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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fraglich, ob sich der Ghoul noch hier aufhielt.
    Das alles schoß mir sehr schnell durch den Kopf.
    »Nein, es ist nicht weiter schlimm«, sagte ich. »Sie brauchen sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen.«
    »Kein Killer also?«
    Ich schüttelte den Kopf und lachte dabei. »Was haben Sie sich denn vorgestellt?«
    »Den Postraub nicht gerade. Aber…«, er hob die Schultern. »Nun ja, man sieht und hört auch viel. Wenn ich so an gewisse Filme denke, die ich gesehen habe…«
    »Es sind Filme.«
    »Stimmt.« Er tippte gegen die Mütze und verabschiedete sich. Ich schaute ihm nach und war froh, daß er nicht noch weitere Fragen gestellt hatte. Für einen Moment blieb ich im Gang stehen, dachte noch nach - und hörte den Ruf.
    Ein Schrei war es nicht, sondern ein ungewöhnliches Geräusch. Zudem war es aus dem Mund meiner Begleiterin gedrungen und sehr schnell wieder abgebrochen.
    Ich drehte mich auf der Stelle, ging einen langen Schritt vor und riß die Abteiltür auf.
    Jill Cooper saß noch immer an ihrem Platz. Nur machte sie den Eindruck, als hätte man sie dort angeleimt. Sie saß steif da und hatte zudem eine Hand gegen Nase und Mund gepreßt. Aus großen Augen schaute sie mir entgegen.
    »Was ist denn?« Ich war an der offenen Tür stehengeblieben und kam mir im selben Augenblick dumm vor, daß ich die Frage überhaupt gestellt hatte.
    Ich roch es ja.
    Es stank nach Leiche…
    Es war ein Geruch, der Jill geschockt hatte. Bestimmt hatte sie so etwas noch nie zuvor wahrgenommen. Ihr Gesicht war bleich, es hatte sogar einen gelblichen Farbton bekommen. Und sie gab würgende Geräusche von sich, die sehr gedämpft klangen, weil sie ihre Hand auf den Mund gepreßt hielt.
    Ich schaute sie an. Eine Frage lag in meinen Augen. Gleichzeitig ließ ich meine Blicke durch das Abteil wandern, weil ich sehen wollte, ob sich der Ghoul möglicherweise freie Bahn verschafft hatte.
    Der Fall war zum Glück nicht eingetreten.
    Sie holte Luft, als sie die Hand wieder von ihren Lippen wegnahm. Allerdings nur sehr knapp.
    Ich schloß die Tür, nahm auf dem nächsten Sitz Platz, setzte mich dabei schräg auf die Kante.
    »Was ist das, John?«
    »Der Gestank«, sagte ich…
    Sie unterbrach mich. »Er war so plötzlich da. Praktisch vor einer Sekunde auf die andere.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Wieso? Was hat das mit Ihnen zu tun? Wissen Sie eine Erklärung für diesen Geruch?« Sie schaute sich um. »Ich habe so etwas noch nie erlebt, wissen Sie. Ich kann mir das auch nicht erklären. Es ist fast so, als hätte man einen Gully geöffnet.« Sie schüttelte sich. »Das ist einfach grauenhaft.«
    »Am besten wäre es, wenn Sie das Abteil verlassen, Jill.«
    »Und Sie wollen bleiben?«
    »Ja.«
    »In diesem Gestank?«
    Ich nickte und suchte schon jetzt nach einer Erklärung. »Nicht daß ich ihn gewöhnt bin, Jill, aber ich kenne seine Quelle und möchte sie ausschalten.« Ich erhob mich und holte ihre dick bepackte Reisetasche aus dem Gepäcknetz. »Es ist wirklich besser, wenn Sie gehen. Und zwar sofort, bitte.«
    Sie schluckte, stand auch auf und meinte: »Ich habe das Gefühl, daß Sie mehr wissen, als Sie zugeben, John.«
    »Das ist möglich.«
    »Und warum reden Sie nicht?«
    Ich winkte ab. »Bitte gehen Sie jetzt. Ich werde es Ihnen später erklären.«
    Sie blieb stur. »Hören Sie, ich mag zwar aussehen wie eine Frau, die sich nicht wehren kann, aber ich bin es gewohnt, mich den Problemen zu stellen. Ich habe es gelernt, mich durchzusetzen, und ich will erfahren, was hier abläuft…«
    »Das können Sie auch. Aber nicht hier, Jill. Gehen Sie in ein anderes Abteil und warten Sie dort auf…« Weiter kam ich nicht, denn ich hatte das Knirschen gehört.
    Und dann passierte es.
    Das Knirschen steigerte sich zu einem Reißen und Krachen. Unter einer Sitzbank, und zwar der an der linken Seite, wehte uns eine stinkende Wolke entgegen.
    Ich kam nicht mehr dazu, die Frau aus dem Abteil zu stoßen, denn ich sah den langen Schleimfaden, der über den Boden glitt und nach Jills Fuß greifen wollte.
    Ich stieß sie um.
    Zum Glück fiel sie nicht zwischen die Sitzbänke. Sie landete auf der rechten, prallte leider mit dem Hinterkopf gegen das Fenster, was nicht weiter tragisch war. Es war einfach wichtig, daß ich den nötigen Platz bekam.
    Mit einem Sprung hatte ich die rechte Sitzbank erreicht, als sich unter der anderen der schleimige Kopf des Ghoul-Monstrums hervorschob. Zum. Glück schrie Jill nicht, sie hielt sich wirklich gut, ich

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