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0732 - Schattenreiter

0732 - Schattenreiter

Titel: 0732 - Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zumute. Bei jedem Knistern der Plane hatte er das Gefühl, von einem fremden Wesen ausgelacht zu werden.
    An der offenen Tür blieb er stehen.
    Er peilte in den Gang. Sehr vorsichtig und bereit, sofort wieder zurückzuzucken. Nichts zu sehen.
    Erleichterung überkam ihn trotzdem nicht.
    Irgendwo mußten die Reiter geblieben sein. Ob Suko sie auch gesehen hatte?
    Bill verließ seinen Standort. Er schlich nach links, auf den Beginn der Treppe zu. Wenn sie sich in der Halle aufhielten, dann konnte er sie möglicherweise hören, denn in diesem leeren Raum trug der Schall die Geräusche sehr weit.
    Es war nichts zu hören.
    Stille…
    Er drehte sich wieder um.
    Sein Mund blieb vor Staunen offen. Lautlos hatte sich hinter ihm das Grauen herangeschlichen.
    Es war ein Schatten, aber keine Gestalt. Einfach ein in der Luft schwebender, schwarzer Fleck, der absolut lichtlos war und nur mit dem Spuk hätte verglichen werden können.
    Bills Herz schlug schneller. Die Überraschung hatte ihn noch nicht losgelassen.
    Der Schatten stand da.
    Er trennte den Gang, aber er bewegte sich. Und wieder geschah dies absolut lautlos.
    In den folgenden Sekunden bekam Bill Conolly den Eindruck, Zeuge einer Geburt zu sein. Etwas unheimlich Böses wurde da geboren. Etwas, das mit normalen Worten nicht zu beschreiben war und eine Kälte ausstrahlte, die mit einer normalen nicht zu vergleichen war. Es war die Kälte des Bösen, eine Leere, eine Schwärze, die einem Menschen tiefe Angst einjagen könnte.
    Bill wollte sich nicht schlecht fühlen, aber er fühlte sich auf einmal so. Seine Knie fingen an zu zittern, er schluckte, und seine Zunge wirkte wie ein Pelz, den man ihm in den Mund geschoben hatte.
    Tief holte er Luft.
    Das Gefühl wollte nicht weichen. Für einen Moment sah er selbst vor seinen Augen Schatten, die aber mit dem Schatten vor ihm nichts zu tun hatten.
    Der vor ihm war längst nicht mehr so breit und plakativ. Er verwandelte sich in eine Gestalt.
    Bill hatte sie schon auf dem Rücken des Pferdes gesehen. Und er sah jetzt auch die beiden rotglühenden Augen.
    »Wer bist du?« Die Frage sprang über seine Lippen.
    Und der Schatten gab Antwort. Mit einer unheimlich dumpfen und doch metallisch klingenden Stimme, die sich anhörte, als wäre sie von zahlreichen verzerrten Echos begleitet.
    Dennoch verstand er die Antwort.
    »Vernon Graves…«
    ***
    Fabienne Stone schaute mich konzentriert an. Sie hatte ihre provozierende Haltung noch immer nicht aufgegeben. Leichter Wind wehte über die Mauern, er spielte mit ihren Haaren, was ihr nicht gefiel, denn mit einer herrisch wirkenden Geste strich sie einige der blonden Strähnen zurück. Von den Zirkusleuten ließ sich niemand blicken. Sie hatten sich in ihre Wagen verkrochen und schauten aus sicherer Entfernung zu.
    »Gehört Ihnen der Wagen?« unterbrach sie nach einer Weile das Schweigen zwischen uns.
    »Ja.«
    »Fahren Sie ihn sofort weg und bleiben Sie selbst auch draußen, Mister…«
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Interessiert mich nicht.«
    »Weshalb soll ich den Wagen weg fahren?«
    »Weil ich es so will.«
    »Dann sind Sie die Chefin hier?«
    Sie schickte mir ein Lachen entgegen. »Als wenn Sie das nicht längst wüßten.«
    »Stimmt.«
    »Sie stören. Und da Sie nicht zur Firma gehören, will ich Sie auch nicht sehen.«
    »Wer sagt Ihnen denn, daß ich nicht zur Firma gehöre?«
    Fabienne Stone wurde ungeduldig und stampfte sogar mit dem rechten Fuß auf. »Erstens hätte ich Sie gekannt, und wenn Sie neu angefangen hätten, wäre ich über Ihr Kommen informiert worden. Ich weiß nicht, wer Sie sind, was Sie hier wollen, aber ich habe es nun mal nicht gern, wenn man herumschnüffelt.«
    »Was könnte ich denn entdecken?«
    »Nichts. Gehen Sie!«
    Ich lächelte sie an, was allerdings auch nichts brachte, denn sie änderte ihre Haltung um keinen Deut. Nur schien sie mir zu lauschen, um herauszufinden, ob in ihrer Umgebung etwas geschah, aber das war wohl nicht der Fall. Fabienne wollte etwas sagen, hatte schon angesetzt, als wir beide ein Geräusch hörten, das so gar nicht in diese Umgebung hineinpassen wollte.
    Ein entfernt klingendes, helles Wiehern, als wären Pferde unterwegs. Die Frau krauste die Stirn und hörte sich meine Frage an. »Haben Sie die Pferde mitgebracht?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe ein Wiehern gehört.«
    »Ein Irrtum.«
    »Okay, ein Irrtum.« Ich gab ihr recht, hatte dabei nicht sehr überzeugend gesprochen, so daß sie eigentlich hätte

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