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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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er schaute zurück. »Ich habe Besuch. Mein Enkel ist bei mir.«
    »Er wird uns bestimmt nicht stören. Wir können ja in ein anderes Zimmer gehen, Mr. Greenfield.«
    Es ärgerte Jock, daß dieses junge Ding so bestimmend mit ihm umging. Andererseits konnte er nichts dagegen tun. Als sie einen Schritt vorging, ging er einen zurück.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Mein Name ist Dorothy Mainland.«
    »Sorry, aber das sagt mir nichts.«
    »Keine Sorge, Mr. Greenfield, ich werde Sie schon aufklären. Lassen Sie uns gehen.«
    Er hob die Schultern. »Nun ja, einige Minuten kann ich erübrigen.«
    »Mehr brauche ich nicht«, erwiderte sie mit einer seidenweichen Stimme, die ihm gar nicht gefiel.
    Sie betrat die Wohnung. Dabei strich sie so dicht an ihm vorbei, daß er einen bestimmten Geruch wahrnehmen konnte. Nein, das war schon ein Gestank, ein alter Duft nach verfaulten Blumen oder Blüten, gepaart mit modrigem Wasser.
    Das irritierte ihn und erinnerte ihn gleichzeitig an etwas, das tief in der Vergangenheit begraben lag, als er noch bei der Metropolitan Police gewesen war und einen besonderen Einsatz mitgemacht hatte. Es mußte ein außergewöhnlicher gewesen sein, sonst hätte er sich nicht nach so langer Zeit daran erinnert. Nur kam er nicht darauf, was er gesehen und auch gerochen hatte. Bestimmt würde ihn seine Besucherin darauf bringen.
    Er schloß die Wohnungstür und drehte sich um.
    Die Fremde wartete auf ihn. Sie stand unter der Deckenleuchte. Er öffnete ihr die Tür zur Küche.
    »Gehen Sie dort hinein und warten Sie auf mich. Ich sage nur meinem Enkel noch Bescheid.«
    Für einen Moment blitzte es in den Augen der jungen Frau auf, dann knipste sie wieder ihr Lächeln an und strich lautlos an ihm vorbei, als Jock die Tür offenhielt.
    Wieder nahm er den Blütengeruch wahr. So intensiv, als hätte man ihm einen Blumenstrauß vor die Nase gehalten. Doch auch jetzt schlug die Erinnerung nicht voll durch.
    Greenfield ging zu seinem Enkel. Der kümmerte sich nicht um den Großvater, als dieser ins Zimmer schaute. Auch als Jock sprach, reagierte Dennis kaum.
    »Ja, Grandpa, laß nur. Ich bleibe hier. Nach Bugs Bunny kommen noch die Jetsons.«
    »Gut, meinetwegen. Ich kann daran nichts ändern.« Kopfschüttelnd schloß er die Tür.
    Er ließ sich Zeit, überlegte, preßte seine Hand gegen die Stirn, doch die Lösung wollte einfach nicht kommen. Er hatte irgend etwas übersehen oder konnte sich nicht mehr erinnern. Möglicherweise war er doch zu alt geworden.
    Ja, das konnte stimmen. Wer die Sechzig erreicht hatte, der dachte über gewisse Dinge anders.
    Aus der Küche hörte er nichts. Wahrscheinlich saß diese junge Frau am Tisch und wartete auf ihn.
    So war es auch.
    Als Jock die Tür aufstieß, da hockte sie ihm gegenüber. Das Licht hatte sie eingeschaltet. Die Lampe warf ihren breiten Fächer auf den alten viereckigen Küchentisch, der sich allerdings stark verändert zeigte.
    Wie immer hatte Jock eine abwaschbare Decke daraufgelegt. Die lag auch jetzt noch dort, aber ihr schwaches Muster war kaum mehr zu sehen, denn auf dem Tisch breitete sich ein Meer von rotfarbenen Blüten aus, als wären sie soeben von fleißigen Händen darüber gestreut worden.
    Der ehemalige Polizist stand da wie vom Donner gerührt. Dann hob er seinen Blick an, denn schon beim Eintreten war ihm etwas aufgefallen. Jetzt betrachtete er das Gesicht seiner Besucherin genauer und stellte fest, daß sich die Haut verändert hatte. Sie war dünner geworden.
    Dahinter schimmerten gelblich die Knochen durch. Vielleicht auch nur deshalb in dieser Farbe, weil das Gesicht vom Lampenschein angestrahlt wurde.
    Knochen? Ein Skelett?
    Jock konnte es nicht glauben. Sein Herz schlug schneller. Hier war etwas passiert.
    Dorothy Mainland sagte: »Schließen Sie die Tür.«
    Er kam ihrer Aufforderung nach, was ihn wiederum wunderte.
    »Setzen Sie sich, alter Mann!«
    Er ging auf den zweiten Stuhl zu. Dieser stand dem ersten direkt gegenüber.
    Jock Greenfield nahm Platz. Er mußte sich einige Male räuspern, um eine Frage stellen zu können.
    »Und jetzt sagen Sie mir endlich, was Sie von mir wollen.«
    Die Antwort kam klar und deutlich. »Sie vernichten, Greenfield!«
    ***
    Jock glaubte, sich verhört zu haben. Er atmete schnaufend, hob seine Arme an und legte die Hände auf die Tischplatte übereinander. Dabei stellte er fest, daß seine Finger zitterten. Also hatte er sich nicht verhört. Er senkte den Blick, schaute auf die Blüten, die sich vor
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