0736 - Rächer zwischen den Sternen
wurde. Von dort aus sollte auch die GAVÖK, die neue Allianz gegen das Konzil, gebildet worden sein.
„Und wie soll es uns gelingen, Kontakt mit Atlan aufzunehmen?"
„Wir haben da unsere Verbindungen", verriet Glytha Vermeeren. „Entsprechende Funknachrichten sind bereits unterwegs. Wir werden sicher bald eine Antwort erhalten."
„Und warum seid ihr nicht auch in die Provcon-Faust geflohen?"
verlangte Ras Tschubai zu wissen. „Dort wäret ihr sicher gewesen."
Glytha Vermeeren druckste herum, ehe sie zugab: „Uns gefällt es nicht, daß Atlan innerhalb seines begrenzten Gebietes von den Laren in Ruhe gelassen wird."
„Warum nicht? Ist das nicht gut für alle Menschen, die dort Zuflucht gesucht haben?"
„Vielleicht ist es gut, wenn man nur ein paar Jahre in die Zukunft sieht, aber nicht viel weiter. Die Macht des Konzils festigt sich zusehends, weil nichts dagegen unternommen wird. Die Gründung der GAVÖK kann nichts anderes als ein Bluff sein, um ungeduldige Terraner zu beruhigen. Nein, wir wollten frei sein, darum suchten wir New Terra."
„Und ihr habt New Terra wieder verloren", erinnerte sie Ras, der sich insgeheim Glythas Meinung anschloß. „Ihr wollt es wieder versuchen?"
„Wir geben nicht auf!" sagte sie entschlossen.
„Daran wird euch Atlan ebensowenig hindern wie wir, aber wir brauchen den Kontakt mit ihm. Sobald er hergestellt ist, könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt. Aber auch wir haben ein Problem."
„Wenn wir helfen können ..."
„Vielleicht. Wir haben Treibstoffmangel. Wir müssen einen Depotplaneten anfliegen, um die Vorräte zu erneuern. Niemand weiß, was mit diesen Planeten geschehen ist, darum müssen wir mit Atlan sprechen. Ohne Treibstoff können wir unsere Rolle als Vhrato nicht mehr weiterspielen."
„Es kann Wochen dauern, bis der Kontakt hergestellt ist."
„Wir werden warten. Die rote Sonne ist als Treffpunkt gut geeignet, da sie Ortungsschutz bietet. Selbst die Überschweren finden euch und uns hier nicht so schnell."
„Dann werden wir unseren Kontaktleuten die Position bekanntgeben", schlug Glytha Vermeeren vor. „Wenn Atlan erfährt, wer ihn hier erwartet, wird er so schnell wie möglich kommen."
„Das hoffe ich auch", sagte Ras Tschubai, und außer einer riesengroßen Freude, den Arkoniden wiederzusehen, verspürte er tief im Unterbewußtsein Unbehagen darüber. „Wir werden die Zeit nutzen und inzwischen versuchen, einen der Depotplaneten anzufliegen. Vielleicht gelingt es uns, die Vorräte zu ergänzen, ehe Atlan eintrifft. Wir kennen die Positionen, wissen aber nicht, ob die Laren von diesen Welten bereits Besitz ergriffen haben.
Wir werden es herausfinden."
„Wir warten hier", versprach Glytha Vermeeren.
„Und wir kommen bald zurück", versicherte Ras Tschubai.
Er teleportierte in die SZ-2 zurück.
Glytha Vermeeren holte tief Luft, als sie sich setzte.
„Ich fühle, daß eine Entscheidung näherrückt, meine Freunde.
Trotzdem werden wir unseren Plan nicht aufgeben, einen guten Planeten zu finden, auf dem wir uns eine neue Heimat aufbauen können. Nicht alles kann beim ersten Versuch gelingen."
Sie gaben ihr recht, aber jeder war auch über die Ruhepause erfreut, die sich ihnen nun bot. Nicht alle sahen dem Zusammentreffen mit Atlan voller Zuversicht entgegen, bei manchen machten sich Unsicherheit und Zweifel breit. Sie alle hatten sich nicht ihm angeschlossen, sondern einer resoluten, selbstsicheren Frau. Wie würde Atlan darauf reagieren?
4.
Als die SZ-2 nach mehreren Linearetappen unweit vom System der Wega in das Einsteinuniversum zurücktauchte, sahen Senco Anrat, Ras Tschubai und ein alter, ergrauter Offizier der ehemaligen Solaren Flotte mit brennenden Augen auf den Panoramaschirm, und ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Auf der linken Seite des Schirms stand die Wega, grell und groß, die Sterne in der näheren Umgebung durch ihren Glanz überstrahlend.
Aber auf der rechten Seite des Schirms war ein kleiner, gelber Stern. Er wirkte unscheinbar und nicht besonders wichtig, ein Stern unter Tausenden. Die Instrumente gaben seine Entfernung mit siebenundzwanzig Lichtjahren an.
„Sol!" sagte Anrat schließlich. „Die Sonne der Erde!"
Ras Tschubai nickte stumm. Seit hundertzwanzig Jahren hatte er die heimatliche Sonne nicht mehr gesehen und fast an ihrer Existenz zu zweifeln begonnen. Das war die Sonne, die einst der Erde die Entstehung des Lebens ermöglicht und auch sein eigenes hervorgebracht hatte. Es war
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