0738 - Die Nächte der Ratten
hinter den Fenstern gab es eine Menge Zuschauer. Aber keine hatte sich bemüßigt gefühlt, einzugreifen, als die drei Celine vergewaltigen wollten.
»Da mutige Frau«, sagte der Marokkaner. »Polizei? Soldat?«
»Ich bin nur ein paar hundert Jahre auf einem Piratenschiff mitgefahren.« Diana grinste ihn an. Natürlich glaubte er ihr nicht.
Wenig später stoppte ein Streifenwagen. Die Flics sammelten die beiden Glatzköpfe ein, ohne erst einen Ambulanzwagen zu rufen.
»Meine Freundin erstattet Anzeige«, sagte Diana. »Wegen versuchter Vergewaltigung.«
»Das machen wir auf der Wache…«
»Das machen wir gleich hier«, bestimmte Diana energisch. »Sonst kriegt ihr Ärger, Freundchen.«
Einem der beiden Flics dämmerte etwas. »Sie sind…«
»Richtig. Ich bin genau die.«
Da klappte es.
»Und fahrt hier jetzt mal etwas öfter Streife«, forderte Diana. »Damit sich das nicht so schnell wiederholt. Außerdem ist unser Brötchengeber«, sie deutete schmunzelnd auf den Marokkaner, der sich angesichts der Polizisten ebenso unsicher fühlte wie gegenüber den Glatzen, »gefährdet, weil er sich mit dem dritten Mann angelegt hat.«
»Diese Burschen haben wir sowieso unter Beobachtung. Die wollte nicht mal Le Pen in seiner Partei haben, weil die noch rechtsradikaler sind als er…«
»Dann macht mal schön.« Diana schwang sich wieder in den AX, wendete und parkte ihn auf der anderen Straßenseite vor dem Haus, in dem Celine wohnte. Der Platz war zwischen den dort stehenden, ziemlich schrottreifen Vehikeln zwar etwas zu eng, aber nur vorher…
Danach hatte der Citroën eine paar Kratzer mehr an der Stoßstange, aber er stand! Die beiden Polizisten sahen unbeeindruckt zu und fuhren dann mit ihrer besinnungslosen rechtsradikalen Fracht davon.
»Danke«, sagte Celine leise, als die beiden Frauen sich in ihrer Wohnung befanden. »Das war verflixt eng.«
»Warum wohnst du in dieser beschissenen Gegend? Hier ziehst du solches Geschmeiß doch regelrecht an.«
»Sagt meine Mutter auch immer. Aber hier ist die Miete billig. Woanders kann ich mir keine Wohnung leisten.«
»Fragt sich, ob es das wert ist.«
»Die Typen haben mich wohl heute Nacht beobachtet. Habe ein paar Tanzübungen gemacht…« Celine streifte die ramponierten Fetzen ab und begann im kleinen Kleiderschrank nach anderen Sachen zu fahnden.
»Und dann läufst du auch noch so spärlich gewandet auf die Straße«, fuhr Diana tadelnd fort. »Irgendwann musste das ja passieren. Wenn du deine Gewohnheiten nicht ändern willst, dann zieh von hier weg. Wie wärs mit einer Wohngemeinschaft?«
Celine schüttelte den Kopf. »Will ich nicht. Da hätte ich auch bei den Eltern bleiben können. Ein halbes Dutzend Leute, die dir ständig im Weg stehen oder dir vorschreiben wollen, was du tun und lassen musst… Das ist nichts für mich. Was soll ich anziehen?«
Diana trat zu ihr an den Kleiderschrank und begann eine kleine Auswahl für ihre Freundin zu treffen. Die lehnte sich an die Zimmertür. »Sag mal, du bist doch noch mit Chefinspektor Robin liiert, nicht wahr?«
Diana nickte. »Soll möglichst auch so bleiben.« Sie lächelte.
»Wie beständig«, seufzte die Tänzerin, die bislang stets Pech mit Männerbekanntschaften gehabt hatte. »Ich beneide dich darum. Sag mal, dein Freund ist doch mit einem Okkultisten bekannt, oder…?«
»Du meinst Professor Zamorra?«
Celine nickte.
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Diana.
»Da sind diese seltsamen Fälle von verschwundenen Leuten«, sagte Celine. »Hast du sicher in der Zeitung gelesen, oder dein Freund hat dir vielleicht davon erzählt. Da soll doch immer ein Sportwagen im Spiel gewesen sein.«
»Was hat das mit Pierre oder Zamorra zu tun?«
»Ich habe da heute Nacht etwas gesehen«, sagte Celine und nahm das Kleid entgegen, das ihr Diana vorhielt. »Da war ein Porsche-Cabrio. Ein Mann stieg ein. Der war irgendwie -bedrohlich. Ich weiß nicht, wieso, aber ich war froh, als er fort war. Und am Lenkrad… Ich weiß nicht, öb das ein Mensch war.«
»Was soll es dann gewesen sein?«
»Etwas irgendwie Schwarzgraues. Ich weiß es nicht, Diana.« Sie schlüpfte in das Kleid und strich es glatt. »Ich hatte Angst, als ich es sah. Ich konnte lange nicht einschlafen und habe nachgedacht. Der Mann war eher ein düsterer Schatten, der Seelen jagt, und die Person am Lenkrad… Ach, was solls, du glaubst es mir ja doch nicht.«
Diana sah an ihr vorbei.
Plötzlich straffte sie sich.
»Pierre leitet die
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