0728 - Lichter der Verdammnis
Stygia befreien.
Und das ging am besten, indem er die Hölle von Stygia befreite.
Sie ahnte nichts von seinen Plänen.
Und diese Pläne sahen derzeit so aus, dass er zweigleisig verfuhr. Auf der einen Seite wollte er sich Ty Seneca verpflichten, um über dessen erzwungene Dankbarkeit notfalls auch Einfluss in der Spiegelwelt zu gewinnen, aus welcher Seneca ursprünglich kam. Sicher gab es auch da einen Rico Calderone, aber den musste man ja nicht am Leben lassen, wenn es sich als sinnvoll erwies, in die Spiegelwelt zu wechseln. Seneca war ja so närrisch gewesen, seinen hiesigen Doppelgänger Robert Tendyke nicht zu töten… dafür hatte er sich an anderen, unwichtigen Figuren verzettelt wie beispielsweise an Carsten Möbius, den er auf offener Straße erschossen hatte.
Dabei hatte Möbius zu diesem Zeitpunkt längst keine Rolle mehr gespielt, war bereits kalt gestellt gewesen.
Und nun, weil er sich nicht rechtzeitig um die Eliminierung wirklich wichtiger Personen gekümmert hatte, war er nun auf der Flucht - und hatte Calderone mit in seine persönliche Katastrophe gerissen.
Beide waren dann von dem Dämon Baal gekidnappt worden. Baal hatte Calderone aber sehr schnell wieder frei gelassen und nur Seneca als Gefangenen behalten.
Inzwischen war Baal tot, wie Calderone erfahren hatte. Aber Seneca befand sich nach wie vor in Baals Kerker - aus welchem Grund auch immer.
Es war nicht gerade einfach gewesen, herauszufinden, wo sich dieser Kerker befand. Aber es war dem werdenden Dämon gelungen.
Das Problem war - er selbst konnte nicht hinein. Baal hatte Sperren konstruiert, die jeden anderen Dämon daran hinderten. Und Calderone war inzwischen dämonisch genug, um auf die Sperren zu reagieren.
Also rekrutierte er einen Helfer… Eben diese Frau, die sie jetzt war.
Und die konnte ihm auch noch bei seinem zweiten Plan behilflich sein. Nämlich Stygia auszuschalten.
Dazu benötigte eine Waffe.
Eine, die absolut tödlich wirkte, die er selbst aber inzwischen nicht mehr benutzen konnte.
Stygia selbst hatte sie vor einiger Zeit in ihrem Besitz gehabt, aber logischerweise auch nicht anwenden können, weil sie jeden echten Dämon unverzüglich tötete. Es war ihr genug gewesen, diese Waffe ihren Feinden abgenommen zu haben.
Doch sie hatte sie an eben diese Feinde wieder verloren.
Diese Waffe war der legendäre Ju-Ju-Stab…
***
Yves Cascal bewegte sich durch die Nacht. In seiner dunklen Kleidung und mit seiner dunklen Hautfarbe war er beinahe unsichtbar, wenn er sich in finsteren Seitenstraßen bewegte, in welchen keine Lampen brannten, oder wenn er Schleichpfade über Hinterhöfe benutzte. Aber auch im Zwielicht der Straßen fiel er nicht weiter auf.
Überquellende Mülleimer, abgestellte, teilweise ausgeschlachtete Schrottautos, hier und da ein Obdachloser, der sich in seinen Schlafsack oder ein paar Decken gerollt hatte…
Yves versetzte einer Ratte einen Tritt, der das Tier ein paar Meter von dem Schläfer wegkatapultierte, den es gerade hatte anknabbern wollen. Die Biester wurden manchmal regelrecht frech. Menschenscheu waren sie jedenfalls nicht.
Irgendwoher musste er sich wieder einmal etwas Geld beschaffen. Wie, würde sich ergeben. Der Gelegenheitsjob, den er etwa zwei Monate lang hatte, war ihm gekündigt worden. Mit der US-Wirtschaft stand es derzeit nicht zum Besten, und wie immer waren es die, die zuletzt zur Firma gestoßen waren, die zuerst gefeuert wurden. Stets ärgerlich, aber selbst von Yves als Betroffenem nachvollziehbar - wer länger beschäftigt war, hatte die älteren Rechte, und wer eine Familie zu versorgen hatte, hatte Vorrang. Zudem: Yves war für die wenigsten Jobs qualifiziert, weil er nie die Chance erhalten hatte, einen Beruf zu erlernen. Er hatte sich nach dem Tod der Eltern schon früh um seine Geschwister kümmern müssen.
Jetzt war Yves allein. Ob er Angelique jemals wiedersah, stand in den Sternen. Er hoffte zwar, dass sie des Vampirkeims irgendwann wieder ledig wurde - bei Zamorras Gefährtin hatte das ja angeblich auch geklappt aber diese Hoffnung stand doch auf recht wackeligen Füßen.
Auf der einen Seite war es natürlich besser, dass Yves jetzt nur noch für sich allein sorgen musste, so kam er mit weniger aus. Aber er vermisste seine Familie. Es gab keinen Tag und keine Nacht ohne einen Gedanken an Bruder und Schwester oder ohne von ihnen zu träumen.
An allem waren die Dämonen schuld.
Yves schüttelte die düsteren Gedanken ab. Er brauchte Geld. Vielleicht
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