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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in Ihren Wagen und sehen Sie zu, daß Sie fortkommen.«
    »Ist das ein Rat?«
    »Und eine Warnung zugleich.« Er schaute mich böse an, als ich mich erhob.
    »Ich werde es mir überlegen, Herr Höller«
    »Wie schön. Mein Bruder ist übrigens auch meiner Meinung. Er sagt ebenfalls, daß es keinen Sinn hat.«
    »Natürlich.«
    Ich ließ ihn stehen und holte meine Jacke vom Garderobenhaken. Dabei sah ich zahlreiche Augen auf mich gerichtet, schielend, verklemmt, manchmal mit sehr hinterlistigen Blicken. Was sie dachten, wußte ich nicht. Ich konnte mir jedoch vorstellen, daß sie mir die Pest an den Hals wünschten.
    Ich ging auf die Tür zu.
    Keiner erwiderte meinen Gruß. Ihr Schweigen begleitete mich bis nach draußen.
    Die Sonne war verschwunden. In der Dunkelheit lag die Kälte wie eine dicke Schicht über Glatsch.
    Ein paar einsame Lichter leuchteten wie übergroße Kristalle.
    Es roch nach Schnee und Eis. Ich hoffte allerdings, daß es in dieser Nacht nicht anfangen würde zu schneien.
    Mein Ziel war das Spritzenhaus. Dort lag der veränderte Tote, und ich ging einfach davon aus, daß er nicht an diesem Platz liegenblieb. Die anderen schienen etwas mit ihm vorzuhaben. Diese Veränderung war nicht grundlos geschehen.
    Ich ging durch den stillen Ort. Nicht ein Fahrzeug begegnete mir. Es blieb ruhig, und hinter den Fenstern der Holzhäuser leuchteten die Lichter wie ferne Sterne.
    Die Menschen blieben in den Wohnungen. Sie warteten ab, vielleicht beteten sie. Jedenfalls hatte sich keiner dem Fluch oder dem Bösen entgegengestemmt.
    Auch die Kirche lag im Dunkeln. Nur am Eingang zum Kirchhof brannten zwei Laternen. Ihr Schein fiel wie gefrorener Dampf zu Boden. Ich überlegte, wo der Pfarrer war. Oft genug hatte ich gerade mit Seelsorgern zusammengearbeitet. Hier aber war das nicht der Fall.
    Niemand, der auch nur Ähnlichkeit mit einem Pfarrer oder einem Küster gehabt hätte, ließ sich blicken.
    Dennoch hörte ich Geräusche.
    Es waren nicht nur meine Tritte. Irgendwo in der Nähe, durch die Dunkelheit geschützt, bewegte sich jemand.
    Ein Verfolger?
    Zweimal drehte ich mich scharf um, entdeckte aber weder einen Menschen noch ein Tier.
    Der Dorf- oder Festplatz, mit dem Schützenhaus als Mittelpunkt, lag nicht weit von der Kirche entfernt. Über ihm lastete das Schweigen wie eine Glocke.
    Einige Male hatte ich einen Blick zum Himmel hochgeworfen. Auf mich machte er den Eindruck eines großen Sees, dessen flache Wogen zu langen Zungen erstarrt waren.
    Und doch war ich nicht allein. Der Eingang des Schützenhauses lag bereits in meinem Blick, als ich vor der Tür eine Bewegung feststellte. Dann löste sich eine männliche Gestalt. Ich erkannte den Bürgermeister, der auf mich gewartet hatte.
    Als wir nah genug voneinander entfernt waren, blieben wir stehen. Sein Atem dampfte mir entgegen. Ich roch die leichte Schnapsfahne, die vor seinen Lippen wehte.
    »Hallo«, sagte er nur.
    Ich lächelte. »Was treibt Sie um diese Zeit noch aus dem Haus, Herr Lechner?«
    Er räusperte sich. »Die Sorge.«
    »Um wen?«
    »Ich sorge mich um alles. Vor allen Dingen um meine Tochter, mit der Sie gesprochen haben. Was wollten Sie von ihr?«
    Ich hörte die Aggression aus seiner Stimme heraus. »Nichts, Herr Lechner. Ich wollte nichts von ihr. Sie ist zu mir gekommen, und sie hat mich nur gewarnt. Sie hatte einfach Angst um mich, daß Sie und Ihre Freunde mich mit körperlicher Gewalt aus dem Dorf treiben würden. Das war alles.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Das ist Ihre Sache. Ich bleibe bei meiner Erklärung.«
    Lechner dachte über seine nächsten Worte nach. »Hören Sie, Sinclair, da ist irgend etwas geschehen. Ich stehe hier nicht umsonst in der Kälte und warte auf Sie.«
    »Was ist geschehen?«
    »Es geht um Trudi.«
    »Und weiter?«
    Er ballte die Hand zur Faust, als wollte er sie mir unter das Kinn schlagen. »Sie ist verschwunden, einfach weggelaufen.«
    Ich gab mich lässig. »Sagen Sie, wie alt ist Ihre Tochter?«
    »Zwanzig.«
    »Demnach erwachsen.«
    »Ja, das stimmt. Aber das tut nichts zur Sache. Sie hat unser Haus heimlich verlassen. Sie ist davongelaufen wie ein unartiges Kind. Das ist nicht ihre Art, das sind wir nicht gewohnt. Meine Frau hat noch mit ihr gesprochen, aber…«
    »Glatsch ist sehr klein, Herr Lechner. Wo sollte Ihre Tochter hin? Sie hat vielleicht eine Frau besucht. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen.«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, in dieser Nacht bleiben die

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