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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blitzartig von einem Ort weg an einen anderen zu schaffen.
    Sie mußte bleiben, sie mußte das Kreuz anschauen, das ich nicht wegnahm, und sie wußte Bescheid, denn das erkannte ich am Blick ihrer Augen.
    Angst und Wissen paarten sich dort!
    Noch schwebte das Kreuz über ihr, das jedoch hatte nicht viel zu sagen. Für mich nicht sichtbar strahlte es etwas ab, das einem Blutsauger Folter und Schmerzen zufügte. Sie würde das Grauen erleben, und es würde sie schließlich hineinreißen in den endgültigen Abgrund, denn dann würde es sie nicht mehr geben.
    Aus, vorbei!
    Sie riß den Mund so weit wie möglich auf. Die Augen waren dabei verdreht. Wilde Furcht und Haß kennzeichneten ihren Blick. Sie wollte sich zur Seite werfen, um aus der Gefahrenzone zu kriechen.
    Ich aber war schneller.
    Mit einer Hand hielt ich sie fest, ihr Körper blieb dort, wo ich ihn haben wollte.
    Und dann ließ ich das Kreuz fallen.
    Nicht in das Gesicht, davor schrak ich irgendwie zurück. Es berührte die dünne Haut an ihrer Kehle und sah für einen Moment aus wie unter Feuer stehend.
    Etwas zischte, und plötzlich roch es nach angesengter Haut. Ein beißender Gestank, der um meine Nase wehte.
    Dann war es vorbei.
    May Feldman sackte zusammen. Sie wirkte wie ein Körper, aus dem alle Energie herausgezogen worden war. Es gab keinen Haß mehr in ihren Augen, keinen Willen, um noch einmal zu kämpfen.
    Es war einfach alles anders geworden.
    Sie lebte nicht mehr.
    May Feldman war endgültig gestorben. Sie würde nicht als Untote durch die Nacht geistern, um sich auf die Suche nach Menschenblut zu machen.
    Durch ihren Tod waren möglicherweise zahlreiche Menschen vor dem Verderben gerettet worden.
    Trotzdem überkam mich kein gutes Gefühl. Ich war nicht der strahlende Sieger, und Suko erging es ähnlich, denn er stand mit hängenden Schultern neben mir.
    »Sag was!« forderte ich ihn auf.
    »Wie du willst. Es wird dir nicht gefallen.«
    »Ist mir egal.«
    »Wir haben eine Spur gehabt. Jetzt ist sie weg, gelöscht worden. Und so bald werden wir Assunga nicht mehr begegnen. Du weißt, daß sie stark ist. Sie wird sich umgeschaut haben, sie wird sich…«
    »Ja, schon gut, ich habe begriffen.«
    »Laß mich ausreden, John!« Suko setzte sich in einen Sessel und streckte die Beine aus. »Wir wissen, daß sie beim Fall der Teleporter im Hintergrund mitgemischt hat. Wir kennen aber nicht ihr Motiv. Sie hat uns aber bewiesen, daß sie dabei ist. Was wir hier erlebt haben, ist Zeichen genug. Assunga ist dabei, Assunga mischt mit, und im Hintergrund lauert Will Mallmann.«
    »Weiter.«
    »Er wird möglicherweise seinen Plan auf Assunga übertragen haben. Das heißt, wir müssen mit ihm rechnen.«
    »Und mit ihr.«
    »Natürlich. Oder glaubst du, daß sie von ihren Plänen lassen wird, obwohl wir einen davon durchkreuzt haben?«
    »Kann ich mir schlecht vorstellen.«
    »Eben, John. Deshalb könnte es sein, daß sie zurückkehrt.«
    Ich gab Suko keine Antwort, sondern ging zur Wohnungstür, weil ich von dort Stimmen gehört hatte. Es waren die Kinder, die nicht mehr tief im Flur spielten, sondern den Krach gehört hatten und nun sehen wollten, was hier passiert war.
    Sie schauten mich grinsend und auch neugierig an. Zwei Jungen hielten Holzschwerter in den Händen und hatten Kunststoffhelme auf ihre Köpfe gesetzt.
    »Wir sind die Ritter«, erklärte man mir. »Wir wollen hier die Gefangenen befreien.«
    »Es gibt sie nicht. Tut mir einen Gefallen und geht!«
    Aus dem Hintergrund erklang die Piepsstimme eines jungen Mädchens. »Warum sollen wir denn gehen?«
    »Weil es besser für euch ist. Das ist eine Sache für Erwachsene. Hier soll nicht gespielt werden.«
    »Hast du die Tür kaputtgemacht?« fragte mich einer der Ritter.
    Ich nickte. »Ja, das bin ich gewesen.«
    »Warum?«
    »Weil ich den Schlüssel vergessen habe.«
    Kinder reagieren oft unberechenbar und für uns Erwachsene komisch. Diese Antwort hatte ihnen gefehlt. Es wirkte beinahe wie abgesprochen, plötzlich fingen sie an zu lachen und ließen das schrille Gelächter durch den Flur hallen. Damit hatten sie auch das Interesse an mir verloren, denn sie tobten wieder zurück.
    Ich atmete prustend aus, wischte den Schweiß von meiner Stirn und ging wieder zurück.
    Suko erwartete mich an der zerstörten Tür. Am Rahmen stützte er sich ab. Er hatte die Tür so gut wie möglich wieder aufgerichtet. Sie stand jetzt schräg, aber der Zwischenraum war groß genug, um einen Menschen

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