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0732 - Schattenreiter

0732 - Schattenreiter

Titel: 0732 - Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mr. Leconte, möchten Sie zu Hanita?«
    Er war verlegen, wand sich, räusperte sich auch, weil er Zeit gewinnen wollte. »Ja… nein…, ich meine, es ist schon komisch, begreifen Sie das?«
    »Nein.«
    Er lachte. Es klang ziemlich verlegen und auch blechern. Dann senkte er den Kopf. »Wissen Sie, was ich jetzt sage, geht nicht gegen Sie persönlich, aber Sie sind zu uns gekommen und haben etwas Unruhe in die Menschen gebracht.«
    »So?«
    Ich hatte ihn durch dieses eine Wort aufgefordert, doch weiterzureden. »Ja«, sagte er, »nicht persönlich nehmen, aber wir spüren, daß sich etwas verändert hat. Einigen ist es sowieso nicht geheuer hier. Sie sind so anders und gleichzeitig wissend.«
    »Schon gut.«
    Er rückte mir dicht auf den Leib und fragte dann: »Hat sie etwas gesagt, Mr. Sinclair. Vielleicht von ihren Träumen, von den Schatten, die über uns kreisen.«
    »In etwa.«
    »Glauben Sie es?«
    »Warum sollte ich?«
    Seine Augen funkelten in der Dunkelheit wie an den Oberflächen polierte Kohlestücke. »Glauben Sie ihr nicht alles. Sie… sie ist eine alte Frau. Sie spinnt sich oft etwas zusammen. Man kann sie nicht ganz ernst nehmen.«
    »Aber Sie nehmen Hanita doch ernst, Mr. Leconte.«
    »Wir tun so.«
    »Tatsächlich?«
    Es räusperte sich, als er merkte, daß ich ihm nicht glaubte. Dann hob er die Schultern. »Nun ja, es ist eben manches nicht einfach zu begreifen. Vielleicht sollten wir von hier wegziehen, bevor es zu spät ist. Und Sie sollten dann auch gehen.«
    Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, hatte er sich umgedreht und ging mit schnellen Schritten davon. Es war mir zu dumm, ihm nachzueilen, aber seine und Hanitas Aussagen hatten mich nachdenklich werden lassen.
    Immer wieder war von diesem Schloß die Rede, das Hanita als die Wurzel allen Übels ansah.
    Ich mußte es mir von innen anschauen.
    Die Zirkusleute hatten sich in die Wagen zurückgezogen. Mir kam es so vor, als fürchteten sie sich vor der Dunkelheit und damit auch vor dem Einbruch der Nacht.
    Mein Blick erfaßte einen Teil des alten Gemäuers. Hoch und wuchtig ragte es zwischen den dünner gewordenen Schwaden in die Höhe. Ich konnte bereits Ausschnitte des dunklen Himmels sehen. An manchen Stellen schimmerte sogar ein Stern, als wollte er mir aus der Ferne einen Gruß zuschicken.
    War dieses burgähnliche Schloß einmal vom Spuk übernommen worden? Vorstellen konnte ich es mir schon, denn er hielt sich nicht nur in seinem Reich auf, wobei man von einem Reich bei ihm nicht direkt sprechen konnte, denn er war gleichzeitig auch sein Reich.
    In der vorabendlichen Stille klang das Geräusch eines anfahrenden Wagens besonders laut. Mir fiel automatisch eine Person ein, die ich bisher hier noch nicht gesehen hatte, die aber so etwas wie die Leiterin des ganzen war.
    Fabienne Stone!
    Ich umrundete einen Wagen und ging an den Rückseiten der anderen entlang, um dorthin zu kommen, wo auch wir unser Leihauto abgestellt hatten.
    Blasses Scheinwerferlicht huschte über den Boden, verfing sich in den Lücken, die sich auftaten, tanzte über das Pflaster, ließ altes Unkraut aussehen wie gepudert und kam schließlich zur Ruhe, als der Wagen abgestoppt wurde.
    Eine Wagentür schwang auf. Licht erfüllte das Innere des Fahrzeugs und schwang auch über das blonde Haar einer Frau, als sie den Geländewagen verließ.
    Sie blieb neben dem Fahrzeug stehen, stemmte die Fäuste in die Hüften und schaute sich verwundert um. Ihr Blick blieb dabei auf unserem Toyota hängen.
    Ich war sehr leise an die Frau herangegangen und hörte sie dann sprechen.
    »Was soll das denn? Besuch?«
    »Ja, ich«, sagte ich und ging um den Jeep herum.
    Sie drehte sich, sah mich und schrie leise auf. »Wer sind Sie?«
    »Fabienne Stone?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Ich glaube, wir sollten uns mal über das Schloß hier ein wenig unterhalten…«
    ***
    Bill Conolly verzog das Gesicht, als hätte man ihm puren Zitronensaft in die Kehle geträufelt, als er das Schloß betrat.
    »Was hast du?« fragte Suko.
    »Ich mag das Knarren der Türen nicht.«
    »Das gehört dazu.«
    »Ich werde mich nie daran gewöhnen können.« Bill überließ es Suko, die große Tür wieder zuzuziehen, er selbst betrat eine Lobby, die noch keine war.
    Es mußte noch viel gebaut und umgebaut werden. Die Handwerker hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Überall standen Töpfe mit Farben herum. Leitern lehnten an den ausgebesserten Innenwänden, die ansonsten bleich wie Leichen waren. An der Decke hingen

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