0731 - Seelen-Tränen
größte Wald der Erde…«
»…ist so unendlich groß, das wir eher eine Nadel im Heuhaufen finden, als diese Tränentiere. Der Alte ist lustig, wirklich!«
Sie hatte sich in Rage geredet. Zamorra erkannte, dass er mit seiner ersten Vermutung unrecht hatte. Auch Teri war zwangsverpflichtet worden. Er schüttelte den Kopf über dieses Verhalten. Freunde behandelte man anders.
»Was weiß ich überhaupt von dieser Zeit und diesem Teil der Erde?«, fragte sich Zamorra selbst. »1582… damals herrschte Iwan, der Schreckliche, über Russland… aber die Gebiete jenseits des Urals waren noch nicht erschlossen…«
»Wo genau sollen wir uns jetzt befinden?«, wollte Teri wissen.
»Genau?« Zamorra blickte sie erstaunt an. »Wer kann bei dieser endlos erscheinenden Wildnis schon etwas über unseren exakten Aufenthaltsort sagen? GPS gibts zu dieser Zeit noch nicht…«
Er hob hilflos die Arme und verzog ärgerlich das Gesicht.
»Irgendwo am Rand zum Stanowoj-Hochland, in relativer Nähe des Bajkal-Sees. Dies sagte Merlin, der Große. Wobei der Begriff relative Nähe mit Vorsicht zu genießen ist. Wir sollen uns im Gebiet der Jakuten befinden, aber die wurden fast alle im 13. Jahrhundert von den Mongolen unter Dschingis-Khan in den Norden abgedrängt.«
Er zuckte mit den Schultern und winkte mit einem bemalten Stück Leder. »Eigentlich ist es egal, wo wir uns hinwenden«, sagte er. »Jede Richtung kann die falsche oder auch die richtige sein. Ich habe zwar hier eine Art Lageplan, aber genaues kann ich darauf auch nicht entdecken.«
Teri verzog das Gesicht. »Na prima, da können wir ja nichts verkehrt machen!«
***
Schon seit mehr als zwei Stunden führte der Weg immer nur bergauf. Der Weg war steinig und schwer zu begehen. Sogar bis in diese Höhe wuchsen die Bäume. Die Sonne schien und seit kurzer Zeit war der beißende Wind nicht mehr vorhanden. Zamorra keuchte schwer vor Anstrengung.
»Ich bin Parapsychologe und kein Extrembergsteiger«, beschwerte er sich.
»Und ich bin Silbermond-Druidin und hatte für heute Abend eine Fete angesagt«, sagte Teri.
»Heute Abend?« Zamorra nickte und grinste. »Und in welchem Jahr? 1582 oder 2002?«
Teri hielt an. Ihr Blick schien Zamorra wie eine Morddrohung.
»Noch ein Wort und ich drehe erst dir den Hals um, bevor ich den ollen Merlin stranguliere!«
»Schon gut.« Zamorra hob abwehrend die Hände. »Ich habe es nicht so gemeint.«
Teri winkte ab. Sie atmete ebenfalls tief ein und aus. Der Weg hierher war extrem anstrengend. Darum hatte sie auch ihre Jacke weit geöffnet.
Auch Zamorra hatte sich diese Marscherleichterung gegönnt.
Er wollte gerade weitergehen, da hob Teri die Hand.
»Stopp, Zamorra. Da ist etwas.«
Der Meister des Übersinnlichen blickte sich um. Er konnte nichts entdecken.
»Was soll sein?«, fragte er misstrauisch. »Ich kann nichts spüren.«
Teri winkte ab. Zamorra verstand diese Geste. Teri war Telepathin, sie musste eine Gedankenbotschaft erhalten haben und wollte sich auf diese konzentrieren.
Sie hob die Hände gegen den Kopf und schloss die Augen. Ihre Brust hob und senkte sich bei der geistigen Anstrengung.
»Da ist etwas!«, stieß sie hervor. Ihre Augen öffneten sich, blickten starr.
»Ich kann es nicht…« Ihre Stimme klang mechanisch.
Zamorra legte seine Hände auf ihre Schultern, um sie zu beruhigen.
»D'Halas Seelen-Tränen!« Ihre Augen wurden wieder klar. Teri redete wieder im normalen Tonfall.
»Bist du sicher?«, zweifelte Zamorra. »Wir wissen schließlich immer noch nicht, wer oder was das ist. Soviel Informationen hat uns der alte Knacker auch wieder nicht mitgegeben.«
Teri strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie zuckte mit den Schultern.
»Was heißt schon sicher«, sagte sie. »Ich habe Gedankenfetzen empfangen, die sich um D'Halas Seelen-Tränen drehen. Und wer aus dieser Welt und dieser Zeit kann das außer uns wissen?«
Zamorra nickte zustimmend.
»Da hast du recht.« Er faltete beide Hände ineinander. »Mir war, als hätte ich ebenfalls etwas empfangen. Eine Art Warnruf.«
Teri grinste. Es zuckte um ihre Mundwinkel.
»Eine telepathische Sirene?«, fragte sie mit spöttischem Unterton.
»Oder so.« Zamorra lächelte zurück. »Aber im Ernst, Teri. Ich habe irgendetwas empfangen.«
Sie nahm ihre Nase zwischen Daumen und Zeigefinger und kratzte sich.
»Das müsste ich als Telepathin eher empfangen haben als du«, hielt sie ihm vor.
»Schon möglich, aber vielleicht warst
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