0731 - Seelen-Tränen
alter Mann«, schimpfte sie. »Wenn Zamorra nur einen Kratzer davonträgt, bringe ich dich um! Ich finde einen Weg dazu…«
Und das meinte sie ernst.
Todernst!
***
Teri Rheken fühlte sich wie erschlagen. Dieser zeitlose Sprung hatte ihr alle Kräfte geraubt.
Sie saß auf dem kalten Steinboden und griff sich mit den Händen an die Stirn.
»Das gibts doch nicht«, murmelte sie.
Kopfschmerzen und ein Schwindelgefühl hielten sie im Griff. Sie blickte auf Zamorra und auf die zerstörte Parafalle. Der Meister des Übersinnlichen war bewusstlos. Er lag halb über der Falle.
Einige feine Risse zogen sich über die Außenhaut der Parafalle. Von ihrem Inhalt war nichts zu erkennen.
Teri blickte den Berg hinunter und sah, dass mehrere menschenähnliche Gestalten den Pfad hochliefen.
Wer kann das sein?, fragte sie sich. Ihre Gedanken waren so langsam wie Sirup, der aus einer Flasche ausgeschüttet wird.
Sie bewegte sich auf allen vieren auf Zamorra zu. Er ist zum Glück nur bewusstlos, stellte sie nach kurzer Untersuchung fest. Nichts gebrochen. Keine Wunde.
In diesem Augenblick waren die fremden Wesen schon bei ihnen. Es waren insgesamt acht dieser seltsamen Gestalten.
Sie hatten tiefbraune bis schwarze Haut und dunkle Augen, die hinter knochigen Wülsten verborgen lagen. Die Durchschnittsgröße dieser Wesen lag bei einem Meter sechzig. Bis auf einen Mann waren sie alle hager und wirkten ausgemergelt. Trotzdem schienen sie Riesenkräfte zu besitzen.
Das sind die Caltaren!, durchfuhr es die Druidin.
Sie blickte alle dieser gefährlich wirkenden Wesen der Reihe nach an. Zwei Mitglieder dieser Horde fanden ihr besonderes Interesse. Der eine, der größte unter ihnen, war augenscheinlich der Anführer. Er brüllte seinen Leuten etwas in einer kehligen Sprache zu.
Der andere war einzigartig. Er wirkte auf Teri wie ein verkrüppelter Ast mit Beinen. Aber das alleine war es nicht, was Teri faszinierte. Sein Gesicht sah aus wie eine wirbelnde, gelbweiße Masse, die keine Sekunde stillzustehen schien und die sich unaufhörlich zusammenzog und entspannte wie ein schlagendes Herz.
Teri hielt den Anblick von An'toarn nur wenige Sekunden aus, dann musste sie zur Seite schauen. Sie bemerkte, dass er von seinen Gefährten gemieden wurde. Woher sollte sie auch wissen, dass das Gesicht zu verlieren die grausamste Strafe der Caltaren war? An'toarn war der einzige Gesichtslose neben An'dean. Die Vorsilbe An' war eine Bezeichnung für Überlebende der Gesichtslosenfolter.
Ganz langsam hob sie ihre Arme, um den Caltaren ihre Friedfertigkeit zu beweisen.
»Hallo Leute«, sagte sie. »Wie gehts?«
Sie erhielt keine Antwort.
Zamorra war immer noch bewusstlos. Teri fluchte innerlich. Normalerweise hätte sie mit einem zeitlosen Sprung verschwinden können, aber was würde dann mit Zamorra geschehen?
Nein, erst musste sie einen Kontakt mit diesen Hungerkünstlern hersteilen, dann musste Zamorra erwachen und erst danach konnten sie gemeinsam verschwinden.
Die Caltaren sahen sie nur an. Langsam kamen sie näher, der Kreis schloss sich.
»Na, wollt ihr nicht antworten oder könnt ihr nicht?«
Verdammt, warum antworten die nicht? Und warum ist Zammy immer noch ohne Bewusstsein?
Die fremden Wesen kamen noch näher.
Lautlos und mit gefährlich wirkenden Bewegungen.
Teri begann unglaublich vorsichtig, die Gedanken des Caltarenanführers zu sondieren.
Sofort stieß sie auf eine Sperre, die wie eine geistige Mauer für sie war.
Da die Caltaren keine Reaktion auf ihren Kontaktversuch gemacht hatten, senkte sie die Hände langsam wieder. Der Anführer knurrte laut.
Teri blickte ihm in die Augen. Er wies mit der fünffingrigen Hand auf sich.
»Horan!«, bellte er die Druidin an. Dann folgte noch einmal dieselbe Geste und das eine Wort.
Teri interpretierte dies richtig als Namensvorstellung. Sie tat es dem Caltar gleich.
Nach einigen Minuten hatte sie einiges über die Humanoiden erfahren. Dann kniete das Wesen ohne Gesicht vor ihr und legte eine spindeldürre Hand auf ihren Kopf.
Teri schaute zur Seite. Sie konnte den Anblick einfach nicht ertragen. Da bemerkte sie, dass der Caltar mit Gewalt in ihre Gedanken eindrang.
Sie zuckte zusammen, stieß einen Schrei aus und fuhr hoch.
In diesem Augenblick erwachte Professor Zamorra.
***
Ein harter Stoß in den Rücken trieb ihn vorwärts. Dicke Kleidung hatte den Stoß gemildert, trotzdem zuckte er zusammen.
Zamorra fluchte unentwegt vor sich hin. Zwischen ihm und Teri liefen
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