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073 - Der Gehenkte von Dartmoor

073 - Der Gehenkte von Dartmoor

Titel: 073 - Der Gehenkte von Dartmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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»Sehr verbunden, zu freundlich«, und
sie betraten das Gebäude.
    Sie befanden
sich im ehemaligen Schalterraum. Er schien unverändert zu sein. Die beiden
Schalter waren dick mit Staub bedeckt, ihr Glas zersprungen. Im kleinen Kiosk
an der Ecke waren noch die leeren Bretter.
    Die
Krankenschwester öffnete eine Tür an der rechten Seite: »Der Wartesaal!«
    In dem
kleinen Raum standen einige lange, dick mit Staub bedeckte Bänke und die Reste
einer Biertheke. An der Wand hingen einige halbzerfetzte Plakate.
    Dann führte
Schwester Angelique sie zu der gegenüberliegenden Tür im Schalterraum.
    »Hier saß der
Stationsvorsteher. Sir Charles hat alles erworben, wie es einmal war. Sie
sehen, selbst der Schreibtisch ist noch da, der kleine Geldschrank in der einen
Ecke und der eiserne Ofen in der anderen. Machen Sie sich bitte nicht staubig!«
    Der kleine
Rundgang führte hinauf in die Privatwohnung des Stationsvorstehers. Hier waren
allerdings alle Zimmer restlos ausgeräumt. Schließlich ging es hinunter in die
Keller, wo nur noch ein langes Regal mit einigen leeren Bierflaschen stand. Und
überall lag der Staub.
    »Nun, finden
Sie es interessant?« lächelte die Schwester ihre Besucher an. »Und jetzt gehen
wir auf den Bahnsteig!«
    Sie ging
voraus durch das Drehkreuz und öffnete die Tür, deren oberer Teil aus mehrfach
gesprungenem Glas bestand. Sie traten auf den schmalen, kurzen Bahnsteig
hinaus, vor dem keine Schienen mehr lagen. Man sah nur noch ihre tiefen
Eindrücke. Links neben der Tür stand eine Bank, rechts ebenfalls eine. Auf ihr
saß eine zusammengekrümmte Gestalt, die unbeweglich in die Ferne starrte,
hinaus auf die Hügel des Moores. Es war der Professor.
    »Nanu, was
macht Professor Adams hier?« fragte Larry Brent.
    »Sie kennen
ihn?«
    »Ja, aus dem
Antiquitätengeschäft von Mr. Simpson.«
    »Wenn er
nicht dort sitzt, dann hockt er am liebsten hier«, sagte die Schwester. »Wir
nehmen ihn gern mit. Er ist harmlos. Ich glaube, er hat schon auf dieser Bank
gesessen, als die ersten Züge durchkamen.«
    Der alte Mann
beachtete sie nicht. Er sprach mit sich selbst und wies mit seiner runzligen
Hand in die Weite: »Eine dreiviertel Meile bis zu dem Wäldchen. Und dann noch
mal so weit bis zum Steinbruch. Das müssen Sie sich vorstellen, meine
Herrschaften. Das war schon ein Mann, dieser Colonel Malmaison! Hut ab, Hut ab,
Colonel!« Und er versank wieder in Schweigen.
    »Kommen Sie«,
sagte die Krankenschwester. »Er faselt immer etwas von einem Colonel Malmaison.
Der muß schon seit vielen Jahren tot sein! Sie sehen von hier, daß die
Lokomotivhalle fast ganz verfallen ist. Niemand bedauert das mehr als Sir
Charles…«
    »Ist er auch
hier?« fragte Larry Brent.
    »Nein. Um
diese Zeit pflegt er noch immer zu ruhen. Er hat mich mit Mr. Jonathan hierher
geschickt, um einige Farbaufnahmen von dem Bahnhof zu machen. Für seine Pläne.«
    »Entschuldigen
Sie meine Neugierde, aber welche Pläne kann man mit einem alten, ausgedienten
Bahnhof schon haben?«
    »Oh, sagen
Sie das nicht!« erwiderte die Frau in der Schwesterntracht. »Sir Charles hat
ganz moderne Pläne. Er will hier einen großen Vergnügungspark einrichten. Mit
zwei echten Bahnhöfen und einer echten Eisenbahn, die immer zwischen den zwei
Stationen hin- und herfährt. Übrigens, den anderen Bahnhof können Sie ohne
weiteres besuchen. Den hat Sir Charles bis heute vollständig unberührt
liegenlassen, wie er ihn von der Eisenbahngesellschaft kaufte. Ja, und hier ist
dann noch der Güterschuppen. Sie sehen ja, leer und dunkel.«
    Sie warfen
einen Blick in den finsteren, ziemlich hohen und breiten Schuppen, der fast
einer kleinen Halle glich. Larry Brent ging im Innern einmal auf und ab. Der
Schuppen war leer.
    Schwester
Angelique lächelte erneut. »Und das ist alles, was ich Ihnen zeigen kann.«
    Die beiden
Männer bedankten und verabschiedeten sich und gingen zum Bahnsteig zurück.
    Der Professor
saß in unveränderter Haltung auf der Bank; seine Gedanken waren weit weg, in
einem anderen Jahrhundert. Jonathan brachte sie zu dem Tor im Drahtzaun,
öffnete es, ließ Larry Brent und Higgins durch, brummte etwas, das man zur Not
als einen Gruß auslegen konnte, und verschloß das Tor wieder.
    Die beiden
stiegen ein und fuhren gemächlich in der Richtung weiter, in der sich der
zweite Bahnhof befand.
    »Merkwürdig«,
sagte der Chiefinspektor, »daß niemand fragte, wer wir eigentlich sind. Was den
Schluß nahelegt, daß sie es bereits

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