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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Chance.«
    »An welch einen Ort denken Sie da?«
    »Die Kirche wäre nicht schlecht.«
    Er nickte. »Ausgerechnet jetzt ist der Pfarrer nicht da. Er hätte uns bestimmt helfen können.«
    »Wo ist er denn?«
    »Weg. In Urlaub gefahren. Zum erstenmal seit Jahren. Auch ein Mann der Kirche braucht mal Ruhe.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Aber es wird kaum gehen«, flüsterte er. »Wie wollen Sie den Leuten denn erklären, daß die Zwerge den Ort überfallen werden und daß sie dabei von meiner Tochter Trudi, die nun jeder kennt und schätzt, noch angeführt werden?«
    »Das wird allerdings ein Problem sein«, gab ich zu.
    »Ja, man wird uns nicht glauben. Die Leute werden Sie auslachen, wenn Sie ihnen das erzählen. Die… die halten Sie für verrückt, trotz allem, was da vorgefallen ist. Trotz der Leichen, der veränderten Toten, der Personen, die…«
    »Schon gut«, sagte ich. »Sie sehen also keine Chance.«
    »Nicht in der Kürze der Zeit. Wenn es noch Tage dauern würde, dann schon. Dann hätte ich mit jedem einzelnen aus dem Ort gesprochen, aber so wird es kaum klappen.«
    Ich mußte ihm da recht geben.
    Dann schaute ich zurück.
    Mein Blick streifte durch eine nächtliche Gebirgslandschaft, die mit zahlreichen Schatten gefüllt war. Zudem mit dunklen Hängen, mit mächtigen Felsen, mit hohen Bergen, Matten und auch dichten Wäldern, die auf den Hängen wuchsen und deren Bäume ihr Wurzelwerk auch manchmal in den Fels gekrallt hatten.
    Was war zu tun?
    »Ich würde es auch nicht schaffen, sie alle aus dem Ort fliehen zu lassen«, sagte der Bürgermeister.
    »Auch dabei würden sie mir kaum glauben. Das ist alles so furchtbar, wenn Sie verstehen. Wir… wir sind allein. Ich sehe keine Chance.«
    »Doch.«
    »Welche denn?«
    »Ihre Tochter Trudi.«
    Er duckte sich und ging einen Schritt zurück. Dabei verengten sich seine Augen. »Moment mal, Sinclair, wie meinen Sie das denn genau? Was hat meine Tochter Trudi damit zu tun?«
    »Sie führt die Zwerge an.«
    »Und weiter?«
    »Soll ich das Wort ausschalten benutzen?«
    Er schwieg. »Das heißt… das heißt«, keuchte er nach einer Weile, »Sie würden Trudi auch töten?«
    Ich gab ihm keine direkte Antwort. »Gehen Sie davon aus, daß es nicht mehr Trudi ist. Sie mag zwar so aussehen wie Trudi, aber in ihr wird eine andere Person stecken. Und der Geist ist noch immer wichtiger als der Körper.«
    »Dann müßten Sie ihn vernichten.«
    »Stimmt.«
    »Und was würde dann mit Trudi geschehen?«
    Die Frage brachte mich in die Zwickmühle. Ich konnte ihm keine konkrete Antwort geben. Ich konnte ihm auch nicht bestätigen, daß Trudi überleben würde. Alles war kompliziert und mußte sich erst einmal entwickeln. Im Ort selbst würden wir dann weitersehen.
    »Warum sagen Sie nichts, Sinclair?«
    »Weil ich kein Hellseher bin.«
    Lechners Lippen bewegten sich. Ich wußte nicht, ob er grinste oder etwas sagen wollte. »Klar, ich habe begriffen. Ich habe Sie verstanden. Sie wollen mir nichts sagen. Sie wollen, verdammt noch mal, Ihr Maul halten, um mich nicht zu beunruhigen. Ist das so?«
    »Wenn Sie es so sehen, streite ich es nicht ab.«
    Durch den weit geöffneten Mund holte er Luft. »Das ist doch eine verfluchte Scheiße. Ich komme mir vor, als hätte man mich in einen Sack gesteckt, der samt Inhalt zur Verbrennung geschleift wird. Das ist nicht mehr zu fassen, das ist…«
    »Wir werden gehen.«
    »Ändert das etwas an den Tatsachen?«
    »Nein, doch wir können sie aus einem anderen Blickwinkel betrachten.« Ich blickte auf meine Uhr.
    Bis Mitternacht hatten wir noch genügend Zeit. Ich ging einfach davon aus, daß zuvor nichts geschehen würde. Wenigstens nichts, was Menschen gefährlich werden konnte.
    ***
    Es war schon der dritte scharfe Schnaps, den Lechner in seine Kehle kippte. Er brauchte das Zeug einfach, hatte er gesagt und stellte das Glas mit einem lauten Geräusch auf den hölzernen Kuchentisch, an dem auch seine Frau Margot saß.
    Von deren Gesicht war nicht viel zu sehen. Sie hatte es hinter den Handflächen versteckt und weinte. Ab und zu hörte ich ihr Schluchzen, ihre Schultern zuckten oft, und manchmal schüttelte sie auch den Kopf, ohne die Hände dabei vom Gesicht wegzunehmen.
    Wir hatten ihr die brutale Wahrheit nicht verschwiegen. Sie mußte einfach eingeweiht werden, um später nicht noch schlimmere Überraschungen zu erleben.
    Sprechen konnte sie nicht, nur weinen. Als sie dann die Hände sinken ließ, war ihr Gesicht gerötet.
    Flecken lagen

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