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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihnen lag die Finsternis schwer wie Vorhänge.
    Kalte Luft strömte uns entgegen. Ich merkte es, als mich die Kraft nach vorn katapultierte und es mir nicht gelang, mich auf den Beinen zu halten.
    Etwas prellte gegen meinen rechten Fuß. Dann bewegte sich der Boden auf mich zu.
    Ich rollte mich blitzschnell ab und spürte erst jetzt etwas von den Schmerzen in meiner rechten Schulter, denn mit ihr war ich gegen die Tür gerammt.
    Kein Lachen mehr, auch keine Stimmen. Noch im Rollen zog ich meine Beretta, hielt sie mit beiden Händen fest und zielte gegen die Decke. Dann schwang ich die Arme und auch meinen Körper herum, um gedankenschnell auf die Beine zu kommen, was mir nur halbwegs gelang, denn mit dem rechten Fuß rutschte ich aus.
    Suko stand bereits.
    Er huschte auf das Fenster zu. Ich hörte ihn fluchen, und er sprach von einem Schatten, der durch die Öffnung nach draußen gehuscht war wie ein zu großer Vogel.
    »Kein Irrtum, Suko?«
    »Nein!«
    Er stand am Fenster und schaute in den Dunst. Ich wandte mich in eine andere Richtung.
    Da sah ich den Körper.
    Bewegungslos und leicht gekrümmt lag er rücklings auf dem Boden. Auch bei diesen schlechten Lichtverhältnissen sah ich, daß dieser Frau nicht mehr zu helfen war. Irgendein Lichtreflex hatte einen kalten und toten Glanz in ihre Augen gezaubert und sorgte dafür, daß die Leere noch stärker durchbrach.
    »Hier liegt jemand.«
    Suko drehte sich um. »Wer?«
    »Ich nehme an, daß es May Feldman ist.«
    »Tot?«
    »Sieht so aus.«
    Suko kam näher. Er blieb neben mir stehen. Sekundenlang schwiegen wir. Dann beschwerte sich mein Freund darüber, daß es zu dunkel im Raum war. Er durchquerte ihn, fand einen Schalter und kickte ihn nach unten.
    Unter der Decke wurde es hell.
    Für die Lampe hatten wir keinen Blick, sondern nur für die Tote, die vor uns lag.
    Wir kannten die Frau vom Ansehen her nicht. Es mußte May Feldman sein, denn aus den Beschreibungen Hugo Westlakes wußten wir, wie sie ungefähr ausgesehen hatte.
    In ihr steckte kein Funken Leben mehr. Sie war sicherlich nicht durch einen Herzschlag gestorben, und ich wandte mich an Suko, weil ich wissen wollte, wer da aus dem Raum geflohen war.
    Er wiegte den Kopf. »Wenn ich das genau wüßte, wäre mir wohler.«
    »Du hast also nichts erkannt?«
    »Nein, aber ich weiß, daß die Fassade verdammt glatt ist. Das schafft nicht einmal jemand mit Saugschuhen. Es gibt nur eine Möglichkeit, John.«
    »Fliegen«, sagte ich.
    Suko nickte.
    Ich überlegte. »Wer kann fliegen?«
    Als ich seinen Blick und sein Grinsen sah, kam ich mir vor wie ein Schüler, der vor seinem Lehrer steht und von diesem mit Worten fertiggemacht werden sollte.
    »Ja, ja, ich weiß. Die Fledermaus.«
    »Exakt.«
    »Der Vampir, um genauer zu sein.«
    »Wieder Bingo, John.«
    Mehr sagte ich nicht. Dafür aber handelte ich und drehte mich langsam um.
    Mich interessierte die Tote. Wir hatten noch immer nicht gesehen, wie sie ums Leben gekommen war. Durch Gewalt sicherlich, nur entdeckten wir keine Spuren an ihrem Körper.
    Ich bückte mich.
    Sie lag zwar auf dem Rücken, ihr Kopf war nach links gedreht.
    Ich berührte das Gesicht an der Wange und gab ihm den nötigen Druck. Der Kopf bewegte sich und blieb schließlich so liegen, daß ich auch den Hals sehen konnte.
    Und zwar an seiner linken Seite!
    Die Wunde war nicht zu übersehen. Sie blutete zwar nicht mehr, doch es klebte noch der Rest an den Rändern. Obwohl das Blut die Wunde verwischt hatte, war es mir möglich, die beiden Einstiche zu erkennen, die parallel zueinander standen.
    Ich richtete mich auf.
    Mein Gesicht war blaß geworden. Suko lächelte noch immer, diesmal allerdings sehr hart, denn auch er wußte, was hier vorgefallen war. Er hatte zudem den Blutsauger noch flüchten sehen.
    »Die Fledermaus, Suko.«
    »Ja. Aber sag ihren Namen. Oder traust du dich nicht?«
    »Assunga!«
    »Leider.«
    Wir schwiegen, denn wir waren beide mit den Gedanken bei ihr.
    Bei einer Person, die wir als Hexe kennengelernt hatten. In Rumänien hatten wir erlebt, wie gefährlich sie war.
    Das Hexendasein allein war ihr nicht genug gewesen. Sie hatte dem noch eine Krone aufgesetzt.
    Hexe und Vampir!
    Eine Vampirhexe!
    Zudem besaß sie eine Waffe, die nicht unterschätzt werden durfte.
    Sie trug den Zaubermantel, der aus der Haut eines Schamanen gefertigt worden war. Gegen Assunga allein hätten wir gute Chancen gehabt, aber sie hatte es verstanden und sich einen mächtigen Verbündeten gesucht,

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