. Eigentlich brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben.
    Irgendwann stand sie auf. Da griff bereits die Dämmerung mit langen Schattenstreifen nach dem Tag. Allzu lange würden wir nicht mehr auf der Schiene bleiben.
    Sie stand auf und zupfte ihr Kostüm zurecht. »Ich gehe einen Kaffee trinken.«
    »Bitte.«
    »Sie wollen nicht mit in den Speisewagen?«
    »Nein, ich bleibe hier.«
    Jill schaute mich an, nickte und verschwand. Wahrscheinlich hatte ich sie beleidigt.
    Auch ich verließ den Wagen und stellte mich in den Gang. Mein Blick glitt durch das Fenster. Birmingham hatten wir hinter uns, wir rollten bereits durch Newcastle, der Zug würde bald halten, und ich fragte mich, ob nur dieser Ghoul allein zur Beobachtung abgestellt worden war. Das konnte ich mir nicht vorstellen, die andere Seite hatte sicherlich noch ein oder zwei Eisen im Feuer.
    Wie ging es weiter? Was würde mich in Liverpool erwarten, und welche Verbindung gab es zwischen dem Krematorium und den Ghouls?
    Ich dachte noch darüber nach, als Jill Cooper zurückkehrte. Das war nach dem Stop in Newcastle.
    Sie schaute mich an, lächelte. »Ich habe nicht nur einen Kaffee getrunken, sondern auch zwei Cognacs.«
    »Sie seien Ihnen gegönnt.«
    »Aber der verdammte Leichengestank klebt noch immer in meiner Kehle.« Sie starrte mich böse an.
    »Verdammt, auf was habe ich mich da nur eingelassen?«
    »Nehmen Sie es locker, Jill. Wir sind bald in Liverpool, und dort sind Sie mich dann los.«
    »Glauben Sie?«
    »Bestimmt.«
    »Ich nicht«, sagte sie und nickte mir so heftig zu, daß ich mich nur wundern konnte…
    ***
    Liverpool!
    Endlich waren wir da. Dunkelheit lag über der Stadt. Durch die alte zugige Bahnhofshalle wehte der Wind. Sie brachte keinen würzigen Seegeruch mit, sondern den Gestank irgendwelcher Fish and Chips-Stände, die auf den Bahnsteigen standen.
    Jill hatte ihren Mantel übergestreift, schaute mich an und gab mir die Hand.
    »Friede?« fragte sie.
    »Wegen mir immer.«
    »Gut, meinetwegen auch.« Sie beugte sich vor und gab mir einen Kuß auf die linke Wange. Dann drückte sie mir noch ihre Visitenkarte in die Hand. »Wenn Sie mal Zeit finden, können Sie mich anrufen. Es gibt hier auch einige nette Lokale, in denen man gut essen kann.«
    »Ich werde mich daran erinnern.«
    »Wo wohnen Sie eigentlich?«
    »Ich müßte mir noch ein Hotel suchen.«
    Sie sagte mir einen Namen, den ich auch behielt. »Ich selbst habe eine kleine Wohnung. Die Telefonnummer steht auch auf der Karte. Machen Sie es gut, John…«
    Ein kurzes Winken, dann war sie im Strom der Reisenden verschwunden. Es herrschte viel Betrieb in Liverpool. Wenn man ihn sah, konnte man kaum glauben, daß die Stadt wirtschaftlich so sehr am Boden lag.
    Ich wollte mich um meinen Leihwagen kümmern. Mit meinem kleinen Koffer ging ich auf einen der Ausgänge zu, dabei die Umgebung unter Kontrolle haltend.
    Wer gehörte zur anderen Seite?
    Ich wußte es nicht. Hinter jedem Gesicht konnte sich ein potentieller Schwarzblütler verbergen, sie waren ja oft genug wahre Meister der Tarnung.
    Im Strom trieb ich auf die alte Treppe zu. Hinein ging es in den Tunnel der Bahnhofsallee.
    Die Menschen verloren sich dort. Ich hielt Ausschau nach dem Reklameschild einer Mietwagenfirma. Da ich keines entdeckte, erkundigte ich mich an der Information.
    Ein

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