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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bei. Er hustete einige Male durch, dann hob er die Schultern und flüsterte: »Das ist nicht möglich, Lady. Du könntest höchstens die Tochter sein. Es sind über zwanzig Jahre vergangen. Du müßtest auch zwanzig Jahre älter geworden sein.«
    »Bin ich nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Ich bin einfach nicht gealtert«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich habe lange im Koma gelegen, aber es gab da jemand, der mich beschützte, der über mich wachte, der dafür sorgte, daß es mir gutging.«
    »Wer soll das gewesen sein?«
    »Ein Guru namens Shagri.«
    Jock Greenfield saß unbeweglich. Er sah so aus, als würde er trotzdem gleich in die Höhe fahren, denn er kam sich durch diese Antwort auf den Arm genommen vor. Da wollte ihn jemand fertigmachen. So etwas konnte es nicht geben, und deshalb wiederholte er einen bestimmten Satz. »Dieser Guru ist tot, verdammt noch mal! Wir haben ihn erschossen, verstehst du das, Lady?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Er kann nicht…«
    »Sein Körper ist tot.«
    »Ja, zum Glück«, keuchte Greenfield. »Er hätte noch mehr Unglück über die Menschen gebracht. Er hätte versucht, sie weiterhin in den Selbstmord zu treiben, und das konnten wir auf keinen Fall zulassen. Es ging uns um das Leben der Unschuldigen. Deshalb haben wir geschossen, deshalb mußten wir auch schießen.«
    »Der Körper ist tot, alter Mann.«
    »Das ist mir…«
    »Es kann nicht egal sein«, unterbrach sie ihn. Ihre Stimme hörte sich an wie das Zischen einer Klapperschlange. »Man kann ihn auch nicht vernichten. Sein Körper ist tot, aber sein Geist existiert weiter, hast du gehört?« Sie hob einen Finger, weil sie Aufmerksamkeit erhaschen wollte. »Der Geist existiert noch.«
    »Das ist mir egal. Ich glaube nicht an diese Methoden, die aus Asien zu uns gekommen sind. Mit diesen Wanderungen der Seelen und den Reinigungen. Das ist alles Unsinn, Lady.«
    »Es ist kein Unsinn.«
    Der ehemalige Polizist hatte ihr schlimmes Versprechen bereits vergessen, er wollte sich auch nicht daran erinnern und forderte sie auf, seine Wohnung zu verlassen.
    Doro schüttelte den Kopf. »Du hast mich nicht verstanden, alter Mann. Überhaupt nicht.«
    »Doch, das habe ich schon.«
    »Und begriffen?«
    »Gehen Sie!« Er stand auf, wollte sie noch einmal auffordern, aber sie reagierte nicht und blieb sitzen.
    »Du warst dabei, als der Guru erschossen wurde. Vielleicht hat auch eine Kugel aus deinem Revolver ihn getroffen. Bestimmt ist es so, und ich habe dir schon gesagt, weshalb ich zu dir gekommen bin. Ich will dich vernichten. Du hast mir damals eine Zukunft mit ihm genommen, und dafür wirst du bezahlen. Jetzt nehme ich dir deine Zukunft, alter Mann. Ich knipse sie einfach aus wie eine Lampe. Du bist jetzt schon tot, auch wenn du noch vor dem Tisch stehst.«
    »Hör auf!«
    Sie hörte nicht auf. »Ich bin zurückgekehrt, alter Mann. Ja, ich bin wieder da. Ich stehe jetzt vor dir als eine Rächerin. Ich werde dich vernichten!«
    Diesmal hatten ihn die Worte getroffen. Sie waren mit einem derartigen Haß untermalt worden, daß er eine Gänsehaut bekam. Sein Haar klebte plötzlich schweißnaß auf dem Kopf, die Unterlippe zuckte. Wieder schaute er für einen Moment auf die Tischplatte, wo sich die Blüten seiner Ansicht nach abermals in ein Blutmeer verwandelt hatten. Für ihn ein fürchterliches Omen.
    Dann glitt sein Blick höher.
    Er traf das Gesicht des Mädchens.
    Sie war ein Monster!
    Noch bleicher, noch dünner die Haut, damit ihr Schädel besser zum Vorschein kam. So widerlich bleich und gleichzeitig gelb, ein abstoßendes Knochengerüst mit leeren Augenhöhlen, obwohl Doro vorhin normale Augen gehabt hatte.
    Er sah die fleischlosen Lippen, denn die anderen gab es kaum noch. Jedenfalls waren sie, ebenso wie die übrigen Sinnesorgane, so dünn geworden, daß sie kaum noch ins Gewicht fielen. Und die Haut sah aus wie dünnes Klebepapier.
    Zum erstenmal war ihm klargeworden, daß er in einer Falle steckte. Er fühlte sich der jungen Frau hilflos gegenüber. Die konnte mit ihm machen, was sie wollte. Sie besaß Kräfte, die er sich nicht erklären konnte.
    Das war ihm zu hoch, zu unheimlich und auch zu unbegreiflich. Es war das perfekte Grauen.
    Sie kam um den Tisch herum.
    Sie ging dabei normal, sie trat auch mit den Füßen auf… aber Jock hörte keinen Laut.
    Wie ein Geist schwebte sie näher. Selbst ihre Kleidung wirkte so ungewöhnlich grau und milchig.
    Doro hatte ihn noch nicht erreicht, und Jock fiel ein, daß er sich wehren

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