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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dort war die Sonne gesunken und hatte dem Dunst im Westen ein rosafarbenes Band gegeben.
    Ein toller Himmel…
    Es war kein Tor ins Grauen gewesen, keine Tür in eine andere Welt, es war alles so schrecklich normal. Dieser Winterabend mit seiner Dunkelheit und dem Abendrot. Mit dem Verkehr unter ihr, dessen Schallwellen an der Hauswand hochglitten und sie erreichten wie eine brausende Musik.
    So normal.
    Und kein Vogel, der in der Luft schwebte und seine Schwingen in einem bestimmten Rhythmus bewegte. Er war gar nicht da, er hatte nur in ihren Träumen und Vorstellungen existiert, ebenso wie die Stimme, die May aufgefordert hatte, das Tor zu öffnen.
    Plötzlich beneidete sie Anne Wilde nicht mehr um ihren Discobesuch. Das war alles Unsinn, das war Quatsch, das lag so lange zurück. Sie fühlte sich in dieser Wohnung viel sicherer. Es war nur etwas zu warm gewesen, diese unnatürliche Hitze hatte dafür gesorgt, daß sie sich eben nicht so fühlen konnte, wie sie es gern gehabt hätte.
    Ja, so mußte es gewesen sein…
    Tief atmete sie durch.
    Und noch einmal saugte sie die Luft ein. Es war herrlich, die Londoner Nachtluft zu erleben, obwohl sie nicht zu der besten gehörte, die das Land zu bieten hatte.
    Aber sie war besser.
    Noch einmal schaute sie nach unten. An der Hauswand ließ May den Blick hinab in die Tiefe gleiten.
    Aus zahlreichen Fenstern drang Licht. Vor den Rechtecken plusterte es sich jedesmal zu einer gelben Wolke auf. Sie drückte sich zurück.
    Drehte sich um!
    Erstarrte!
    Da war etwas. May spürte es, obwohl sie es nicht sah. In ihrem Zimmer hielt sich jemand verborgen. Etwas Kaltes, Widerliches und Unheimliches. Das Licht reichte zwar aus, für diesen Zweck jedoch nicht. Es gab einfach zu viele dunkle Ecken, wo sich jemand verbergen konnte.
    Wenn ja, durfte er nicht groß sein. Und vor allen Dingen, wie war er dann in das Zimmer gekommen? Bestimmt nicht durch das Fenster, denn das wäre May aufgefallen.
    Also wie?
    Sie ging vor.
    Erst auf Hacken, dann auf den Zehenspitzen. So verursachte sie neue leise Geräusche. Für einen Moment schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, daß es jemand geschafft hatte, sich unsichtbar zu machen. Aber das war es wohl nicht gewesen.
    Unsichtbare gab es nicht. Nicht im wirklichen Leben, höchstens in irgendwelchen Märchen und Legenden.
    Durch das offene Fenster wehte es kalt. Der Wind war hier oben immer stärker als unten. Heute empfand sie ihn nicht normal. Ihr war, als wäre ein Geist aus dem Totenreich gestiegen, um ihren Nacken zu berühren und die Schauer der Angst zu erzeugen.
    Sie blickte nach links.
    Dort war es am dunkelsten. Da »hockten« die Schatten zwischen den Lichtinseln. Sie waren unheimlich, sie ließen kein Licht durch.
    Waren sie auch starr?
    May ging einen Schritt näher.
    Und plötzlich war da die Hand, die ihr den Eispickel ins Herz stieß. Grausam und zielsicher, als sollte sie ausbluten.
    Der Schreck lähmte.
    Und plötzlich dachte sie daran, daß ein Unsichtbarer sichtbar geworden war…
    ***
    Suko hatte mich im Büro angeschaut, im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten und auch jetzt im Wagen.
    »Na und?«
    »Wie na und?«
    Ich stoppte vor einer Ampel. »Was glotzt du mich so an? Willst du ein Foto?«
    »Nein, ich möchte doch weiterhin ruhig schlafen können.«
    »Akzeptiert, Alter. Was willst du dann?«
    »Kann ich dir sagen. Du sollst einmal nachdenken, richtig nachdenken und mir dann recht geben.«
    »Schön. Worüber soll ich nachdenken?«
    Ich fuhr wieder an, weil der Vordermann sich auch in Bewegung setzte. Sein Transporter stieß eine dicke Rauchwolke gegen die Kühlerhaube des Rover.
    »Über das, was ich schon gesehen habe und du mir nicht so recht glauben wolltest.«
    »Du meinst den?« Ich hob die Schultern, ließ sie wieder fallen und sorgte dafür, daß meine Oberarme die Bewegungen mitmachten, wobei die Hände am Lenkrad blieben.
    »Bingo, John.«
    »Den Flattermann!«
    »Noch mal, Bingo.«
    »Ja, es scheint ihn wo zu geben.«
    »Du hast ihn auch gesehen, als wir Drusows Haus verließen, wolltest ihn aber nicht akzeptieren.«
    »Was heißt, ich wollte ihn nicht akzeptieren? Mir wollte nur nicht in den Kopf, daß es einen Zusammenhang zwischen den Teleportern und den Vampiren gibt.«
    »Jetzt schon.«
    »Noch fehlen uns die Beweise.«
    »Die wir gleich holen werden. Ich halte unseren Freund Hugo Westlake nicht für einen Spinner. Der hat uns ja nicht grundlos scharf gemacht. Da muß schon etwas gewesen sein. Daß seine ehemaligen

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