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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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den federleichten Karton aus dem Netz und zog langsam den Deckel auf. Das Mißtrauen in ihm steigerte sich. Er bereitete sich darauf vor, dem Mann den hermetischen Kreisel entgegenzuschleudern, falls dieser ihm Schwierigkeiten bereitete. Sicher, es handelte sich um einen recht primitiven Plan, aber was konnte er sonst machen? Waffen hatte er wegen der strengen Kontrolle auf den Flughäfen nicht mitnehmen können.
    Er schaute auf und guckte in die Mündung einer Pistole.
    „Das genügt mir", sagte der Uniformierte. „Ich bin also an der richtigen Adresse."
    Peter verzog keine Miene. „Mit wem habe ich denn das Vergnügen?"
    „Das werde ich dir gerade auf die Nase binden, du Dummkopf."
    „Stellst du dich immer so vor?"
    „Deine Blödeleien werden dir noch vergehen." Der Uniformierte hob die Waffe, so daß die Mündung auf Peters Stirn zielte. „Wir fahren jetzt hübsch gemütlich über die Grenze. Anschließend unternehmen wir eine Tour durch die Pyrenäen." Er sprach recht gut Französisch, nur mit hartem Akzent. „Aber nicht nach Kloster Roncesvalles. Das kannst du als Ziel abschreiben."
    „Folglich gehe ich wohl richtig in der Annahme, daß du kein Zollbeamter bist, Partner."
    Peter grinste, dabei hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Der andere hatte durchaus recht: Er war ein Dummkopf. Daß er in eine so simple Falle tappen mußte! Die Dämonen hätten sich wohl kaum einen billigeren Trick einfallen lassen können.
    Eine Chance hatte er aber noch. Dorian Hunter hatte ihn genau über die Eigenarten des hermetischen Kreisels unterrichtet. Warf er ihn, so würde er dem verkleideten Besessenen ins Gesicht fliegen und bei dem Aufprall sehr wahrscheinlich, eines jener eigenartigen Geräusche verursachen, die bei jeder Berührung mit seiner Oberfläche entstanden. Der Kerl würde sich erschrecken. Das konnte Peter ausnutzen, wenn er sich rechtzeitig genug fallen ließ.
    Der Besessene schien seine Überlegungen erraten zu haben.
    „Keine Sperenzchen!" sagte er. „Her mit dem Kreisel! Wage es bloß nicht, ihn auf mich zu schleudern! Ich würde es immer noch schaffen, dir ein Loch in den Schädel zu blasen."
    Peter sah es ein. Es wäre heller Wahnsinn gewesen, einen Ausfall zu wagen, bei der knappen Entfernung zwischen ihm und dem Kerl. Er mußte es sich also gefallen lassen, auf den Gang hinausdirigiert zu werden, warten, bis der Zug die Grenze überquert hatte und sich schließlich in einem Nest namens Garayoa auf einen menschenleeren Bahnsteig hinaustreiben lassen.
    Der Besessene trug das leichte Paket nun unter seinem linken Arm. In der rechten Hand hielt er die Pistole, deren Lauf unausgesetzt auf den jungen Mann gerichtet war.
    Peter Plank hoffte darauf, daß irgend jemand aus einem der Zugfenster blicken würde. Falls auch nur ein Mensch die Pistole sah und sich entsetzt an den Schaffner wandte, konnte das die Rettung bedeuten. Schließlich war es doch nichts Alltägliches, daß ein Zollbeamter mit vorgehaltener Schußwaffe einen Passagier abführte.
    Peter wartete angespannt, doch hinter den beschlagenen Scheiben der Wagenfenster zeigte sich kein einziges Gesicht. Und weder auf dem Bahnsteig noch vor dem winzigen Stationsgebäude war die Gestalt eines Vorstehers auszumachen, der das übliche Zeichen zur Abfahrt erteilte. Dunst dehnte sich über den Schienensträngen aus. Kein Geräusch war zu hören.
    Die Atmosphäre war unheimlich. Das Anrucken des Zuges hörte sich so laut an, daß Peters Kopf unwillkürlich herumflog.
    Der Besessene lachte meckernd.
    Der Personenzug der französischen Staatsbahn beschleunigte rasch und tauchte in die tintenschwarze Finsternis eines nahegelegenen Tunnels ein. Für einen Moment waren noch die Schlußlichter zu sehen, dann verschwand auch der letzte Wagen hinter einer Biegung, und das Rattern der Räder verstummte. Wieder breitete sich Stille aus.
    „Weiter!" drängte der Besessene ihn.
    Sie überquerten einfach die Schienen; eine Unter- oder Überführung existierte nicht. Das Schild mit der Ortsbezeichnung war verwittert, die Schrift verwaschen. Peter schien es, als würde er sich am Ende der Welt befinden.
    Der Kerl in Uniform tippte ihn mit der Pistole an. Er mußte schneller gehen, durch das Stationsgebäude hindurch. Hier roch es absonderlich, und der neblige Dunst zog sich mitten durch die Wartehalle und weiter durch die vordere offenstehende Tür, um sich über einer Straße aus buckligen Katzenköpfen wie ein Leichentuch auszubreiten.
    Wieder ließ sich

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